Kehrtwende! Gut-Behrami (33) denkt doch nicht ans Aufhören
Olympia 2026? «Ja, warum nicht?»

Lara Gut-Behrami (33) meldet sich erstmals seit mehreren Monaten zu Wort. Wie? Gut gelaunt, motiviert und mit einem Blick in die Ski-Kristallkugel.
Publiziert: 30.09.2024 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2024 um 13:52 Uhr
Lara Gut-Behrami hat einen guten Sommer hinter sich. Sie denkt sogar daran, noch bis 2026 weiterzufahren.
Foto: Sven Thomann
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Mathias GermannReporter Sport

Holt sie etwa auch noch Ski-Legende Vreni Schneider (59) ein? Lara Gut-Behrami (33) erklärt anlässlich einer Video-Konferenz, dass sie sich durchaus vorstellen könnte, nicht nur im nächsten, sondern auch im übernächsten Winter Ski zu fahren. Sie sagt: «Ich hatte im Sommer so viel Spass beim Training, dass ich mich gefragt habe: Warum nicht noch ein zweites Jahr weitermachen?» Zur Erinnerung: Gut-Behrami hat 45 Weltcupsiege auf dem Konto, damit liegt sie in der ewigen Bestenliste der Frauen auf Rang sechs. Zehn fehlen noch, um an Schneiders Marke (55 Siege) heranzukommen.

Bis vor einem Jahr hätte man ein solches Unterfangen als völlig unrealistisch eingeschätzt. Doch dann kam der Winter 2023/24. Gut-Behrami fuhr nicht stark, sondern sensationell. Sie holte acht Siege: vier im Riesenslalom, drei im Super-G und einen in der Abfahrt. Der Lohn? Sie krönte sich mit dem Gewinn der grossen Kristallkugel zur Ski-Königin. Macht die Tessinerin in ähnlichem Stil weiter, dürfte sie tatsächlich auch noch Gold-Vreni auf die Pelle rücken.

Kondi-Trainer verleiht ihr Flügel

Aber was führte zu Gut-Behramis Sinneswandel? Beim Weltcupfinale in Saalbach im vergangenen März hatte sie schliesslich gesagt: «Die Olympischen Spiele 2026 sind eher unrealistisch. Es ist nicht einfach, einen solchen Grossanlass vorzubereiten. Stress und Druck begleiten dich die Monate davor. Manchmal spüre ich, dass ich nicht mehr mag.»

Die Antwort trägt einen Namen: Flavio di Giorgio. Der Italiener ist Gut-Behramis neuer Kondi-Coach. «Ich habe dank ihm unzählige neue Dinge gelernt. Das Sommertraining hat so viel Spass gemacht, dass ich irgendwann gedacht habe: Es wäre doch schade, nur noch eine Saison zu fahren», erzählt sie gut gelaunt. Voraussetzung dafür sei natürlich, dass sie gesund bleibe und die Motivation nicht verliere.

«Er hat meinen Horizont erweitert»

Di Giorgio ist sowohl in der Schweiz als auch im Ski-Zirkus kein unbeschriebenes Blatt. Der 35-Jährige kümmerte sich 2016 um das Sommertraining der ZSC Lions, später war er Athletik-Coach beim FC Chiasso und ab 2018 sechs Jahre lang Kondi-Guru von Italiens Ski-Star Sofia Goggia (31). Mit ihr überwarf sich Di Giorgio im letzten Winter.

Und weil Gut-Behrami sich vom abwanderungswilligen Spanier Alejo Hervas getrennt hatte (er trainiert jetzt Marco Odermatt und Co.), schlug sie Di Giorgio Cheftrainer Beat Tschuor vor. Nach einer Überprüfung willigte er ein. Und vor einem Monat sagte Tschuor: «Lara ist sehr zufrieden, er bringt neue Inputs mit.»

Genau das betont Gut-Behrami auch jetzt. «Der Wechsel tat mir gut, er hat mir sogar Lust auf mehr gemacht. Flavio hat mir neue Übungen im Kraftraum gezeigt. Im Juni hatte ich noch Mühe, doch nach und nach hat alles besser geklappt. Das alles hat meinen Horizont erweitert.»

Es gehe dabei nicht darum, noch mehr Gewichte stemmen zu können – vielmehr galt der Fokus der Beweglichkeit. Dafür pendelte sie mehrere Wochen zwischen ihrem Wohnort Udine, dem Trainingszentrum in Verona und Lugano. Und was ist mit dem Skifahren? Das muss Gut-Behrami keiner mehr beibringen. «Ich will mit dem, was ich letzte Saison gezeigt habe, weiterfahren», sagt sie.

Schrecksekunde in Chile

Gut-Behramis Sommer war also gut. Auch das Training mit den Schweizer Männern in Chile funktionierte bestens. «In Corralco hatten wir eine Piste, wo ich schon beim vierten Tor 130 km/h drauf hatte. Sowas hatte ich noch nie, es war wirklich cool.»

Alles in Butter also? Nicht ganz: Gut-Behrami kassierte einen Schlag auf ihr empfindliches linkes Knie. Sie pausierte, kehrte in die Schweiz zurück und machte ein MRI. «Dort hat man mir aber gezeigt, dass alles intakt ist. Das war wichtig für den Kopf», sagt sie.

Und dann verabschiedet sich Gut-Behrami von der Video-Konferenz: «Wir sehen uns in Sölden!» Dort steigt am 26. Oktober der erste Riesenslalom der Saison.

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