Abfahrt in Beaver Creek findet nicht statt
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Wegen zu viel Schnee:Abfahrt in Beaver Creek findet nicht statt

«Kommt nicht ungelegen»
Heftige Vorwürfe nach Val-d’Isère-Absage

Die Absage des Slaloms in Val-d’Isère löst ein heftiges Nachbeben aus. Experten unterstellen den Verantwortlichen handwerkliche Fehler und Daniel Yule spricht einen besonderen Verdacht aus.
Publiziert: 11.12.2023 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2023 um 07:18 Uhr
FIS-Renndirektor Markus Waldner (r.) auf dem Slalom-Hang in Val-d'Isère.
Foto: Getty Images
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es ist der heftigste Fehlstart in der bald 57-jährigen Geschichte des Alpinen Weltcups: Von neun Männer-Rennen konnten in dieser Saison bis dato lediglich zwei Wettkämpfe durchgeführt werden – der Riesen in Val-d'Isère mit dem Sieger Marco Odermatt und der Slalom in Gurgl mit einem Dreifach-Triumph für Österreich. Dem gegenüber stehen nicht weniger als sieben Absagen: Nach den Speed-Rennen in Zermatt-Cervinia (2) sowie in Beaver Creek (3) und dem Riesenslalom in Sölden fiel gestern auch der Slalom in Val-d’Isère dem Wetter zum Opfer. Zudem hatte bereits im Sommer Lake Louise seine Rennen aus finanziellen Gründen zurückgezogen.

Im Gegensatz zu den Nullnummern in der Matterhorn-Region und in Colorado wird die Absage auf der «Face de Bellevarde» in Val d'Isère von vielen Athleten und Funktionären aber nicht auf schlechtes Wetter, sondern auf mangelnde Kompetenz bei der Präparation der Piste zurückgeführt. «Ich bin mir sicher, dass man dieses Rennen hätte retten können, wenn man bei der Präparation der Strecke nicht eklatante Fehler begangen hätte», glaubt Slalom-Ass Daniel Yule (30, 6 Weltcupsiege). Head-Rennleiter Rainer Salzgeber (56, Riesenslalom-Vize-Weltmeister 1993) gibt dem Walliser recht: «In den Zeiten, als der Adelbodner Pisten-Zauberer Hans Pieren bei der FIS Rennleiter für die technischen Rennen war, hätte dieser Slalom nicht abgesagt werden müssen.»

Yules Verdacht

Aber was ist beim Klassiker in Frankreich konkret schiefgelaufen? «Trotz der tiefen Temperaturen zu Wochenbeginn hat man es versäumt, die Piste ordentlich zu vereisen. Somit war der Grundstock der Piste zu dünn, als man in der Nacht von Samstag auf Sonntag den Neuschnee mit den schweren Pistenmaschinen wegräumen wollte», erklärt Salzgeber.

Tatsächlich ist die Piste nach dem Einsatz mit den Maschinen komplett gebrochen! Und somit musste der zweite Slalom dieses Winters am Sonntag um 8.20 Uhr gestrichen werden, obwohl das Wetter zu diesem Zeitpunkt abgesehen von vereinzelten Wind-Böen gut war. Und weil es im Weltcup-Kalender keinen Platz gibt, wird der Val-d'Isère-Slalom nicht an einem anderen Ort nachgeholt werden.

Weil mit grosser Wahrscheinlichkeit auch zwei der fünf abgesagten Speed-Rennen komplett gestrichen werden, hegt Daniel Yule einen besonderen Verdacht: «Ich glaube, dass den Funktionären der FIS die Absage nicht ungelegen kommt. Nach den Ausfällen der Speed-Rennen dürften sie nichts dagegen haben, dass man jetzt auch einen Slalom streichen kann, damit im Kampf um den Gesamtweltcup ein Gleichgewicht zwischen den Speed- und Technik-Spezialisten hergestellt wird.»

FIS-Boss wehrt sich

Yules Vermutung erhält durch die erste Reaktion von FIS-Renndirektor Markus Waldner zusätzlich Futter. «Markus hat unmittelbar nach der Absage gelacht und gesagt, dass es ja auch so genügend Slaloms im Weltcup-Kalender geben würde.»

Im Telefonat mit Blick streitet Waldner Yules Verdacht denn auch nicht ab. Er wehrt sich aber gegen den Vorwurf, dass seine Leute die Piste durch den Einsatz mit den Maschinen zerstört hätten. «Weil es am Samstag zuerst geregnet und danach geschneit hat, war die Piste bereits zerstört, bevor wir die Maschinen eingesetzt haben.»

Nichts schiefgehen sollte in den nächsten Tagen im Südtirol – die Wetterprognosen deuten darauf hin, dass die zwei Abfahrten (Donnerstag und Samstag) und der Super-G (Freitag) gestartet werden können. Und heute oder morgen wird zudem Wengen bestätigen, dass eine der ausgefallenen Abfahrten von Beaver Creek am Lauberhorn nachgeholt wird.

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