«Sie macht immer Theater»
Gut-Behrami nervte sich einst über Vonn, jetzt behält sie kühlen Kopf

Lara Gut-Behrami (32) gewann 2016 den Gesamtweltcup nach einem Psycho-Zoff gegen Lindsey Vonn (39). Und heute? Da schaut sie weder nach links noch nach rechts – die zweite grosse Kristallkugel dürfte folgen.
Publiziert: 23.02.2024 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2024 um 12:08 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Mikaela Shiffrin (28, USA)? Verletzt. Petra Vlhova (28, Slk)? Ebenfalls. Sofia Goggia (31, It)? Auch sie. Drei Top-Fahrerinnen, die das Potenzial gehabt hätten, den Gesamtweltcup zu gewinnen. Bei Shiffrin besteht diese Möglichkeit nach wie vor – sie ist auf dem Weg zurück, liegt aber bereits 205 Punkte hinter Lara Gut-Behrami. Und so spricht fast alles dafür, dass die Tessinerin zum zweiten Mal nach 2016 den Gesamtweltcup gewinnen wird.

In diesem Zusammenhang hört man im Ski-Tross immer wieder solche oder ähnliche Sätze: «Gut-Behrami wird die grosse Kugel nur holen, weil andere verletzt sind.» Stimmt das? Für SRF-Experte Stefan Abplanalp ist das Blödsinn. «Lara fährt so stark, dass Mikaela und die anderen auch in fittem Zustand ihr absolut bestes Skifahren zeigen müssten, um sie zu schlagen. Gleichzeitig ist Lara mental enorm stark – sie hat die Fähigkeit perfektioniert, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.» Der Haslitaler ergänzt schmunzelnd: «Lara hat den Druck am Aussenski und nicht im Kopf.»

Theater-Vorwürfe und das Vonn-Aus

Das war allerdings nicht immer so. Rückblick. Bevor Gut-Behrami 2016 in St. Moritz GR erstmals den Gesamtweltcup hamstert, geht es zwischen ihr und Speed-Queen Lindsey Vonn (39) auch neben der Piste ordentlich zur Sache. «Sie macht immer Theater», sagt Gut-Behrami Ende Februar 2016. Was ist passiert?

Ehe die Tessinerin vor acht Jahren die Kristallkugeln in Empfang nehmen durfte, musste sie Lindsey Vonn abhängen.
Foto: Keystone
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Einfach: Vonn stürzt am Samstag beim Super-G in Soldeu (And) und erleidet eine Stressfraktur um linken Knie. Tags darauf fährt sie beim Kombi-Super-G Bestzeit (am Ende wird sie 13.), Gut-Behrami scheidet aus. Vonn führt nun im Gesamtweltcup mit 28 Punkten vor Gut-Behrami und sagt: «Ich bin eine Kämpferin. Ich bin dabei. Ich bin alt, aber ich bin nicht fertig.»

Gut-Behrami konterte im Psycho-Zoff mit einem Lächeln: «Sie macht immer Theater. Es ist nicht das erste und wird nicht das letzte Mal sein.» Dazu muss man wissen: Gemäss Gut-Behramis früherem Management soll Vonn verhindert haben, dass ihr Sponsor Red Bull auch die damals junge Schweizerin unter Vertrag nahm.

«Lindsey war manchmal über dem Limit»

Vonn zeigt tags darauf auf Instagram ein MRI-Bild. Dort sieht man plötzlich einen Bruch des Schienbeinkopfs – die Speed-Queen muss ihre Saison beenden, Gut-Behramis Weg zur Kugel ist geebnet.

Abplanalp kann sich gut daran erinnern. Kein Wunder, er war damals Vonns Trainer. «Lindsey bewegte sich damals nicht mehr nur in der Ski-Welt, sie war ein gefragter Superstar mit vielen Verpflichtungen. Dennoch gab sie auf der Piste immer Vollgas – manchmal über dem Limit.» Rückblickend ist für ihn klar: «Für mich ist es gut möglich, dass Lara den Gesamtweltcup auch ohne Lindseys Verletzung gewonnen hätte. Es war ein Duell auf Augenhöhe.»

Shiffrin ist für Gut-Behrami kein Thema

Und heute? Shiffrin ist ganz anders als Vonn, Gut-Behrami respektiert sie sehr. Der Schweizer Alpin-Direktor Hans Flatscher sagt: «Es interessiert Lara derzeit überhaupt nicht, ob eine Gegnerin fährt oder nicht. Das ist für sie kein Thema.»

Bislang ist sie mit dieser Taktik hervorragend unterwegs.

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