Verletzte Shiffrin bangt sogar um Crans-Rennen
Gut-Behramis goldene Chance

Mikaela Shiffrin (28, USA) verletzt, Lara Gut-Behrami (32) auf der Überholspur. Der ehemalige US-Alpin-Chef Patrick Riml analysiert das Duell im Gesamtweltcup.
Publiziert: 08.02.2024 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2024 um 10:07 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Den Blinker hat Lara Gut-Behrami (32) gesetzt. Nicht nur das: Sie ist bereits auf der Überholspur! 95 Punkte trennen sie im Gesamtweltcup von Leaderin Mikaela Shiffrin (28, USA). Gewinnt die Tessinerin am Samstag den Riesenslalom in Soldeu (And), übernimmt sie vom US-Star die rote Nummer – dann hätte Gut-Behrami 5 Zähler Vorsprung. Dies, weil Shiffrin nach wie vor angeschlagen ist und in Andorra passen wird. «Mein Knie hält der Belastung noch nicht stand», sagt sie.

Gut-Behrami winkt eine goldene Chance, nach 2016 zum zweiten Mal die grosse Kristallkugel zu gewinnen. Mit knapp 33 Jahren – sie feiert am 27. April Geburtstag – wäre sie die älteste Person (Mann oder Frau) in der Geschichte des Weltcups, der dieses Kunststück gelingt. «Daran denke ich nicht. Es sind noch so viele Rennen, es kann so viel passieren. Anfang März wissen wir mehr», sagt sie.

Patrick Riml war bis vor kurzem Alpin-Chef des US-Verbands. Der Österreicher analysiert das Rennen im Gesamtweltcup.
Foto: Sven Thomann
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«Mikaela möchte vor allem gesund werden»

Nun werden manche einwenden: langsam, langsam! Schliesslich hätte Gut-Behrami auch bei einem Sieg in Soldeu – sie fährt den Slalom am Sonntag nicht – nur einen Mini-Vorsprung auf Shiffrin. Kommt dazu, dass danach noch 14 Rennen im Weltcup-Kalender vorgesehen sind. Stimmt alles. Aber: Gut-Behrami ist in phänomenaler Form, sie reitet auf Wolke sieben. In den letzten zehn Rennen war sie sechsmal auf dem Podest, dreimal gewann sie – zuletzt den Super-G in Cortina und den Riesenslalom am Kronplatz.

Umgekehrt das Bild bei Shiffrin. Sie ist die beste Skifahrerin der Geschichte, in diesem Winter schwimmen ihr die Felle aber mehr und mehr davon. Vor drei Wochen noch 420 Punkte Vorsprung auf Gut-Behrami. In Cortina folgte der Schocker: Sie stürzte, überdehnte sich das Aussenband und erlitt eine Knochenprellung.

«Leider hat sich ihr Knie nicht so entwickelt, wie sich das Mikaela gewünscht hat», sagt Patrick Riml. Der Österreicher war bis Ende 2023 Alpin-Chef beim US-Verband und seit dem ersten Januar Alpin-Chef bei Red Bull. Er sagt: «Natürlich will Mikaela den Gesamtweltcup gewinnen, vor allem möchte sie aber gesund werden. Etwas mit Gewalt zu erzwingen, macht keinen Sinn – das wäre gefährlich.»

Erstes Training in Crans schon am Mittwoch

Derzeit schuftet Shiffrin in der Sporttherapie-Praxis Huber und Mair in Innsbruck (Ö) an ihrem Comeback. Stets an ihrer Seite ist Physiotherapeutin Regan Deewhirst, die ihr Körper genau kennt. Da stellt sich die Frage: Muss Shiffrin auch auf die Speed-Triplette in Crans-Montana VS verzichten? Erstens müsste sie schmerzfrei sein – dann erst kann sie Belastungsproben auf Schnee wagen. Heisst: Der Wettlauf gegen die Zeit ist im vollen Gang.

Bereits am Mittwoch steht auf dem Walliser Hochplateau das erste Abfahrtstraining an. Für Riml ist klar: «Sollte Mikaela diese drei Rennen verpassen, wird es für sie schwierig mit dem Gesamtweltcup. Denn Lara fährt schlicht sensationell. Aktuell ist sie im Vorteil.»

Erinnerung an «ein Massaker»

Kommt dazu, dass Shiffrin seit 2017 kein Rennen mehr in Crans-Montana fuhr. Damals hatte sie bei der ersten Kombi nach mehreren schlimmen Stürzen auf einen Start verzichtet. «Ich will mich nicht verletzen», sagte sie. Und: «Das hier war keine Show, sondern ein Massaker. Es ist furchtbar.»

Zwar gewann sie kurz darauf die zweite Kombi – allein positive Erinnerungen ans Wallis hat sie aber nicht. Riml: «Das ist nicht entscheidend. Sollte sich Mikaela gut fühlen, reist sie an – sonst halt nicht.» Letzterer Fall würde Gut-Behrami im Gesamtweltcup Tür und Tor öffnen.

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