Ski-Königin Gut-Behrami und ihr Mega-Team
Wer ihr Kraft gibt, wer ihr Mann fürs Geschäft ist

«Ohne mein Team wäre das nicht möglich gewesen», sagt Lara Gut-Behrami nach dem Gewinn des Riesenslalom- und Gesamtweltcups in Saalbach (Ö). Doch wer ist dieses Team?
Publiziert: 18.03.2024 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2024 um 12:40 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Alleine? Geht es nicht. Das weiss auch Lara Gut-Behrami (32). Die Ski-Königin aus dem Tessin ist seit ihrer Jugendzeit in einem Privatteam unterwegs, bewegt sich aber trotzdem in den Strukturen von Swiss-Ski. Blick stellt Personen vor, die Gut-Behrami tatkräftig helfen, ihr den Rücken freihalten oder einfach nur immer für sie da sind.

Pauli Gut: Der Förderer und Begleiter

Laras Vater fuhr früher selbst Skirennen und coachte seine Tochter bereits, als sie noch ein Mädchen war. Er gründete für Lara und ihrem Bruder Ian einst den Skiklub Sporting Gottardo, weil er mit den Ideen des SC Airolo nicht zufrieden war – das «Team Gut» war geboren. Im Weltcup wurde Pauli Gut geduldet, aber nicht immer geliebt – seine Kompetenz als Trainer wurde angezweifelt. Gut-Behrami sagte einmal: «Ich habe immer sehr gelitten, dass mein Vater angegriffen wurde. Er hat nie zugelassen, dass ich untergehe, wenn ich am Ertrinken war, er hat mich nie alleine gelassen.» Nach einer zwischenzeitlichen Krise, bei der Pauli Gut länger daheimblieb («Ich hatte meinen Vater verloren»), ist er für Gut-Behrami längst wieder unverzichtbar. Er ist nicht von Swiss-Ski angestellt, darf seine Tochter aber überall hin begleiten.

Valon Behrami: Die grosse Liebe

Am 11. Juli 2018 heiratete Gut-Behrami auf dem Monte Brè den ehemaligen Nati-Captain. Die beiden bezogen kurz darauf ein Haus in Udine, wo Behrami damals spielte – auch heute ist das ihre Oase der Ruhe. In einer Art öffentlicher Liebeserklärung meinte Gut-Behrami einst: «Ich habe aus Liebe geheiratet, das ist alles. Als ich die Person kennengelernt habe, die mich zu Hause fühlen liess, die in mein Innerstes eintrat, wusste ich, dass ich den gefunden habe, der mich täglich begleiten würde, einen Schritt nach dem anderen.» Behrami ist fast nie an den Skirennen vor Ort – auch jetzt nicht in Saalbach. Er arbeitet unter anderem als Fussball-Experte im TV. «Mir ist es lieber so. Das ist ihr Moment im Scheinwerferlicht, der soll ihr und ihrer Familie gehören, die seit Jahrzehnten immer dabei ist. Ich bin keiner, der sich vordrängt, wenn es irgendwo gut läuft. Von denen gibt es schon genug.» Ebenfalls wichtig in Gut-Behramis Leben sind ihre Stieftöchter Sofia und Isabel Behrami – zu beiden hat sie ein hervorragendes Verhältnis. «Es tut mir nur leid, dass ich mich im Winter daheim erholen und sie enttäuschen muss, wenn sie mit mir Ski fahren gehen wollen», so Gut-Behrami.

Pauli Gut: Vater, Förderer, Begleiter. Er hat Gut-Behrami massgebend geprägt und ist auch heute im Weltcup stets an ihrer Seite.
Foto: Mathias Germann
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Thomas Rehm: Die Goldfeile

Seit acht Jahren kümmert sich Rehm um die Head-Ski Gut-Behramis. Der Österreicher gilt als Top-Mann, er schliff und wachste bereits die Ski von Anja Pärson (Sd), Maria Höfl-Riesch (De), Bode Miller (USA) und Didier Cuche. Rehms Beziehung zu Gut-Behrami war nicht immer frei von Spannungen, aber der Vorarlberger kann die Emotionen gut einordnen. In diesem Winter sagte Gut-Behrami nach dem Chaos-Rennen in Jasna (Slk): «Im ersten Lauf hatte ich gar keine Kanten, im zweiten viel zu scharfe.» Die langfristige Zusammenarbeit mit Gut-Behrami zahlt sich jedenfalls aus – mit Rehm gewann sie alles, was es zu gewinnen gibt.

Gabriella Almici Gut: Die Blitzableiterin

Gut-Behramis Mutter ist weniger oft im Ski-Zirkus unterwegs als Vater Pauli, aber für Lara dennoch sehr wichtig. Unvergessen, wie die gebürtige Italienerin nach WM-Gold 2021 in Cortina (It) vor Glück weinte. Auch jetzt, bei Gut-Behramis Riesenslalom-Triumph in Saalbach (Ö), war sie dabei. Offiziell ist Gabriella Almici Gut Teammanagerin, inoffiziell viel mehr. Gut-Behrami erzählte einst, dass ihre Mutter alle Briefe mit Beleidigungen und Drohungen für sich behielt, um sie zu schützen. Bruder Ian Gut, der seine Karriere letztes Jahr beendete, hält sich dagegen mehr im Hintergrund.

Alexandre Ahr: Der Mann fürs Geschäft

Der Romand betreut Gut-Behrami seit 2016, als sie den Gesamtweltcup gewann und sich vor Medien- und Sponsoring-Anfragen kaum retten konnte. Der Anwalt war einst ein sehr guter Tennisspieler und betreut auch Skicross-Gigantin Fanny Smith. Er hält sich stark zurück und lehnt auf Wunsch von Gut-Behrami seit Jahren praktisch alle Anfragen für Interviews ab.

Hans Flatscher: Der Fürsprecher

Der Ehemann von Ex-Ski-Ass Sonja Nef war stets ein wichtiger Verbündeter für Lara. Vor allem, als sie Differenzen mit dem Verband hatte, stärkte er ihr den Rücken. Unvergessen, wie sie ihm bei der WM 2013 in Schladming nach dem Gewinn der Silbermedaille im Super-G in die Arme fiel. Und auch jetzt feiert sie den zweiten Gesamtweltcupsieg unter seiner Führung – Flatscher ist zwar nicht mehr Cheftrainer, aber Alpin-Direktor.

Alejo Hervas: Kondi-Guru mit Herz

«Wir lachen viel miteinander», sagt Trainer Alejo Hervas über die Zusammenarbeit mit Gut-Behrami. Seit 2019 von Swiss-Ski angestellt, kümmert sich aber fast gänzlich um die Tessinerin – vor allem um ihre Physis. «Ich kann hart und fordernd sein, aber ich suche immer den Dialog mit Lara», sagt Hervas. Im letzten Sommer war Gut-Behrami zweimal je eine Woche in Sevilla (Sp), um die physische Grundlage für den Winter zu legen. In Saalbach lobte ihn Vater Pauli Gut in höchsten Tönen. Zuletzt meinte Hervas: «Ich habe mit Lara eine Abmachung: Solange sie fährt, begleite ich sie.»

Marco Jermini: Der Magier

Gut-Behrami vertraut seit vielen Jahren den heilenden Händen des Tessiner Osteopathen, der bei Swiss-Ski angestellt ist und auch andere Athletinnen betreut. Unvergessen, wie das Ski-Ass 2020 wegen extremer Rückenprobleme während des Speed-Wochenendes von Crans-Montana VS mit dem Helikopter ins Tessin flog, um sich von Jermini behandeln zu lassen. Es kam dank ihm zur Blitz-Heilung – tags darauf gewann Gut-Behrami den Super-G. Auch Iker Cucò (Physiotherapeut von Swiss-Ski) und Posturometrie-Techniker Giovanni Bardini stehen für Gut-Behrami bereit.

Rainer Salzgeber: Der Mann fürs Material

Der Österreicher sorgt dafür, dass Gut-Behrami seit Jahren bestes Material unter den Füssen hat. Er ist Rennchef der Firma Head. 2019 kritisierte er Gut-Behrami, als es ihr überhaupt nicht lief, öffentlich: «Wenn sie das Gefühl hat, weniger in die Materialtests zu investieren, bekommt sie dafür die Quittung.» Das sorgte für Ärger, der allerdings längst verflogen ist. Salzgeber vergleicht die Erfolge Gut-Behramis gegenüber Blick mit jenen von Marco Odermatt (26). Und ergänzt: «Ich hoffe sehr, dass Lara noch weitermacht.»

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