Joana und Simona sind ein Herz und eine Seele
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Die Hählen-Zwillinge:Joana und Simona sind ein Herz und eine Seele

Ski-Star Joana und Zwillingsschwester Simona
«Wir teilen fast alles – ausser den Freund»

Joana und Simona Hählen sind eineiige Zwillinge. So viel sie gemeinsam haben, so viel unterscheidet sie. Etwas bleibt aber: Sie kriegen voneinander nicht genug.
Publiziert: 20.09.2020 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2020 um 16:29 Uhr
Zum Verwechseln ähnlich: Skifahrerin Joana Haehlen (r.) und Zwillingsschwester Simona.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Mathias Germann (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Am Ufer der Aare spielen sich seltsame Szenen ab. Eine junge Frau liegt auf dem Rücken und hält die andere nur mit ihren Beinen in die Höhe. Diese liegt waagerecht in der Luft, zieht ihre Füsse hoch und hält sie mit gestreckten Armen fest. Ein ganz besonders von aussen betrachtet gewagtes Kunststück. «Das ist Acroyoga. Wir machen es seit fünf Jahren», erklärt Joana Hählen.

Die Skirennfahrerin und ihre Schwester Simona sind Feuer und Flamme für die zirkusreife Partner-Akrobatik. «Sie ist ein toller Ausgleich zum Alltag. Dazu kann ich so Gleichgewichtssinn und Körperspannung stärken», so Joana.

Mit den Partnern unter einem Dach

Was die Speed-Spezialistin aus Lenk BE nicht sagt: Es geht beim Acroyoga auch immer um Ver­trauen. Kaum auszudenken, was passieren würde, sollte Simona ihre Schwester fallen lassen. Doch genau da liegt der springende Punkt. Joana und Simona verbindet seit ihrer Geburt ein blindes Verständnis. Sie sind eineiige Zwillinge und wohnen mit ihren Partnern gemeinsam unter einem Dach in Münsingen BE. «Wir haben fast nie Krach. Und wenn, diskutieren wir alles sofort aus», erzählt Simona. Sie ist wie Joana 28-jährig, «aber eine Minute jünger und einen halben Zentimeter kleiner», ergänzt sie lachend.

Aber sonst? Nein, da gibt es wenig Differenzen. Klar: Joana trägt den Scheitel rechts, Simona links. «Und meine Augen sind etwas grüner und grösser», so Joana. Im Geist aber ticken sie gleich. «Wir wissen jeweils haar­genau, was die andere denkt», sagt Simona. Das hat auch mit ihrer Vergangenheit zu tun. Denn: Simona war selbst lange Skirennfahrerin, sie versteht die Materie.

In der Berufswahl allein gelassen

Mit 17 entschied sie sich, aufzuhören. «Du kannst mich doch nicht allein lassen!», rief Joana aus. Ihre Schwester tat es dennoch – aber nur in Bezug auf die Berufswahl. Seit dem Ende ihres Tourismus-Studiums arbeitet sie in der Hotellerie-Branche.

Bei Joana ist die Situation anders. Da weiss die Öffentlichkeit spätestens seit ihren ersten Podestplätzen in der letzten Saison Bescheid. Dritte in der Abfahrt von Bansko (Bul), Dritte beim Super-G von Rosa Khutor (Russ): Nach vielen Verletzungen und noch mehr Versuchen schaffte sie endlich den Durchbruch. «Ich spüre auch jetzt noch eine riesige Erleichterung», so Joana.

Die Andere darf alles auch benutzen

Auch wenn sie es nicht sagen würde: Simona hat einen grossen Anteil an Joanas Erfolg. «Wir sehen und hören uns täglich – auch im Winter. Und das seit 28 Jahren», sagt Simona. Da fragt man sich zwangsläufig: Brauchen die beiden Powerfrauen wirklich nie Abstand zueinander? «Nein. Wir teilen uns wirklich fast alles – ausser dem Freund», meint Simona lachend. Tatsächlich haben sie und «Ana», wie sie stets genannt wird, zu Hause auch nur einen Kleiderschrank. «Wer etwas Neues nach Hause bringt, hat beim Anziehen Vorrecht. Aber benutzen darf die andere alles», erzählt Simona. Sie selbst achtet darauf, beim Schuhkauf eine halbe Nummer grösser auszuwählen. «Dann passen die Schuhe auch Ana», so Simona.

Zurück an die Aare. Nach dem Acroyoga nutzen Joana und Simona die Chance, um erstmals in ihrem Leben Bungeesurfing zu ver­suchen.

Dafür fixiert man ein Gummiseil an einer Brücke, lässt sich auf einem Surfbrett im Wasser nach hinten ziehen und braust surfend zurück. Erneut demonstrieren Simona und Joana ähnlich viel Geschick – wie könnte es auch anders sein?

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