Unsere Ski-Hoffnung dachte sogar an Rücktritt
Das Drama hinter dem Märchen von Camille Rast

Camille Rast (21) war in jungen Jahren ganz oben. Doch kurz darauf fiel sie in ein tiefes Loch. Mit Platz 6 in Flachau hat sie den Turnaround geschafft.
Publiziert: 13.01.2021 um 19:27 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2021 um 11:09 Uhr
Mathias Germann

Wendy Holdener strahlt, Michelle Gisin ebenfalls, dazu auch Mélanie Meillard. Aber: An diesem Abend in Flachau jubelt keine Schweizerin so ausgelassen wie Camille Rast. Die 21-jährige aus Vétroz VS hat den Nachtslalom soeben auf Platz 6 beendet. So gut war sie im Weltcup noch nie. Und sie hat damit das WM-Ticket für Cortina (It) auf sicher (siehe Box) «Es ist unglaublich. Ich hatte gar nicht das Gefühl, so gut gefahren zu sein. Ich bin richtig happy. Das gibt mir viel Zuversicht für die Zukunft», sagt Rast strahlend.

Die Freude ist verständlich. So verpasste Rast in diesem Winter den zweiten Durchgang in Slalom und Riesenslalom oft um Haaresbreite. Nun aber kämpfte sie sich mit Startnummer 57 weit nach vorne – eine Erlösung. Dabei dürfte die Super-Technikerin, die schon mit 17 Jahren Junioren-Weltmeisterin wurde, auch zurück gedacht haben. Zurück an das Pfeiffersche Drüsenfieber, welches ihren Aufstieg in die Weltspitze jäh stoppte und sie verzweifeln liess. Zwei Winter verlor sie dadurch. «Ich dachte damals an Rücktritt», sagt sie. Diese Gedanken verflogen. Aber: Bei ihrer Rückkehr riss sie sich im März 2019 beim allerletzten Rennen der Saison das Kreuz- und Innenband. «Ich hatte extreme Schmerzen und kurz darauf im Restaurant verstanden, was dies bedeutet – dann kamen auch die Tränen.»

Daumen hoch! Camille Rast besiegt ihren Albtraum und kehrt nach schwierigen Jahren in die Weltspitze zurück.
Foto: Johann Groder/freshfocus
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Jetzt ist Rast zurück. Und wie! Die passionierte Mountainbikerin hat ihr bestes Slalom-Resultat der Karriere in der Tasche und freut sich auf die zwei Riesenslaloms von Kranjska Gora (Slo) am kommenden Wochenende. In dieser Disziplin ist sie normalerweise – sollten die Verhältnisse stimmen – mindestens so gut.

Shiffrin-Rekord und Geister-WM

Derweil darf sich US-Star Mikaela Shiffrin nach ihrem Sieg über den 100. Podestplatz ihrer Karriere freuen – jetzt hat sie mehr als Ski-Legende Marcel Hirscher. Doch das ist nicht alles: Es war auch der erste Slalom Triumph seit dem Tod ihres Vaters Jeff im Frühling. «Heute Nacht hat auch etwas Klick gemacht. Ich war in der Lage, dieses Gefühl hinter mir zu lassen, hatte auch Spass. So will ich weitermachen. Es war irgendwie ein Neubeginn, ein grosser Schritt. Und eines dieser Rennen von denen du dir wünscht, dass sie nie aufhören.» Mit nun 44 Slalom-Siegen hat Shiffrin die Bestmarke in einer Einzeldisziplin bei den Frauen aufgestellt. Vorher war sie gleichauf mit ihrer Landsfrau Lindsey Vonn, die in der Abfahrt 43 Siege feierte.

Wenige Stunden nach Shiffrins Sieg wurde bekannt, dass auch die WM in Cortina (ab 7. Februar) wegen der Corona-Entwicklung ohne Zuschauer über die Bühne gehen wird.

Das aktuelle Schweizer WM-Kader

WM-Kriterien für Cortina erfüllt: Männer

Abfahrt: Kryenbühl, M. Caviezel, Feuz, Janka

Super-G: Kryenbühl, M. Caviezel, Odermatt, Feuz

Riesenslalom: Meillard, Odermatt, Murisier, G. Caviezel

Slalom: Zenhäusern, Yule, Meillard, Nef

WM-Kriterien für Cortina erfüllt: Frauen

Abfahrt: C. Suter, Gut-Behrami, Nufer

Super-G: C. Suter, Gut-Behrami, Gisin

Riesenslalom: Gisin, Gut-Behrami

Slalom: Gisin, Holdener, Rast, Meillard

WM-Kriterien für Cortina erfüllt: Männer

Abfahrt: Kryenbühl, M. Caviezel, Feuz, Janka

Super-G: Kryenbühl, M. Caviezel, Odermatt, Feuz

Riesenslalom: Meillard, Odermatt, Murisier, G. Caviezel

Slalom: Zenhäusern, Yule, Meillard, Nef

WM-Kriterien für Cortina erfüllt: Frauen

Abfahrt: C. Suter, Gut-Behrami, Nufer

Super-G: C. Suter, Gut-Behrami, Gisin

Riesenslalom: Gisin, Gut-Behrami

Slalom: Gisin, Holdener, Rast, Meillard

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