Ex-Janka-Coach Bont (50) analysiert Hählens Ski-Entscheidung
Ohne Kreuzband? «Du musst im Kopf brutal stark sein»

Joana Hählen (32) fährt mit zwei gerissenen Kreuzbändern weiter. Ein eigenwilliger Weg, der aufgehen kann, sagen ein Arzt und ein Athletik-Coach.
Publiziert: 06.02.2024 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2024 um 08:28 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Braucht man intakte Kreuzbänder im Knie, um schnell Ski zu fahren? Nein. Das beweist Joana Hählen (32). Die Berner Speed-Spezialistin liegt im Abfahrtsweltcup auf Platz 9 und in der Super-Wertung auf Rang 13 – so gut war sie noch nie.

Dabei ist Hählens linkes Kreuzband seit sechs Jahren kaputt und seit gut zwei Jahren auch das rechte. Letzteres entdeckten die Ärzte erst kürzlich bei einem MRI. «Da ich ohne Probleme wie zuvor Ski fahren konnte, macht es Sinn, so weiterzumachen», so Hählen. Heisst: Sie wird wieder nicht operieren.

Es geht auch ohne Kreuzband

Ob Hählen in diesem Winter auf die Pisten zurückkehren wird? Sie hat sich bei ihrem Ausfall in Cortina (It) das Knie verrenkt und eine Knochenprellung erlitten. Tags zuvor hatte es auch Teamkollegin Corinne Suter (29) ähnlich erwischt – sie riss sich ebenfalls das Kreuzband, legte sich aber bald darauf unters Messer. Da stellt sich die Frage: Warum gehen die beiden Schweizerinnen unterschiedliche Wege?

Michael Bont (links) ist Athletik-Coach von NHL-Ass Nino Niederreiter. Er weiss genau, was es braucht, um physisch parat zu sein.
Foto: Sven Thomann
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Swiss-Ski-Arzt Walter O. Frey spricht von drei Stabilitätsringen, welche ein Knie hat. Erstens: die Kreuzbänder. Zweitens: Seitenbänder, Meniskus, Gelenkskapsel. Drittens: die Muskulatur. «Um normal Sport zu treiben, genügen die Stabilitätsringe zwei und drei», so Frey. Sprich: Es geht auch ohne Kreuzbänder.

Hählen geht Jankas Weg

Um die Belastungen im Ski-Zirkus auszuhalten, braucht es allerdings besonders starke Muskeln. Auch Hebelverhältnisse, Gelenkform und Gewebeelastizität spielen eine Rolle. «Dazu muss man im Kopf brutal stark sein und im Training enorm diszipliniert», so Michi Bont.

Der 50-Jährige war Kondi-Trainer von Olympiasieger Carlo Janka (37), der einst auch mit gerissenem Kreuzband fuhr. «Ich habe Carlo bewundert, dass er diesen Weg gegangen ist – denn er ist nicht einfach und braucht sehr viel Energie.»

Suter entschied sich für eine Operation, Hählen dagegen. «Dass ich nach meinem dritten Kreuzbandriss nicht mehr operiert habe, war die vielleicht beste Entscheidung meiner Karriere», sagte Hählen vor einem Jahr zu Blick. Ob das auch für das rechte Knie gelten wird?

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