Boris Becker attackiert Medien
«Die Berichte sind empörend und rufschädigend»

Boris Becker (52) wehrt sich. In einem Interview prangert die angeklagte Tennis-Legende falsche Medienberichte und eine Vorverurteilung seiner Person an.
Publiziert: 25.10.2020 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2021 um 09:45 Uhr

Boris Becker sitzt in der Patsche. Vergangenen Donnerstag musste er vor einem Londoner Gericht antraben. Die Anhörung in seinem Strafverfahren fand statt. Becker sieht sich 28 Anklagepunkten gegenüber. Der Vorwurf: Die Tennis-Legende (6 Grand-Slam-Siege) soll mehrfach gegen die Auflagen seines seit 2017 laufenden Insolvenzverfahrens verstossen haben. Der Prozess startet im September 2021.

Jetzt wehrt sich Becker erstmals öffentlich. In der «Bild am Sonntag» legt er in einem Interview seine Sicht der Dinge dar. Und lässt vor allem an den deutschen Medien kein gutes Haar.

Boris Becker ist wildentschlossen, zu kämpfen. In einem Interview nach der Anhörung im Strafprozess gegen ihn legt der Deutsche seine Sicht der Dinge dar.
Foto: imago images/i Images
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Boris Becker über …
… die Berichterstattung in den Medien.
Becker: «In Deutschland habe ich das Gefühl, dass hier eine Vorverurteilung stattfindet. Was über mich zum Teil gesagt oder berichtet wird, empfinde ich nicht nur als empörend und ärgerlich, es ist auch rufschädigend für meine Person. Bei manchen Berichten stimmt mein Name, ansonsten nichts. Ich weiss nicht, ob die anwesenden deutschen Journalisten entweder nicht im Gerichtssaal waren oder einfach des Englischen nicht so mächtig sind, dass sie juristische Fachsprache korrekt übersetzen können. (…) Ich kann die Vorverurteilung nicht nachvollziehen. Ich bin nach wie vor unschuldig und habe das Recht, wie jeder andere Bürger auch, so behandelt zu werden. (…) Ich würde mir einfach einen fairen, sachlichen Umgang mit meiner Person wünschen.»

… falsche Meldungen.
«Dass ich auf Kaution frei bin. Das stimmt einfach nicht. Mein Pass liegt beim Anwalt. Wenn ich ins Ausland reise, melde ich dies 48 Stunden zuvor an. Ich gebe an, wohin ich reise und wie lange. Und dann fliege ich los. Diese Auflage habe ich bekommen und dagegen ist nichts einzuwenden (…) Für die meisten meiner Aufträge muss ich England verlassen, ich arbeite also ganz normal weiter.»

«Vieles, was in den letzten dreieinhalb Jahren passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen.»

… die Pokale, die er nicht angegeben haben soll.
«Dazu kann ich Ihnen das Beispiel meines Wimbledon-Pokals geben: Seit dreieinhalb Jahren weiss der Insolvenzdienst ganz genau, wo der Pokal steht und wer ihn hat (…) Ich weiss nicht, wieso er in der Liste der Anklagepunkte auftaucht. Vieles, was in den letzten dreieinhalb Jahren passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Aber wir werden der Wahrheit auf den Grund gehen. Ich bin trotzdem überzeugt und glaube ans britische Rechtssystem und ihre Vertreter. Selbstverständlich werde ich mich in sämtlichen Punkten kooperativ und korrekt verhalten.»

… die angeblich verbotenen Zahlungen an seine Ex-Frauen.
«Auf diese Frage werde ich Ihnen nicht antworten. Ich bin jedoch verwundert, dass sehr private Dinge an die Öffentlichkeit gekommen sind.»

«Ich bin optimistisch. Ich werde diesen Kampf angehen, wie ich auch früher an jedes grosse Match herangegangen bin.»

… den Vorwurf der Staatsanwältin, einen schlechten Charakter zu haben.
«Damit meinte sie nicht meinen persönlichen Charakter, das war keine Beleidigung oder Ähnliches. Die Bemerkung bezog sich auf einen Fall von Steuerhinterziehung, in dem ich vor 18 Jahren in Deutschland verurteilt wurde. Wenn man solch eine Vorstrafe hat, kann man vor Gericht als ‹bad character› bezeichnet werden.»

… das Verfahren
«Wir haben nun drei Monate Zeit, schriftlich Stellung zu nehmen. Wir werden auf alle 28 Punkte antworten. (…) Im März gibt es eine weitere Anhörung, ansonsten arbeite ich ganz normal weiter. Beruflich geht es mir gut, ich habe viele Aufträge. Gerne wäre ich natürlich mit meinen beruflichen Themen in den Schlagzeilen und nicht mit meinen privaten, aber da muss ich jetzt wohl durch.»

… die Angst vor einer Verurteilung.
«Ich bin optimistisch und guter Dinge. Ich werde diesen Kampf angehen, wie ich auch früher an jedes grosse Match herangegangen bin.»


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