Er kämpfte sich mit FCB-Fanlied aus der Krise
Hoffnungsträger Kym stand kurz vor Tennis-Auszeit

Jérôme Kym (21) kämpfte lange Zeit mit Verletzungen und sich selbst, dann legte er einen steilen Aufstieg hin – und darf jetzt gar vom Knacken der Top-100-Marke träumen. Im Davis Cup ist er die Schweizer Geheimwaffe.
Publiziert: 12.09.2024 um 20:00 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Jérôme Kym machte einen Riesensprung in der Weltrangliste
  • Er wollte eine Auszeit nehmen, dann schlug er doch noch ein
  • Der FCB-Fan motiviert sich mit einem Basler Fanlied
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Vor wenigen Monaten noch war er der Verzweiflung nahe, dann wurde er zum grossen Durchstarter. Jérôme Kym (21) hat bislang eine völlig verrückte Saison hingelegt – und geht nun aus dem Nichts als Schweizer Hoffnungsträger ins Davis-Cup-Duell mit Peru in Biel (am Freitag und Samstag). 

Anfang Jahr war der Fricktaler in der Weltrangliste noch um die Position 500 geführt. Er gewann auf dritter Stufe im Welttennis ein paar kleinere Future-Turniere, tat sich aber eine Ebene darüber, bei den Challengers, sehr schwer. Bis es im Juni in Prostejov (Tsch) endlich Klick machte. Kym marschierte als Qualifikant zum Titel und war seither ein völlig anderer Spieler. Es folgte ein weiterer Final in Bratislava, ein guter Auftritt beim ATP-250-Qualiturnier in Gstaad (2. Runde) und der Turniersieg beim Challenger-Event in Zug.

An den US Open scheiterte er als letzter Schweizer in der dritten und letzten Quali-Runde nur ganz knapp, im Tiebreak im dritten Satz. Der Lohn? Kym stieg in nur drei Monaten bis auf Rang 151 hoch – und empfahl sich so für den Davis Cup, bei dem er in Abwesenheit von Stan Wawrinka (39, pausiert) und Leandro Riedi (22, verletzt) zur Schweizer Geheimwaffe werden kann.

Fokussiert: Jérôme Kym im Training in Biel vor dem Davis-Cup-Duell mit Peru.
Foto: keystone-sda.ch
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Davis Cup: Schweiz – Peru

Die Schweizer Davis-Cup-Equipe trifft am Freitag (ab 14 Uhr) und Samstag (ab 13 Uhr) in Biel auf Peru – dabei gehts um den Einzug in die Qualifier-Gruppe 2025. Captain Severin Lüthi bot für sein Team nebst Jérôme Kym (ATP 151) auch Marc-Andrea Hüsler (ATP 171), Rémy Bertola (ATP 286) und Dominic Stricker (ATP 336) auf.

Die Schweizer Davis-Cup-Equipe trifft am Freitag (ab 14 Uhr) und Samstag (ab 13 Uhr) in Biel auf Peru – dabei gehts um den Einzug in die Qualifier-Gruppe 2025. Captain Severin Lüthi bot für sein Team nebst Jérôme Kym (ATP 151) auch Marc-Andrea Hüsler (ATP 171), Rémy Bertola (ATP 286) und Dominic Stricker (ATP 336) auf.

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«Ich hatte keinen klaren Kopf»

Der steile Aufstieg in nur drei Monaten folgt allerdings auf eine lange, von Verletzungen geprägte Odyssee. Kym wurde 2019 im Alter von 15 Jahren zum jüngsten Schweizer Spieler, der je im Davis Cup eingesetzt wurde. Durch seinen Einsatz im Doppel löste er Heinz Günthardt als Rekordmann ab. Doch seither geriet seine Karriere immer wieder ins Stocken, weil sein Knie nicht mitspielte und er 2023 gar unters Messer musste.

Da bis im Frühsommer 2024 die Resultate ausblieben, stellte sich Kym gar die Sinnfrage, wie er gegenüber Blick verrät: «Es war nicht einfach für mich. Auf Challenger-Stufe kam ich irgendwie nicht auf Touren. Ich hatte keinen klaren Kopf. Ich stand kurz davor, eine Auszeit zu nehmen. Und dann gingen mir bei meinem starken Turnier in Tschechien wieder die Augen auf.»

Kym wurde daran erinnert, zu was er fähig ist – und legte endlich jene Leistungen hin, von denen Blick-Experte Günthardt und Alessandro Greco, Leiter Spitzensport bei Swiss Tennis, sagen, dass sie ihn einst «in die Top 50 der Welt» bringen können. 

Vorerst aber sind die Top 100 sein Ziel. Kym, der aufgrund seines österreichischen Trainers Markus Hipfl seine Trainingsbasis in Kitzbühel hat, sagt: «Ich arbeite im Stillen, will jeden Tag ein besserer Tennisspieler werden. Und ich bin einfach dankbar dafür, dass sich jetzt die harte Arbeit im Training und in der Reha aus den letzten Jahren bezahlt macht.»

«Shaqiri? Er tut der ganzen Region gut»

Sein Arbeitsmotto habe mit dem FC Basel zu tun, erzählt er und verweist auf die Zeile «Immer witer», die aus dem Fanlied «Alli zämme» stammt. «Immer weiter» soll es für ihn jetzt gehen – genau wie für den FCB, von dem er «riesiger Fan» ist und dem er nach dem ansprechenden Saisonstart endlich wieder einmal eine gute Saison zutraut: «Die Verpflichtung von Xherdan Shaqiri tut der ganzen Stadt und der ganzen Region gut. Nach all dem, was in den letzten Jahren in Basel abgegangen ist, bringt er neue Hoffnung.» Genau wie Kym fürs Schweizer Männer-Tennis, das nach den Abstürzen von Stan Wawrinka (ATP 235) und Dominic Stricker (22, ATP 336) ebenfalls schwierige Zeiten durchmacht.

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