Formkrise und junge Wilde im Anmarsch
Djokovic hat mächtig Sand im Getriebe

Novak Djokovic kämpft in dieser Sand-Saison bislang um den Anschluss an die Weltspitze. Der Druck vor Roland Garros ist unerwartet gross.
Publiziert: 25.05.2023 um 16:25 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Während Alexander Zverev (26) in den Emotionen laut Eurosport-Experte Boris Becker eine «zu offene» Kommunikationstaktik wählt, fährt mit Novak Djokovic (36) ein anderer krisengebeutelter Star eine komplett andere Schiene. Deeskalation. Öffentliche Gelassenheit. Lieber die Gegner loben, als allzu tiefen Einblick in die eigene sportliche Baisse zu gewähren.

Auf die Frage, ob er nach seiner überraschend durchwachsenen Sand-Saison und dem Viertelfinal-Out in Rom dennoch zuversichtlich auf Paris vorausblicke, antwortete er mit bloss einem Wort: «Ja.»

Der Australian-Open-Sieger, der in Paris die Chance hat, mit dem 23. Grand-Slam-Titel den verletzten Rafael Nadal stehenzulassen und alleiniger Rekordhalter zu werden, gibt sich cool. Und doch könnte etwa seine hitzige Diskussion mit Schiedsrichter Mohamed Lahyani ein Indiz darauf sein, dass ihn die lange Form-Findungsphase doch mehr stresst, als er offen zugibt. Zumal er wegen seines Impfstatus vor seiner Sand-Krise auch das «Sunshine Double» in Indian Wells und Miami verpasste – und ihn zwischenzeitlich noch Ellenbogenprobleme ausser Gefecht setzten.

Novak Djokovic tut sich 2023 auf dem roten Belag bislang sehr schwer.
Foto: imago/Insidefoto
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Djokovic sagt: «Ich rechne mir bei Grand Slams immer gute Chancen aus. Egal gegen wen. Und egal auf welchem Belag – wenn im Best-of-five-Modus gespielt wird.» Aber der Serbe weiss auch, dass er in Paris mächtig unter Zugzwang steht. Scheidet er erneut früh aus, wird er seine Krise kaum mehr schönreden können.

Bewährungsprobe, obwohl er alles schon bewiesen hat

Zusätzlicher Druck entsteht durch die Ausgangslage für die French Open, die so offen ist wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Liste der Thronanwärter in Roland Garros ist in Abwesenheit von Nadal lange. Djokovic selbst sieht Weltnummer eins Carlos Alcaraz sowie seinen Rom-Bezwinger Holger Rune «unter den Top-Favoriten». Daneben haben die Russen Andrey Rublew (in Monte Carlo) und Daniil Medwedew (in Rom) mit Sand-Titeln für Aufsehen gesorgt. Vorjahresfinalist Casper Ruud hat nach Anlaufschwierigkeiten wieder Fahrt aufgenommen – und auch Stefanos Tsitsipas will seinen Endspieleinzug von 2021 wiederholen. Ganz geschweige von Zverev, bei dem nach eigenen Aussagen ein einziger wichtiger Sieg schon viele Probleme lösen könnte.

Brisant ist für Djokovic, der durch den verpassten Rom-Titel auf ATP-Rang drei abrutschte, auch die Auslosung. Auf dem Weg zu seinem möglichen dritten Triumph in Roland Garros könnte er auf Rublew (Viertelfinal) und Alcaraz (Halbfinal) treffen.

Djokovic ist sich der schwierigen Vorzeichen bewusst, wie er betont. So verrückt es bei seinem Palmarès klingen mag: Für den Superstar ist die Paris-Edition 2023 auch irgendwie eine Bewährungsprobe. Er sagt: «Die neue Generation von jungen Spielern ist ganz offensichtlich schon da. Aber ich habe noch immer den Hunger, da mitzuhalten.»

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