So grotesk wird betrogen
Fall Dawidenko: 7-Millionen-Bschiss!

Die Enthüllungen um den Wettbetrug im Tennis, sie haben alle ihren Ursprung in einem dubiosen 7-Millionen-Bschiss im Jahr 2007.
Publiziert: 18.01.2016 um 07:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:20 Uhr
Böse Vorwürfe in Richtung Nikolai Dawidenko.
Foto: Benjamin Soland
Von Simon Häring

Erstmals gerät das Tennis 2007 in den Verdacht, Spielwiese von Wettbetrügern zu sein. Der Russe Nikolai Dawidenko, zu dieser Zeit die Nummer 4 der Welt, gibt beim kleinen Turnier im polnischen Sopot beim Stand von 6:2, 3:6, 2:1 gegen den argentinischen Aussenseiter Martin Vasallo Arguello wegen einer Fussverletzung auf.

Für den Match gehen Wetteinsätze von knapp sieben Millionen Dollar ein, das ist das Zehnfache des Üblichen, wie der britische Wettanbieter Betfair danach mitteilt. Das Groteske: der Betrug zeichnet sich schon Stunden zuvor ab. Weil ungewohnt hohe Beträge auf den Argentinier gesetzt werden, machen die Algorithmen ihn zum Favoriten.

Ein Grossteil des Geldes wird erst dann auf Vassallo Arguello gesetzt, als dieser bereits mit einem Satz und einem Break im Rückstand liegt. Der Wettanbieter informiert den damaligen ATP-Vize-Präsidenten Gayle Bradshaw, der wiederum den Turnier-Supervisor von Sopot in Kenntnis setzt, dass sich dort Verdächtiges abspiele.

Prompt wird er Zeuge einer dramatischen Wende. Dawidenko beginnt plötzlich zu humpeln, lässt sich erst am Fussgelenk, dann am Zeh behandeln. Und gibt später sogar auf. Der Wettanbieter erklärt daraufhin zum ersten Mal in der Geschichte alle auf das Spiel eingegangenen Wetten für ungültig, die ATP leitet eine Untersuchung ein.

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Die Ermittler legen die verdächtigen Geldströme frei. Von neun verschiedenen Konten werden Beträge von bis zu 265'000 Dollar gesetzt. Alle Spuren führen nach Moskau. Sogar die Besitzer können eruiert werden. Doch diese behaupten, sie hätten gegen Dawidenko gesetzt, weil sie von Gerüchten zu einer Verletzung des Russen gehört hätten.

Dawidenko selber streitet die Vorwürfe vehement ab. «Ich weiss nicht einmal, wie ich ein Spiel manipulieren kann. Ich hatte schlicht Schmerzen.» Weil er alles abstritt und sich weigerte, Bankdaten und Telefonverbindungen offenzulegen, wurde Dawidenko nach einem Jahr trotz der Indizienlast von jeglicher Schuld freigesprochen.

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