Wieviel Freude, Frust, Erleichterung, Erlösung und Genugtuung kann in einem Jubelschrei stecken? Novak Djokovic hat alles reingeworfen, was sich in ihm angestaut hatte. Nach zwei Stunden und 51 Minuten lässt der 37-Jährige seinen Emotionen freien Lauf.
Das ist er, der Olympiasieg, der ihm in seiner langen, erfolgreichen Karriere noch gefehlt hat! Die letzte Lücke in seinem Palmarès ist damit geschlossen – und das gelingt ihm ausgerechnet gegen Carlos Alcaraz (21), den grössten Djokovic-Spielverderber des letzten Jahres. Zwei Wimbledon-Finals hat er gegen den 16 Jahre jüngeren Spanier verloren – den letzten erst gerade vor drei Wochen.
Sein Zittern beim Jubel verrät alles
Diesmal aber kehrt Djokovic den Spiess um und kämpft sich in einem hochstehenden, intensiven und dramatischen Final in Paris zum Olympiasieg. 7:6, 7:6. Zweimal behält Djokovic im Tiebreak die Nerven. Es ist ein beeindruckender Kraftakt des alternden Superstars, der in diesem Jahr zuvor noch ohne einen einzigen Titel dastand und zuletzt in Wimbledon auch den angestrebten 25. Grand-Slam-Erfolg – für den alleinigen Allzeit-Rekord – verpasste.
Mit dem Olympiasieg erfüllt sich Djokovic spät in seiner Karriere den langgehegten Traum der Goldmedaille beim grössten Sportanlass der Welt. Der Karriere-Golden-Slam ist Tatsache. Wieviel dies Djokovic bedeutet, zeigen die Szenen nach dem verwerteten Matchball auf dem Court Philippe-Chatrier, als Djokovic vor Erleichterung zittert, hemmungslos weint – und sein Glück kaum fassen kann. Dann feiert er den Triumph in seiner Box mit dem Team, seiner Frau Jelena und den Kindern Stefan und Tara.
Im Platzinterview sagt er: «Ich bin überwältigt, fühle gerade verschiedene Emotionen. Ich bin so stolz, so glücklich, so begeistert, dass ich die Gelegenheit genutzt habe, für mein Land das erste Mal in meiner Karriere Gold zu gewinnen.» Die Party habe erst gestartet, so Djokovic: «Ich bin gespannt, was nun in den nächsten 48 Stunden noch folgen wird.»