«Bei mir war es relativ knapp»
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«Bei mir war es relativ knapp»:Bob-Anschieber Michel entkam dem Tod

Anschieber Sandro Michel redet erstmals über Bob-Drama
«Bahnbetreiber haben einen Toten in Kauf genommen»

Erstmals nach seinem schweren Unfall spricht Bob-Anschieber Sandro Michel ausführlich über sein Leben nach dem Horror-Crash, die komplexen Verletzungen und seine extreme Enttäuschung über das eiserne Schweigen des Weltverbands.
Publiziert: 25.03.2024 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2024 um 19:34 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Sandro Michel (27) hat 40 Tage hinter sich, die sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt haben. Jetzt redet der Bob-Anschieber in einem grossen Interview bei Keystone-SDA erstmals ausführlich über das Drama im Eiskanal von Altenberg (De), seine lebensbedrohlichen Verletzungen, seine Operationen in Dresden und in Aarau und seine Pläne für die Zukunft.

«Man muss die positiven Sachen sehen», sagt Michel und schildert, dass die Tage weniger werden, an denen er mit seinem Unfall hadert. Das, obwohl er klar der Meinung ist, dass der Unfall zu verhindern gewesen wäre und die Bahnbetreiber «einen Toten in Kauf genommen haben», wie er sagt, «bei mir war es ja relativ knapp».

«Werde wieder ein normales Leben führen können»

Der Aargauer hat mittlerweile 15 Kilos verloren und lebt seit der Rückkehr mit einem Rega-Jet aus Dresden bis auf Weiteres in der Rehaklinik in Bellikon AG. «Am wichtigsten war es für mich, als mir die Ärzte bestätigen konnten, dass ich wieder ein normales Leben werde führen können», sagt er in der Klinik zum Journalisten der nationalen Nachrichtenagentur.

Vor 40 Tagen verunglückte Sandro Michel schwer: Jetzt spricht der Bob-Anschieber in der Rehaklinik Bellikon erstmals über seine Verletzungen.
Foto: keystone-sda.ch
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Doch bis dahin ist der Weg noch weit. Michel sitzt wegen der schweren Hüft- und Oberschenkelverletzungen noch im Rollstuhl. Erstmals wird nun bekannt, welche verheerende Folgen der eine halbe Tonne schwere und umgestürzte Bob wirklich hatte, als er aus dem ansteigenden Zielauslauf in die Bahn zurückrutschte und dort den bewusstlos auf dem Eis liegenden und zuvor aus dem Schlitten gefallenen Anschieber überrollte.

Es ist eine regelrechte Horrorliste, die Michel aufzählt. Diverse Rippenbrüche und abgerissene Muskeln im Brustkorbbereich. Eine Lungenblutung. Und: «Auf der Seite bei den Hüften hat es mir diverse Haut- und Muskelfetzen ab- oder aufgerissen. Dann hat es mir die Hüfte ausgekugelt, also der Oberschenkelknochen ist sichtbar gewesen.»

Erlaubt es die Hüfte, will Michel wieder Bob fahren

Obwohl der bis zum Unfall schnellste Schweizer Bob-Anschieber momentan vor allem Schmerzen im Brustbereich hat – unvermeidbar bei Rippenbrüchen –, steht das grosse medizinische Fragezeichen bei der Hüfte. Mit eigenem Knochenmaterial wurde sie rekonstruiert. Doch ob das Gelenk wieder die Funktion zurückerhält, wird erst die Zeit zeigen, ansonsten wäre ein künstliches Hüftgelenk eine Option.

Doch Michel zeigt sich beim Termin mit Keystone-SDA positiv, er denkt sogar schon ans Comeback – sofern medizinisch möglich. Er würde sofort wieder bei seinem langjährigen Piloten Michael Vogt (26) anschieben. «Weiterhin Bobrennen zu fahren, ist definitiv mein grosses Ziel.»

Mal angenommen, dem Aargauer WM-Bronze-Gewinner gelingt tatsächlich die Rückkehr in den Weltcup: Das Wiedersehen mit den Vertretern vom Weltverband IBSF würde sehr frostig ausfallen. Denn Michel sagt, was eigentlich kaum zu glauben ist: «Vonseiten des internationalen Verbands habe ich nie irgendetwas gehört. Da bin ich extrem enttäuscht.»

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