Bob-Hoffnung an der Heim-WM
Vogt ist dank Freundin und Auszeiten so schnell

An der Heim-WM in St. Moritz belegt Bob-Hoffnung Michael Vogt im Zweier den Bronze-Rang. Die Entscheidung fällt am Sonntag. Blick erklärt das Erfolgsrezept in Vogts Mannschaft.
Publiziert: 28.01.2023 um 16:47 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Er ist an der Heim-WM in St. Moritz die grosse Hoffnung der Schweizer Bob-Fans. Michael Vogt (25) fährt diese Saison konstant an der Weltspitze mit. Und Vogt enttäuscht im legendären Natureiskanal runter nach Celerina GR die Fans nicht. Der Schwyzer belegt nach den ersten beiden Läufen den 3. Rang (siehe unten) und kann am Sonntag die Saison mit seiner ersten WM-Medaille krönen.

Vogt fährt so schnell Bob wie noch nie. Vor allem am Start legte sein Team zu. Im Zweier schiebt Sandro Michel (26) an. Aber für den Vierer-Schlitten besteht das Vogt-Team auch aus Alain Knuser (28), Cyril Bieri (29) und Silvio Weber (27).

Vogt auf Bronze-Kurs – Friedli gibt verletzt auf

Dieser Mann ist richtig heiss auf eine WM-Medaille auf der Heimbahn. Michael Vogt (25) zeigt im Zweier-Bob am ersten der beiden Wettkampftage einen starken Auftritt. Der Schwyzer und Anschieber Sandro Michel (26) übernachten als Dritter.

Nach dem 1. Lauf führt Vogt gar noch. Dann schlägen die deutschen Dominatoren zurück. Johannes Lochner und der zehnfache Weltmeister Francesco Friedrich gehen am Schweizer vorbei. Vogt sagt: «Wer vom ersten auf den dritten Platz zurückfällt, ist natürlich nicht glücklich. Aber vor diesem Tag hätte ich den dritten Zwischenrang auf jeden Fall genommen. Unser 1. Lauf war nahezu perfekt. Im 2. Lauf habe ich ein, zwei Fehler drin gehabt, die Zeit gekostet haben.»

Erste Schweizer WM-Medaille seit 2016 im Visier

Zu Gold fehlen bei Halbzeit nun 0,39 Sekunden, zu Silber nur 0,07. «Eine Medaille liegt definitiv drin», sagt Vogt, «wir müssen am Sonntag am Start nochmals einen drauf setzen und ich muss etwas schöner runterfahren. Dann sieht es nicht schlecht aus.»

Es wäre die erste WM-Medaille in der neuen Schweizer Bob-Ära mit dem Neuaufbau ab 2018 mit lauter jungen Piloten. Die letzten Schweizer WM-Medaillen holten 2016 Beat Hefti (Silber im Zweier) und Rico Peter (Bronze im Vierer). Und der Vollständigkeit halber: Der letzte Schweizer Weltmeister war 2009 Ivo Rüegg.

Friedlis Wade und heftige Stürze im Horseshoe

Nicht mal mehr am Start ist am Sonntag hingegen Simon Friedli (31). Beim Solothurner bricht beim zweiten Start wieder die Verletzung in der linken Wade auf: «Für mich ist die WM vorbei und wahrscheinlich auch die ganze Saison.»

Friedlis Platz im Vierer-Rennen vom 4./5. Februar wird nun Timo Rohner (24), im Zweier zur Halbzeit auf Rang 8, erben.

Auf der ältesten Bob-Bahn der Welt krachts aber auch heftig. Es ist der dreifache Sturz-Schock ausgangs der legendären Horseshoe-Kurve. Deutschlands Adam Ammour (21), der Kroate Drazen Silic (37) und der Kanadier Taylor Austin (33) verschätzen sich bei dieser Schlüsselstelle total und stürzen jeweils. Die gute Nachricht: Alle sechs beteiligten Athleten kommen ohne gröbere Verletzungen davon. (md)

Dieser Mann ist richtig heiss auf eine WM-Medaille auf der Heimbahn. Michael Vogt (25) zeigt im Zweier-Bob am ersten der beiden Wettkampftage einen starken Auftritt. Der Schwyzer und Anschieber Sandro Michel (26) übernachten als Dritter.

Nach dem 1. Lauf führt Vogt gar noch. Dann schlägen die deutschen Dominatoren zurück. Johannes Lochner und der zehnfache Weltmeister Francesco Friedrich gehen am Schweizer vorbei. Vogt sagt: «Wer vom ersten auf den dritten Platz zurückfällt, ist natürlich nicht glücklich. Aber vor diesem Tag hätte ich den dritten Zwischenrang auf jeden Fall genommen. Unser 1. Lauf war nahezu perfekt. Im 2. Lauf habe ich ein, zwei Fehler drin gehabt, die Zeit gekostet haben.»

Erste Schweizer WM-Medaille seit 2016 im Visier

Zu Gold fehlen bei Halbzeit nun 0,39 Sekunden, zu Silber nur 0,07. «Eine Medaille liegt definitiv drin», sagt Vogt, «wir müssen am Sonntag am Start nochmals einen drauf setzen und ich muss etwas schöner runterfahren. Dann sieht es nicht schlecht aus.»

Es wäre die erste WM-Medaille in der neuen Schweizer Bob-Ära mit dem Neuaufbau ab 2018 mit lauter jungen Piloten. Die letzten Schweizer WM-Medaillen holten 2016 Beat Hefti (Silber im Zweier) und Rico Peter (Bronze im Vierer). Und der Vollständigkeit halber: Der letzte Schweizer Weltmeister war 2009 Ivo Rüegg.

Friedlis Wade und heftige Stürze im Horseshoe

Nicht mal mehr am Start ist am Sonntag hingegen Simon Friedli (31). Beim Solothurner bricht beim zweiten Start wieder die Verletzung in der linken Wade auf: «Für mich ist die WM vorbei und wahrscheinlich auch die ganze Saison.»

Friedlis Platz im Vierer-Rennen vom 4./5. Februar wird nun Timo Rohner (24), im Zweier zur Halbzeit auf Rang 8, erben.

Auf der ältesten Bob-Bahn der Welt krachts aber auch heftig. Es ist der dreifache Sturz-Schock ausgangs der legendären Horseshoe-Kurve. Deutschlands Adam Ammour (21), der Kroate Drazen Silic (37) und der Kanadier Taylor Austin (33) verschätzen sich bei dieser Schlüsselstelle total und stürzen jeweils. Die gute Nachricht: Alle sechs beteiligten Athleten kommen ohne gröbere Verletzungen davon. (md)

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Vogt ist auch so schnell, weil in seiner Crew ein echter Teamspirit existiert, wie die Bob-Hoffnung schildert. Das Problem im Bob-Sport: Es herrscht dauerhaft Lagerkoller-Gefahr. Die Teams sind den ganzen Winter über irgendwo miteinander unterwegs.

Starker erster Tag an der Heim-WM: Michael Vogt und Sandro Michel auf dem Weg zu Halbzeit-Rang 3.
Foto: imago/Eibner
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«Es gibt auch mal kleinere Streitigkeiten»

Lange Autofahrten, viele Wochen im Hotel, viele Stunden in der Garage, viele Abende in öden Orten wie im ostdeutschen Altberg. Dazu kommt die interne Konkurrenz, nicht alle Anschieber kommen im Vierer zum Einsatz.

Alleine zum Saisonstart auf der Nordamerika-Tour verbrachten Vogt und Co. sechseinhalb Wochen am Stück miteinander. «Es ist normal, dass es auch mal kleinere Streitigkeiten gibt», sagt er offen.

Aber der Schwyzer hat mit seinen Mannen ein Erfolgsrezept entwickelt: Um den Teamgeist zu stärken, trennt sich das Team auch mal – Vogt und Co. bauen bewusste Auszeiten voneinander ein. «Man hockt schon sehr aufeinander. Es ist wichtig, dass man auch mal was für sich unternimmt. So bleibt die Lockerheit untereinander erhalten.»

Natürlich geniessen die fünf Kollegen Abende bei einem Bier zusammen. Aber genauso wichtig sind die Auszeiten. Der Vorteil für Vogt: Seine Freundin und Pilotin Melanie Hasler (24) gehört ebenfalls zum Bob-Tross. Die Frauen reisen im Weltcup gemeinsam mit den Männern umher. «Wenn ich was für mich mache, unternehme ich meistens mit Melanie etwas.» Die Auszeit mit der Freundin stärkt den Teamgeist im eigenen Team. Ist das Paar unterwegs, ist Bob kaum mal Thema.

Klar: Auch die starken Ergebnisse befeuern den Teamgeist. Aber wie locker die Mannschaft wirklich drauf ist, zeigt sich, als es nicht läuft. Als beim Vierer-Start in Lake Placid das Einsteigen schiefgeht und es Anschieber Knuser nur mit grösster Not in den Schlitten schafft, postet Vogt das Video selber auf Social Media und nimmt das eigene Team auf die Schippe: «Auch Alain konnte irgendwann darüber lachen.»

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