Grösstes Kreuzfahrtschiff legt erste Seemeilen zurück
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Halbes Jahr vor Start:Grösstes Kreuzfahrtschiff legt erste Seemeilen zurück

20 Decks, 16 Pools, 7600 Passagiere
Ist das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt noch zeitgemäss?

Die Icons of the Sea soll die Kreuzfahrt-Schifffahrt revolutionieren. So gross wie sie war noch kein Schiff. Doch brauchts solche Giganten der Meere überhaupt noch? Blick kennt die Details zum maritimen Gigantismus.
Publiziert: 18.07.2023 um 21:27 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2023 um 21:45 Uhr

2024 soll sie in See stechen, die Icons of the Seas. Sie wird das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt sein. Die imposanten Eckdaten: 20 Decks, neun Whirlpools, sieben Swimmingpools, die grösste schwimmende Bar der Welt und ein Hochseilgarten. Platz für 7600 Reisende. Noch schrauben und schweissen Hunderte Arbeiter in einer Werft in Finnland am neuen Schiff.

Bloss: Ist so ein Gigant der Meere heute überhaupt noch zeitgemäss? In Zeiten, wo Nachhaltigkeit – das sind die Giganten der Meere definitiv nicht – grossgeschrieben wird. Und Overtourismus als Schimpfwort gilt? Immer mehr Kreuzfahrtpassagiere bevorzugen kleinere Schiffe, wie eine Umfrage von des Reiseportals Travelnews zeigt. Bei Hotelplan Suisse etwa ist die Nachfrage nach kleineren Schiffen gegenüber 2019 um 10 Prozent gestiegen.

Die Tickets sind günstiger

Die Icon of the Seas wird im Auftrag der US-Reederei Royal Caribbian International gebaut. Die ersten Fahrten auf der Ostsee hat das Kreuzfahrtschiff der Superlative bereits hinter sich. Anfang kommenden Jahres wird sie erstmals mit Passagieren an Bord in See stechen. Dann steht eine einwöchige Rundreise ab Miami auf dem Programm.

Die Icon of the Seas wird das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt.
Foto: PD
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Der Schifffahrtsanalyst und Hochschuldozent Thomas P. Illes hat eine klare Antwort auf die Frage, ob grosse Schiffe noch zeitgemäss seien: «Absolut. Denn ihre Betriebskosten lassen sich im Rahmen ökonomischer Skaleneffekte auf eine viel höhere Gästezahl verteilen», sagt er zu Travelnews. «Die Tickets sind dadurch günstiger als bei kleineren Luxus- oder Expeditionsschiffen.» Das wiederum vergrössere das Potenzial im Markt.

Höhere Einnahmen an Bord

Zudem sei die Infrastruktur auf grösseren Schiffen grösser. Heisst: Mehr Gastronomie, Sport, Unterhaltung, Wellness oder Shopping. Vor allem Familien würden dies schätzen. «Das zusätzliche Bordangebot führt entsprechend auch zu höheren Einnahmen an Bord», sagt Illes. «Grössere Schiffe sind also schlicht profitabler als kleine und können auch bei tieferer Auslastung bereits Gewinn und respektable Umsatzrenditen erzielen.»

Und doch: Der Experte glaubt nicht, dass die Kreuzfahrtschiffe immer noch grösser werden. Auch wenn dies technisch durchaus möglich wäre. Viele Häfen seien schlicht zu klein. Und die Bevölkerung würde immer grössere Schiffe kritisch sehen. Nicht zuletzt würden auch die Reisenden kleinere Schiffe schätzen. Sie würden sich auf weniger grossen und damit automatisch weniger anonymen Kreuzfahrtschiffen wohler fühlen. (pbe)

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