Kann denn Anlegen Sünde sein? Ja, aber es lohnt sich ganz offenbar. Wie auch das Gegenteil, das Setzen auf Aktien, die katholischen Wertvorstellungen entsprechen. Es zeigt sich, dass sündige und tugendhafte Fonds im letzten Jahr besser abgeschlossen haben als sogenannte Indexfonds. Also Fonds, die einen Aktienindex genau abbilden – und damit im letzten Jahr viel an Wert verloren haben. Der weltweite Aktienmarkt brach 2022 um 20 Prozent ein.
Nicht so für Anleger, die auf Tugend gesetzt haben. Der Ave-Maria-Fonds, der beim Anlegen den moralischen Lehren der katholischen Kirche folgt, lag 2,6 Prozent im Plus, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Der Fonds investiert etwa nicht in Unternehmen wie Spitäler, die mit Abtreibung zu tun haben. Oder hat auch keine Aktien des Pharmagiganten Bayer, der die «Pille danach» produziert. Nicht infrage kommen generell Produzenten von Verhütungsmitteln und Aktien, die in irgendeiner Form mit Pornografie in Verbindung stehen.
Alkohol, Waffen, Glücksspiel
Die Sorge der Anlagespezialisten des Ave-Maria-Fonds gilt der Familie, weniger der Umwelt. Rund ein Fünftel des Fondsvermögens steckt laut der Zeitung im Energiesektor, also etwa in den Aktien von Ölkonzernen. Diese haben im letzten Jahr stark von steigendenden Energiepreisen profitiert – das hat die Rendite des Fonds nach oben getrieben.
Es geht allerdings auch einiges lasterhafter: Der Vice Fund ETF schloss mit minus 5 Prozent deutlich besser als breite Börsenindizes ab. Dieser Fonds investiert nur in Laster-Branchen wie Glücksspiel, Tabak, Alkohol oder Waffen. Immerhin: Zumindest im Börsenjahr 2022 hat sich das tugendhafte – oder besser gesagt erzchristliche – Anlegen noch mehr gelohnt als das lasterhafte, hat der Himmel die Hölle an der Börse geschlagen.
