Amoklauf in der Kantine
Die tragische Geschichte der Swiss Krono Group

Die Swiss Krono Group ist die grösste Produzentin von Laminatböden und gehört als Herstellerin von Holzwerkstoffen zu den Marktführern. Doch das Unternehmen steht vor allem wegen anderen Vorfällen in den Medien.
Publiziert: 09.08.2023 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 06:39 Uhr
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Aline LeutwilerFreie Journalistin Politik und Wirtschaft

Ines Kaindl-Benes (42) steht nicht gerne im Rampenlicht. Die Multimillionärin und Inhaberin von Swiss Krono kommt dabei ganz nach ihrem Vater. Der Österreicher Ernst Kaindl (gestorben 2017 mit 88 Jahren) gründete 1966 den Holzverarbeiter Kronospan. Mittlerweile heisst die Firma Swiss Krono Group, ist weltweit grösste Produzentin von Laminatböden und gehört auch als Herstellerin von Holzwerkstoffen zu den globalen Marktführern.

Die Firma mit Sitz in Luzern verarbeitet in zehn Fabriken weltweit jährlich gut sechs Millionen Kubikmeter Holz. Der Umsatz beläuft sich auf über 2 Milliarden Franken. Swiss Krono beschäftigt rund 5'000 Mitarbeitende, 500 davon am Stammwerk in Menznau LU.

Amoklauf auf demselben Gelände

Am Mittwochmorgen sorgte ein Grossbrand in dieser Fabrik für Aufregung. 240 Feuerwehrleute versuchten, den Brand auf 10'000 bis 12'000 Quadratmetern zu löschen. Keine Mitarbeitende wurden verletzt. Wie gross der Schaden ist, bleibt unklar.

Ines Kaindl-Benes (42) ist Inhaberin von Swiss Krono.
Foto: Hartmut Naegele
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Drohnenaufnahmen zeigen die Löscharbeiten
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Kampf gegen Inferno:Drohnenaufnahmen zeigen die Löscharbeiten

Doch trotz Medienscheue der Inhaber, deren Vermögen von der «Bilanz» auf rund 850 Millionen Franken geschätzt wird, steht Swiss Krono immer wieder in den Schlagzeilen. Auf dem Firmengelände des Holzverarbeiters kam es im März 2013 zu einem Blutbad. Der langjährige Mitarbeiter Viktor B.* (†42) aus Willisau LU schoss mit der Pistole seines Bruders auf Arbeitskollegen. Die Mitarbeitenden wehrten sich gegen den Amokläufer, einen dreifachen Familienvater. Fünf Personen wurden tödlich verletzt, darunter der Täter, welcher 17 Jahre für Kronospan gearbeitet hatte. «Dieser Mittwoch hat unser Leben für immer verändert. Die unfassbare Tragik lässt sich nicht in Worte fassen», sagte Kaindl-Benes damals zum SonntagsBlick. Die Unternehmerin drückte ihre Betroffenheit auch an der Beerdigung der Opfer aus.

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«Dieser Mittwoch hat unser Leben für immer verändert. Die unfassbare Tragik lässt sich nicht in Worte fassen»
Ines Kaindl-Benes (42)
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Als Ernst Kaindl 2017 starb, übernahm Ines, seine Tochter aus zweiter Ehe, als Verwaltungsratspräsidentin das Unternehmen. 2020 zog sie sich als Verwaltungsratspräsidentin zurück, nachdem sie zur 100-prozentigen Eigentümerin der Swiss Krono Group wurde. Ines Kaindl-Benes hat Betriebswirtschaft in Zürich und New York studiert. Nebst ihres Holz-Imperiums ist sie mit ihrer Firma Iminka im Immobilien-Bereich tätig und hat unter anderem eine Villa an Tina Turner (verstorben am 24. Mai mit 83 Jahren) vermietet.

Swiss Krono bleibt in Russland

2018 musste sich Swiss Krono bereits Vorwürfen einer britischen NGO stellen. Earthsight bezichtigte Swiss Krono des illegalen Holzabbaus in der Ukraine, was die Gruppe abstritt und bekräftigte, gesetzeskonform zu handeln.

Das Geschäft im Osten ist wichtig für Swiss Krono. Allein in Russland arbeiten 1000 Mitarbeitende für den Holzverarbeiter. Doch trotz des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine will Swiss Krono bleiben. Wie die «Handelszeitung» schreibt, will das Luzerner Unternehmen nicht am Exodus westlicher Firmen teilnehmen, um «für die Menschen Verantwortung übernehmen, die seit vielen Jahren für uns arbeiten».

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