Der saudische Staatskonzern Aramco ist ein Unternehmen der Superlative. Seine Öl-Reserven sind grösser als die der vier grossen Konkurrenten Exxon Mobile, Shell, Chevron und BP zusammen. Und der bevorstehende Börsengang soll der grösste der Geschichte werden.
Insidern zufolge gibt Saudi Aramco drei Milliarden Aktien zum Preis von umgerechnet 8.40 Franken aus. Damit wäre der Börsengang an der Börse in Riad (Saudi-Arabien) mindestens 25,34 Milliarden Franken schwer – grösser als der des bisherigen Rekordhalters Alibaba. Der Börsenwert beträgt somit 1,7 Billionen Franken. Somit wird Aramco US-Computerriesen Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt ablösen.
Saudi-Arabien will weg von Öl-Abhängigkeit
Aber nur ein kleiner Teil des Unternehmens kommt an die Börse. Ursprünglich gingen Anleger davon aus, dass es 5 Prozent sein dürften. Inzwischen soll Saudi-Arabien Insidern zufolge nur 1 bis 2 Prozent der Wertpapiere des Staatskonzerns verkaufen wollen. Noch immer genug, um den schwersten Börsengang der Geschichte zu tätigen.
Mit dem Gang an die Börse des Staatskonzerns will sich Saudi-Arabien unabhängiger von Öl machen. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (34) hegt Pläne, die Wirtschaft des Königreichs umzukrempeln. Die «Vision 2030» umfasst 80 Projekte, auch welche im Tourismusbereich. Sogar fliegende Taxis sind vorgesehen. Das dafür nötige Geld soll aus dem Börsengang kommen.
Doch der lief holpriger als erhofft: Die Debatte um den Klimawandel, die politischen Unwägbarkeiten am Golf und ein Mangel an Transparenz bei Saudi Aramco machte Investoren skeptisch. Trotz Rekorde ist Kronprinz bin Salman darum nicht restlos glücklich. Er hatte sich einen Börsenwert von 2 Billionen Franken vorgestellt.
Dividenden von 75 Milliarden
Am Mittwoch den 11. Dezember könnte der erste Handelstag an der Börse von Riad stattfinden. Möglicherweise folgt später eine Aktienplatzierung an einer internationalen Börse. Allerdings soll das frühestens in einem Jahr der Fall sein. Aramco schweigt dazu.
Anleger können sich auf eine dicke Dividende freuen: Aramco lockt mit einer Gewinnausschüttung von 75 Milliarden Franken. Die Dividendenrendite würde damit je nach Börsenkapitalisierung bis zu 5 Prozent betragen.
Während Börsenjunkies sich auf die IPO des Öl-Giganten freuen, dürfte er für Klimaschützern ein Ärgernis sein. Gemäss dem amerikanischen Institut für Climate Accountability ist Aramco für den weltweit höchsten Anteil von Emissionen (darunter Kohlendioxid) durch Unternehmen überhaupt verantwortlich.(SDA/gif)