Bank braucht Milliarden für Umbau
Das grosse Warten auf den Masterplan von Körner und Lehmann

Die Credit Suisse dürfte am Donnerstag den nächsten grossen Quartalsverlust präsentieren. Was aber viel mehr interessiert: Können CEO Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann mit ihrem Masterplan für den Umbau der schlingernden Bank überzeugen?
Publiziert: 24.10.2022 um 01:10 Uhr
Martin Schmidt

Was für eine Woche für die Credit Suisse! Nach Monaten voller Gerüchte, Spekulationen, Informations-Leaks und Fake News schafft die Grossbank am Donnerstag endlich Klarheit über den geplanten Umbau. CEO Ulrich Körner (59) und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann (63) müssen liefern, um den Sturm zu beruhigen, der sich über der CS zusammengebraut hat.

Gemäss US-Analysten benötigt die Bank vier bis neun Milliarden Franken an frischem Kapital zur Finanzierung eines weitreichenden Umbaus. Und der ist dringend nötig: 2020 war das letzte erfolgreiche Geschäftsjahr, seither hat die Bank Milliardenverluste eingefahren. 1,6 Milliarden Franken im letzten Jahr und knapp 1,9 Milliarden im ersten Halbjahr 2022. Am 27. Oktober werden – neben den mit Spannung erwarteten Umbauplänen – auch die Zahlen fürs dritte Quartal offengelegt und die Analysten erwarten erneut einen Verlust von 300 bis 400 Millionen Franken.

Kunden und Anleger verlieren Vertrauen

Die Bank muss dringend das Vertrauen der Anleger und Kunden stärken. Zuletzt machten Meldungen von reichen Bankkunden, die ihr Vermögen abheben, die Runde. «Sinkt das Vertrauen in die Credit Suisse weiter, wird der Druck auf die Bank zunehmen», sagt Andreas Dietrich (45), Professor am Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern.

Auf CS-CEO Ulrich Körner ...
Foto: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo
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Der Aktienkurs der Credit Suisse wurde zuletzt auch durch Gerüchte über einen möglichen Konkurs der Bank auf Talfahrt geschickt. «Die Behauptungen, dass die CS am Abgrund stehe und dringend auf neues Kapital angewiesen sei, entbehren jeglicher Grundlage», sagte dazu der ehemalige Spitzenbanker Oswald Grübel (78) im Interview mit dem SonntagsBlick. Zu diesem Schluss kam auch die Schweizerische Nationalbank in ihrem diesjährigen Finanzstabilitätsbericht. Die Bank verfügt mit einer Kernkapitalquote von 13,5 Prozent über ein solides Polster.

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Wie stark schrumpft die Investment Bank?

Trotzdem besteht gewaltiger Handlungsbedarf. Und die Bank legt einen neuen Willen für harte Sparmassnahmen an den Tag. Bereits im Sommer hat sie Kostensenkungen von über 1,5 Milliarden Franken angekündigt. Das ist alles andere als ein Pappenstiel: Im laufenden Jahr ist die Kostenbasis noch mal deutlich angestiegen. Für die geplanten Einsparungen müsste massiv Personal abgebaut werden. Es ist von 5000 Arbeitsplätzen, also jeder zehnten Stelle, die Rede.

Besonders viele Stellen dürfte es bei der Investment Bank (IB) der CS treffen. Der Geschäftsbereich ist für die aktuelle Misere der Bank hauptverantwortlich. Die CS-Führung hat bereits signalisiert, die IB verkleinern zu wollen. Das war nicht immer so. In der Vergangenheit hielt man trotz immenser Verluste und mehrerer Strategieüberprüfungen daran fest. Nun aber zielt die CS auf einen teilweisen oder vollständigen Verkauf des lukrativen Geschäfts mit verbrieften Schuldprodukten. Analysten von Goldman Sachs schätzten die möglichen Einnahmen auf 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken.

Für die verlustreichen IB-Bereiche dürften die Interessenten hingegen kaum Schlange stehen. Wie die «Financial Times» von Bank-Insidern erfahren haben will, könnten solche Geschäfte in eine «Bad Bank» ausgelagert werden.

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Fokus auf profitable Geschäfte

Gleichzeitig will die CS das erfolgreiche Schweizer Geschäft und die Vermögensverwaltung stärken. Bei der Vermögensverwaltung könnte sie sich dafür aus unrentablen Ländern beispielsweise in Südamerika zurückziehen. «Es macht absolut Sinn, wenn sich die Bank in ihrer gegenwärtigen Situation auf ihre Stärken fokussiert», sagt Christian Schmidiger (32), Analyst der Zürcher Kantonalbank.

In Afrika hat die Bank dies in den letzten zwölf Monaten bereits bei einem Dutzend Märkten getan. Auch für die US-Vermögensverwaltungseinheit der CS soll es Interessenten geben. Ein solcher Deal könnte der Bank gemäss Schätzungen rund zwei Milliarden Dollar in die Kassen spülen.

Bereits ausgemachte Sache ist der Verkauf ihrer 8,6-Prozent Beteiligung an der Fonds-Plattform Allfunds für 334 Millionen Euro sowie an der Energy Infrastructure Partners AG (EIP) – im zweiten Fall ohne Angabe des Verkaufserlöses. Ebenfalls verkauft werden soll das Zürcher Luxushotel Savoy. Hinzu kommen Spekulationen über einen Verkauf der CS-Konsumkreditbank Bank-now sowie des Kreditgeschäfts Swisscard.

Braucht die CS eine externe Finanzspritze?

Kann die Bank die nötigen Milliarden für den Umbau nicht durch Verkäufe generieren, könnte es auch zu einer Kapitalerhöhung kommen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, soll die CS mit den Banken Morgan Stanley und Royal Bank of Canada über eine mögliche Kapitalspritze verhandeln.

Gemäss anderen Gerüchten könnte auch die CS-Grossaktionärin Qatar Investment Authority weitere Mittel in die Bank einschiessen. Analysten gehen jedoch davon aus, dass die Bank eine Kapitalerhöhung wenn möglich vermeidet, da die Aktionäre sonst weitere Verluste in Kauf nehmen müssten.

Erst Ende September sackte die CS-Aktie auf ein Rekordtief von 3,52 Franken ab. Seither ist bei den Anlegern wieder etwas Ruhe eingekehrt. Am letzten Freitag kostete der Titel 4,58 Franken. Die Aktionäre warten gebannt darauf, was Körner und Lehmann am Donnerstag zu sagen haben.

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