Bei den Belalp Bahnen sind neu alle Skipässe gratis versichert
«Gäste waren verärgert, weil sie kein Geld zurückerhielten»

Das sorgte bei Wintersportfans für Riesenärger: Die Anlagen im Skigebiet stehen still und die Bergbahnen erstatten den Ticketpreis nicht zurück. Die Belalp Bahnen preschen vor und versichern neuerdings alle Skipässe.
Publiziert: 10.01.2024 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 20:22 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Du kaufst online einen Skipass für einen bestimmten Tag – doch dann steht die Bahn still. Bei den Belalp Bahnen ob Naters VS passiert genau das ausgerechnet am 22. und 23. Dezember. Ein Sturm legt den Betrieb der Anlagen lahm. Der Frust bei Skifahrern ist in solchen Fällen programmiert.

Viele Bergbahnen schliessen in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) eine Rückerstattung des Ticketpreises aus. Jedoch nicht die Belalp Bahnen. «Wir haben auf diesen Winter hin alle unsere Skipässe versichert», sagt Bergbahnchef Mario Gertschen (42) zu Blick. Und das ohne Aufpreis für den Skigast.

Zuvor boten die Belalp Bahnen die Versicherung des Skipasses auf freiwilliger Basis an. «Konnten die Bahnen nicht fahren oder Gäste wegen Krankheit nicht anreisen, war es uns nicht möglich, kulant zu sein. Sonst hätten wir Gäste mit der Versicherung benachteiligt», sagt der Seilbahnchef.

Stehen die Anlagen in einem Skigebiet ganz oder zu einem grossen Teil still, gehen Gäste heute oft in doppelter Hinsicht leer aus: Sie können nicht fahren und müssen trotzdem bezahlen.
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Die neue Leistung habe sich bereits mehrfach bewährt – unter anderem an den zwei Tagen vor Weihnachten. «Bis jetzt ist das Angebot ein voller Erfolg», so Gertschen, «Vorher haben die fehlende Rückerstattung bei Pässen ohne Versicherung zu vielen Reklamationen geführt. Bei Gästen kam regelmässig grosser Ärger auf, weil sie kein Geld zurückerhielten, und dafür hatten wir Verständnis.»

Diese Fälle sind versichert

Die Bahnen haben sich deshalb auf die Suche nach einem Versicherungspartner gemacht – und sind fündig geworden. Versichert sind Tages- und Mehrtageskarten sowie Abonnements. Die Gäste erhalten ihr Geld zurück, wenn die Anlagen komplett stillstehen. Oder wenn wegen Sturm, Lawinengefahr oder aus anderen Gründen weniger als fünf Anlagen im Gebiet laufen.

Auch Krankheitsfälle sind abgedeckt. «Das gilt beispielsweise, wenn ein Familienmitglied krank ist oder sich ein Bein bricht und die Familie deshalb nicht anreisen kann. Dann werden der ganzen Familie die Pässe erstattet», so Gertschen. Dafür müssen Betroffene einfach ein ärztliches Zeugnis einreichen. Schlechte Wetterbedingungen hingegen sind kein Grund für eine Rückerstattung.

Ganz günstig ist die Sache für die Belalp Bahnen nicht. Gertschen spricht von einem höheren 5-stelligen Betrag. Die Prämie basiert auf den rund 180'000 Skitage der Belalp Bahnen. Dabei werden die Gäste, die an einem Tag die Liftanlage nutzen, über die ganze Saison zusammengezählt.

Wird die Prämie einfach auf die Skifahrer abgewälzt? Gertschen verneint. «Wir haben bereits letzte Saison ein neues, dynamisches Preismodell eingeführt und uns deshalb gegen eine Preiserhöhung entschieden.» Über den Preis entscheidet seither in erster Line der Zeitpunkt der Buchung und der Saison. Die Tageskarte kostet zwischen 48 und 69 Franken. «Mit der neuen Versicherung sparen wir uns auch den Aufwand für die Bearbeitung der Reklamationen», so Gertschen.

Belalp Bahnen hoffen auf positiven Werbeeffekt

Verärgerte Gäste sind für ein Skigebiet zudem schlechte Werbung. «Wir sehen die Mehrkosten deshalb auch als Marketinginstrument. Sind die Gäste zufrieden, steigt die Chance, dass sie im nächsten Jahr wieder kommen», führt Gertschen aus.

«Die Idee auf der Belalp ist interessant», sagt Berno Stoffel (54), Direktor von Seilbahnen Schweiz, «Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie man die Kunden zufriedenstellen kann, wenn die Anlagen bei Schlechtwetter stillstehen. So werden an anderen Orten für diesen Fall attraktive Alternativprogramme mit Sport- und Spielmöglichkeiten angeboten».

Die Belalp Bahnen hebeln mit dem neuen Angebot auch ein weiteres Problem aus: Viele Bergbahnen begeben sich auf schwieriges Terrain, wenn sie Ansprüche auf Rückerstattung in ihren AGB vollumfänglich ausschliessen. Ein Vertrag beruht auf einer Leistung und Gegenleistung, so die Stiftung Konsumentenschutz. Erhält der Kunde die vereinbarte Gegenleistung nicht, weil die Bahnen stillstehen, hat er einen grundsätzlichen Anspruch auf Kostenrückerstattung.

Im Skigebiet Flims Laax Falera vermieste stürmischer Wind den Skifahrern vor einer Woche den Skitag. Die Bergbahnen öffneten mit über einer Stunde Verspätung. Die Wartezeit betrug teils mehrere Stunden. Trotzdem bekommen die Wintersportler keine Entschädigung. Das führte zu Reklamationen. «Rückerstattungen werden dann gewährt, wenn die Mehrheit aller Anlagen geschlossen ist und nur der Betrieb der Anlagen im unteren Sektor des Gebiets möglich ist. Die Anzahl geöffneter Anlagen ist ausschlaggebend für die Höhe der Rückerstattung. Auch bei kompletten Schliessungen werden Rückerstattungen gewährt», schreibt die Medienstelle Laax auf Anfrage. Eine Versicherung für alle Tickets wie auf der Belalp sei aktuell hingegen nicht geplant.

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