Berset will wieder Risiko-Länder definieren
So könnte die neue Quarantäneliste aussehen

Bundesrat Alain Berset (49) bringt die Quarantäneliste wieder aufs Tapet. Blick nimmt mögliche Szenarien vorweg.
Publiziert: 30.08.2021 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2021 um 16:17 Uhr
Nach dem Feiern kommt der Kater: In den Balkanländern schiessen die Infektionszahlen nach einem Sommer mit laschen Regeln in die Höhe.
Foto: AFP
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Fabio Giger

Sie war eines der wichtigsten Instrumente in der Pandemiebekämpfung: die Quarantäneliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Später wurde sie ersetzt durch die sogenannte «Liste der Länder mit besorgniserregender Virusvariante». Damit wollte der Bund die Schweiz vor der Delta-Variante bewahren.

Der Versuch misslang. Heute dominiert Delta den Pandemieverlauf. Und die Liste ist ein leeres weisses Blatt. Kein Reiserückkehrer und kein Tourist muss bei der Einreise in die Schweiz mehr in Quarantäne.

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Ganz Südfrankreich wäre drauf

Gesundheitsminister Alain Berset überlegt im Hinblick auf die Herbstferien, die Reisequarantäne wieder einzuführen. Das sagt Berset in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Argumente, die ausgediente Quarantäneliste wieder einzuführen, gäbe es durchaus. Infizierte Reiserückkehrer haben die vierte Welle mitverursacht – unter anderem weil sie ihren Partysommer im Balkan verbrachten. Laut Daten der WHO herrscht im Kosovo derzeit eine 14-Tages-Inzidenz von 1433. Viermal höher als in der Schweiz mit einer Inzidenz von 353.

Früher galt die Regel, dass Länder auf die Quarantäneliste kommen, in denen die Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner über die letzten zwei Wochen um 60 höher liegen als in der Schweiz. Der Kosovo wäre mit seinem Wert längst drauf.

Europaweit die höchste 14-Tages-Inzidenz weist Georgien mit 1543 auf. Eine Inzidenz von über 1000 gibts auch in Montenegro, Israel und der französischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. Weil auch Okzitanien viele Neuinfektionen zählt, wäre ganz Südfrankreich auf der Liste.

Corona-Hotspot Griechenland

Knapp auf der Liste wäre Griechenland mit durchschnittlich 415 Fällen. Besonders prekär ist die Lage aber auf den beliebten Ferieninseln: Auf Kos, Rhodos, Mykonos und Co. zählten die Behörden in den letzten zwei Wochen durchschnittlich fast 3000 Neuinfektionen pro Tag.

Und auch Rückkehrer aus dem britischen Königreich oder aus Irland müssten wohl wieder in Quarantäne. Die Inzidenz in England ist fast doppelt so hoch wie in der Schweiz.

Der Bundesrat macht keine Angaben, für wen die Quarantänepflicht letztlich gelten würde – ob also auch geimpfte und genesene oder nur ungeimpfte Einreisende in Quarantäne müssten. Als die «alte» Quarantäneliste gültig war, galt sie nur für Ungeimpfte.

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