Bevölkerung von St. Peter GR hofft auf Rettung ihres Familienskigebiets Hochwang
Ohne Lift gehts mit dem Dorf bergab

Das Familienskigebiet Hochwang braucht dringend Geld. Ohne Hilfe steht die Bahn im nächsten Winter still. Das hätte für die Lokalbevölkerung gravierende Folgen. Blick hat sich umgehört.
Publiziert: 13.05.2022 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2023 um 15:23 Uhr
Martin Schmidt

Die Sportbahnen Hochwang in St. Peter GR sind finanziell stark angeschlagen. Kann die Bahn in den nächsten 30 Tagen nicht mindestens 350'000 Franken beschaffen, fällt die kommende Wintersaison ins Wasser. Und ohne die Einnahmen aus dem Winter könnte bald schon der Pleitegeier seine Kreise ziehen. In der Region schrillen die Alarmglocken. Ein Konkurs der Seilbahn hätte für das Gewerbe und die Bevölkerung gravierende Folgen.

«Ein Konkurs würde im Dorf alles verändern», sagt Marco Schwendener (65). Er betreibt seit acht Jahren ein paar Hundert Meter von der Seilbahn entfernt das Skihaus Hochwang, eine Gruppenunterkunft mit 56 Betten. Nach zwei sehr schwierigen Pandemiejahren habe sich sein Geschäft zuletzt wieder erholt. Doch Schwendener schwant Böses: «Wenn die Seilbahn schliesst, dann bleiben meine Betten leer.»

Wohnungsbesitzer droht grosser Verlust

Die Wintersportler füllen in den Unterkünften, Ferienwohnungen und Hotels im Ort die Betten. Ohne diese Gäste stehen dem Dorf harzige Zeiten bevor. Als Kunden bringen sie auch dem Dorfladen wichtige Einnahmen, wie eine Verkäuferin gegenüber Blick sagt.

Bittet Gäste und Gönner um finanzielle Hilfe: Rolf Bucher, Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Hochwang im Schanfigg.
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Ein Seilbahn-Konkurs würde ebenso bei den Ferienwohnungsbesitzern einschenken. «Die Wohnungen würden mindestens ein Drittel ihres Werts verlieren», schätzt Marco Schwendener.

Bergbahnen gelten als Zugpferd einer jeden Destination. Deshalb rechnet auch Immobilienexperte Robert Weinert (43) von Wüest & Partner mit einem Wertverlust der Wohnungen. «Aktuell ist der Zweitwohnungsmarkt in Graubünden aber derart ausgetrocknet, dass der kurzfristige Preiseffekt relativ gering ausfallen dürfte. Lässt die generelle Nachfrage nach, dürften die Preise ohne Seilbahn aber deutlich stärker unter Druck geraten als anderswo.»

Für die Lokalbevölkerung hat das Skigebiet auch einen grossen emotionalen Wert. Die Einwohnerinnen und Einwohner haben am Hochwang das Skifahren erlernt. «Die jungen Leute können im Skiklub selbständig Ski fahren gehen. Der Berg ist für die Bevölkerung ein wichtiger Treffpunkt und Naherholungsgebiet», sagt Yvonne Altmann (55), Gemeindepräsidentin von Arosa, zu der das Dorf St. Peter gehört. Für die Region sei es deshalb unheimlich wichtig, dass es mit dem Skigebiet weitergehe. «Ich bin überzeugt, dass die Bevölkerung und Zweitwohnungsbesitzer mithelfen, damit die Seilbahn weiterfahren kann», sagt Altmann.

Knapp 40'000 Franken gespendet

Dass die Sportbahnen Hochwang ein Defizit einfahren, ist nicht neu: Seit der Gründung im Jahr 1983 hat das Skigebiet nie einen Gewinn erwirtschaftet. War das Loch in der Kasse zu gross, wurde es von den Grossaktionären und der Gemeinde Arosa gestopft. «Man hat sich immer darauf verlassen, dass die Grossaktionäre am Ende einspringen», sagt Rolf Bucher (58), Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Hochwang.

Doch Gemeinde und Grossaktionäre wollen nicht mehr. Das Familienskigebiet muss andere Wege finden. «Wir arbeiten an einem Konzept, mit dem wir die Sportbahnen in Zukunft in die Gewinnzone führen wollen. Ich bin überzeugt, dass sie kostentragend betrieben werden können», so Bucher.

Seit dem Hilferuf der Bahnen sind innerhalb von zweieinhalb Tagen beinahe 40'000 Franken an Spenden eingegangen. Bucher ist überzeugt: «Wir gehen nicht Konkurs.»

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