Billige PR-Aktion mit Ukraine-Krieg?
Migros attackiert Lidl wegen Spielzeugpistolen

Lidl stoppt wegen dem Ukraine-Krieg den Verkauf von Spielzeugwaffen. Bei der Migros kommt das überhaupt nicht gut an. Sie wirft Lidl vor, einen fürchterlichen Krieg zur «eigenen Profilierung» zu missbrauchen.
Publiziert: 07.03.2022 um 16:47 Uhr
Martin Schmidt

Der Ukraine-Krieg beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft. Firmen stoppen den Verkauf von Waren nach Russland. Detailhändler wie Coop, Globus und Aldi haben jüngst russische Produkt wie Wodka aus dem Sortiment gekippt. Und nun zieht auch Lidl Schweiz nach und stoppt den Verkauf von Spielzeug-Waffen, wie «20 Minuten» berichtet.

Die Plastikpistolen stammen zwar aus den USA und nicht aus Russland. Doch Lidl will derzeit keine Pistolen mehr verkaufen, auch wenn sie aus Plastik sind. «Wir haben die Produkte aufgrund der aktuellen Geschehnisse und aus Respekt und Rücksicht aus dem Verkauf genommen», sagt Lidl gegenüber Blick. «Wir sind bestürzt über das Geschehen in der Ukraine.»

Migros übt harsche Kritik

Blick wollte von anderen Detailhändlern wissen, ob sie nachziehen. Beim Detailhandels-Riesen Migros kommt die Lidl-Aktion überhaupt nicht gut an. «Wenn es der eigenen Profilierung dient, scheint in diesem furchtbaren Konflikt offensichtlich kein Thema zu gruusig zu sein», verurteilt Migros den Verkaufsstopp von Lidl.

Lidl hat wegen des Ukraine-Kriegs zwei Plastikpistolen-Sets aus dem Sortiment genommen.
Foto: Screenshot
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Dass sich Firmen zu Vermarktungs- und Identifikationszwecken auch mal politisch äussern, ist in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen. Aus Sicht der Migros hat Lidl nun aber eine Grenze überschritten: «Das Leid Millionen notleidender Menschen auf die Stufe von sommerlichem Spielspass bzw. Wasserpistolen für Kinder herabzusetzen, ist – gelinde gesagt – verharmlosend.»

Während in den letzten Tagen Konkurrenten wie Globus, Coop und Aldi russische Produkte aus ihrem Sortiment genommen haben, hielt sich Migros bislang beim Thema bedeckt. Man halte an die Vorgaben des Bundesrats, betonte der Detailhändler auf Nachfrage. Nun findet die Migros jedoch deutliche Worte: «Krieg und Marketing sind für uns nicht vereinbar. Für uns stehen im Moment die vergangene Woche angelaufenen Hilfslieferungen für die betroffenen Menschen innerhalb und ausserhalb der Ukraine im Vordergrund.»

Plastikpistolen im aktuellen Katalog

Lidl hat zwei Plastikpistolen-Sets der Marke Nerf, die zum US-Spielzeuggiganten Hasbro gehört, aus dem Sortiment geworfen. In den Prospekten sind die Produkte zwar noch enthalten. Lidl erklärt dies jedoch mit den sehr langen Vorlaufzeiten: «Teils bestellen wir unsere Waren über ein Jahr im Voraus. Darum ist es überhaupt erst zu der erwähnten Werbung gekommen.» Man habe aktuell ein besonderes Auge auf das eigene Angebot und beobachte die Ereignisse sehr genau.

Auch Coop sagt auch Anfrage, man «prüft diesbezüglich das Sortiment und evaluiert, ob Artikel aus dem Verkauf genommen werden». Bei Aldi heisst es, dass man derzeit keine Spielzeugwaffen im Sortiment führe.


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