«Biden soll seine Kämpfe selber kämpfen»
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Trump zufrieden mit Gericht:«Biden soll seine Kämpfe selber kämpfen»

Blick analysiert vor dem Super Tuesday
Trump oder Biden – welcher US-Präsident ist besser für die Schweizer Wirtschaft?

Obwohl der Super Tuesday erst heute Dienstag ist, ist die Entscheidung der Parteien quasi schon gefallen: Donald Trump (77) und Joe Biden (81) werden im November ums Weisse Haus kämpfen. Wer wäre als US-Präsident besser für die Schweiz? Eine Abhandlung in drei Punkten.
Publiziert: 04.03.2024 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2024 um 07:38 Uhr
Olivia Ruffiner und Pamela Beltrame

In den USA wird wieder gewählt. Alle vier Jahre entscheidet sich, wer die Weltmacht und eine der grössten Volkswirtschaften der Welt führen darf – was auch direkte Auswirkungen auf die Schweiz und unsere Wirtschaft hat.

Es sieht ganz nach einem Rennen zwischen dem amtierenden Demokraten Joe Biden (81) und seinem republikanischen Vorgänger Donald Trump (77) aus. Beide vertreten auf den ersten Blick ein diametral unterschiedliches Regime – entsprechend verschieden sind die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft je nach Ausgang der Wahlen. Stefan Legge (36), Makroökonom und Dozent an der Universität St. Gallen, erläutert anhand von drei Schwerpunkten, wie sich eine republikanische oder demokratische Amtszeit auf die Schweizer Wirtschaft auswirken könnte.

Die USA als Handelspartner

Die USA sind für die Schweiz ein zentraler Handelspartner, sowohl was die Exporte als auch was die Importe betrifft. In der letzten Amtszeit von Trump wurde «America first» grossgeschrieben. Die von ihm verhängten (Straf-)Zölle zur Förderung amerikanischer Unternehmen und der US-Produktion haben Schweizer Industrieunternehmen massiv geschadet.

Für einige grosse Schweizer Unternehmen wie die Pharmariesen Novartis und Roche sind die USA der grösste Absatzmarkt.
Foto: AFP
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In Sachen Freihandelsabkommen gilt Trump aus Schweizer Sicht zwar als Musterschüler – da während seiner Amtszeit zumindest Gespräche mit Bern geführt worden sind. Die Verhandlungen seien aber nicht sonderlich seriös gewesen, so Stefan Legge. Trump habe ebenso wenig ein Freihandelsabkommen angestrebt wie aktuell Joe Biden.

Bidens Industriepolitik mit milliardenschweren Gesetzespaketen und Subventionen zur Ankurbelung der Wirtschaft scheint zwar kurzfristig für Schweizer Unternehmen sehr verlockend, könnte aber langfristig zu einem «Subventionswettlauf» führen, bei dem Länder mit tieferen Taschen einen Wettbewerbsvorteil haben. «Der Wettlauf nach unten ist für die Schweiz einfacher als der Wettlauf nach oben», sagt Legge und weist darauf hin, dass Steuersenkungen für eine kleine Volkswirtschaft wie die Schweiz viel mehr bringen.

Der von Biden verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA) könnte hiesigen Pharmafirmen das Geschäft in Amerika erschweren. Der IRA hat Auswirkungen auf die Medikamentenpreise in den USA, unter anderem müssen Novartis, Roche und Co. die Preise für den amerikanischen Markt neu aushandeln, andererseits wird es eine Preisobergrenze geben. Bisher waren Medikamente in den USA rund 40 Prozent teurer als in Europa – ein lukratives Geschäft für die Pharmaindustrie.

Die Militärpolitik der USA

Europa hat eine ausgelagerte Sicherheitspolitik. Das heisst, die EU und damit teilweise auch die Schweiz sind in diesem Bereich von den USA abhängig. Da Trump weniger ideologisch, sondern eher kurzfristig denkt, könnte er die Rolle Amerikas als Garant der Sicherheit in Europa zurückfahren. Legge verweist auf das Zitat des republikanischen Senators J. D. Vance (40), wonach die USA keine Verbündeten, sondern Kunden hätten. «Dieses Gefühl ist unter Republikanern weit verbreitet», sagt er.

In der Militärpolitik erscheint dem Experten der Ansatz von Joe Biden vorteilhafter, da er eine aktive Rolle einnimmt. Biden sehe, wie viele etablierte Demokraten, die USA immer noch als «Weltpolizei». Auch wenn dies nicht unumstritten sei, so sei dieser Ansatz doch unverzichtbar – gerade weil «Europa für eine eigene Sicherheitspolitik nicht gerüstet ist».

Die USA und die Weltpolitik

Die Schweiz sei eine kleine Volkswirtschaft, die auf eine regelbasierte Ordnung und auf Handel angewiesen sei. Trump stehe aber für alles andere als Regeln. Das zeige der Handelsstreit mit China. Trumps «Strafzölle» auf Stahl- und Aluminiumimporte führten zu einer Spirale, da beispielsweise Peking mit eigenen Zollerhöhungen konterte und auch Grossbritannien «Vergeltungszölle» auf Spirituosen und andere Konsumgüter erliess. «Wenn global auf Machtpolitik umgestellt wird – der Stärkere und Grössere gewinnt – dann haben wir es schwer», sagt Legge.

Biden halte auf dem Papier mehr an der regelbasierten Ordnung fest, aber Trumps Präsidentschaft sei so radikal gewesen, dass es für Biden unmöglich sei, die harte Politik gegen ausländische Volkswirtschaften zurückzuschrauben – gerade weil sie bei den Wählern so beliebt sei. Er reduzierte zwar die von Trump verhängten hohen Zölle auf Stahl und Aluminium, aber nur für Produkte aus Europa. Für China behielt er die Zölle bei. Auch die Verabschiedung des sogenannten «CHIPS and Science Act» am 9. August 2022 zielt darauf ab, China zu schaden. Das Gesetz stellt rund 280 Milliarden Dollar für die heimische Produktion von Halbleiterchips in den USA zur Verfügung. Elektronik gilt als eines der wichtigsten Exportgüter der Volksrepublik China.

Fazit: Trump hat den Welthandel nachhaltig verändert – Biden kann das nicht mehr umstossen. Auch wenn Trump laut Legge der weltpolitisch radikalere Präsident ist, wäre auch Biden keine günstigere Wahl für die hiesige Wirtschaft.

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