«Warum bezahlen Kunden mit ihren Kundendaten?»
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Neue Lidl-Kundenkarte:«Warum bezahlen Kunden mit ihren Kundendaten?»

Cumulus und Supercard bekommen Konkurrenz
Das müssen Sie zur neuen Kundenkarte von Lidl wissen

Ein Novum im Schweizer Discountmarkt: Lidl lanciert ein eigenes Kundenbindungsprogramm. Gegenüber jenen von Migros und Coop gibt es Unterschiede – es läuft zum Beispiel nur digital. Die Übersicht.
Publiziert: 27.05.2021 um 16:21 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 20:02 Uhr
Ulrich Rotzinger

Schnäppchenjäger aufgepasst! Die Welt der Bonus- und Kundenbindungsprogramme im Lebensmitteldetailhandel – allen voran Cumulus (Migros) und Supercard (Coop) – bekommt mit Lidl schlagkräftigen Zuwachs. Denn jetzt bringt der Discounter eine eigene Kundenkarte in die Schweiz. Das Versprechen: exklusive Angebote für Nutzerinnen und Nutzer.

Wo liegen die Unterschiede zu den etablierten Anbietern Migros und Coop? Was habe ich davon, wenn ich jetzt auch noch die sogenannte «Lidl Plus Treue»-App auf das Smartphone lade? Blick klärt die wichtigsten Fragen in dieser Übersicht.

Wie bekomme ich Zugang zu den exklusiven Einkaufsvorteilen, die Lidl verspricht?
Eines vorweg: Eine Plastikkarte wie bei Coop und Migros gibt es beim Discounter nicht. Laut Digital-Chef Remo Brugger (38) von Lidl-Schweiz gibts das «Kundenvorteilsprogramm» aus «Umweltgründen» nur digital als App. Die «Lidl Plus Treue»-App ist ab sofort im App Store und Google Play Store erhältlich. Einmal heruntergeladen, folgt ein einmaliges Registrieren persönlicher Daten.

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Muss ich wirklich meine persönlichen Daten hinterlegen?
Die App ist zwar gratis, Vorteilscoupons und Rabatte gibts aber nur, wenn man persönliche Daten wie Alter, Geschlecht und Handynummer preisgibt. Gleichzeitig muss man Lidl Schweiz erlauben, das persönliche Einkaufsverhalten auszuwerten. Wer nicht von den exklusiven Vorteilen profitieren und nur die Basisfunktionen wie Filialfinder oder Prospekte nutzen will, muss nichts von sich preisgeben. Ansonsten gilt: Rabatt gibts nur durch Aktivierung der Trackingfunktion.

Wie begründet Lidl das Tracking der Kunden?
Lidl will die Kunden «besser kennenlernen», wie es heisst. «Wer Vegetarier ist, bekommt vegetarische Produkte angeboten», so Digital-Chef Brugger zu Blick. «Wer von personalisierten Coupons und Rabatten profitieren will, muss dem Datentracking zustimmen.» Ohne dieses könne Lidl keine massgeschneiderten Coupons und Preisvorteile anbieten. Diese stünden zur Verfügung, wenn das System ausreichend Daten zu den Kunden gesammelt habe.

Müssen die Kunden nun Angst haben, von Lidl ausspioniert zu werden?
Beim Öffnen der App werden Kundinnen und Kunden individuell angesprochen. Vor Spionage müsse man sich aber nicht fürchten. «Nein, auf keinen Fall», sagt Brugger zu den Bedenken. «Wir spionieren nicht nach, von wo und wie der Kunde zum Laden kommt.» Das Tracking beziehe sich ausschliesslich aufs Einkaufsverhalten. Natürlich kann der Discounter damit auch herausfinden, wie häufig eingekauft wird und in welcher Filiale – oder wie hoch der durchschnittliche Einkaufskorb ist.

Braucht es für die Nutzung der App eine Internetverbindung?
Wichtig dabei: Eine dauerhafte Internetverbindung besteht nicht. Es braucht nur Internet, um die Rabattcoupons in der App zu aktivieren und herunterzuladen. Auch im Laden braucht es keine Verbindung zum Netz, wenn man den von der App generierten Barcode an der Kasse ans Lasergerät hält. Oder diesen am Self-Checkout-Automaten abscannt, um den Einkauf abzuschliessen.

Gibt es mehr Rabatt, wenn ich für grosse Summen einkaufe?
Nein. Aber die Kundin erhält für den Einkauf ein digitales Rubellos mit einem Gewinn, sprich einem neuen Rabattcoupon. Folglich entscheidet die Häufigkeit der Einkäufe, wie viele Rubellose man bekommt, und nicht die Höhe des Einkaufsbetrags.

Einen grossen Unterschied zu den Kundenbindungsprogrammen von Migros und Coop gibt es!
Richtig. Im Gegensatz zum Cumulus- und Supercard-Programm kann man keine Rabatte anhäufen oder sammeln. Bei den beiden Grossverteilern gibt es Gutscheine auf Papier oder als digitalen Bon mit einem Wert von 5 Franken, die wie Bargeld für Einkäufe an der Kasse eingesetzt werden können. 1000 Cumulus-Punkte haben den Wert von 10 Franken. Aber: «Rabattsammeln ist auch bei uns künftig ein Thema», sagt Brugger. Erstmals wolle man Erfahrungen mit den Coupons sammeln, die zwei Mal pro Woche erneuert werden (montags und donnerstags). Interessant: App-Nutzer bekommen ihre Quittung an der Kasse digital aufs Smartphone geladen.

Lidl ist ein deutsches Unternehmen. Ist die «Lidl Plus Treue»-App auch in anderen Ländern einsetzbar?
Diese Funktion besteht tatsächlich. In über 20 Ländern, in denen Lidl ein Filialnetz betreibt, können Schweizerinnen und Schweizer die Treue-App einsetzen. Dazu muss man lediglich eine kleine Einstellungsänderung in der App machen und das entsprechende Land anwählen.

Gibts auch Rabattbons für Non-Food-Artikel?
In einem ersten Schritt beschränken sich die Aktionen, Angebote und Preisvorteile der App auf Lebensmittel. Nach der Lancierungsphase und bei erfolgreicher Einführung prüft Lidl den Ausbau der Coupons auf Nicht-Lebensmittel. Mit Gartengeräten, Spielzeug und Textilien macht der Discounter heute einen guten Umsatz. Oft locken Aktionen auf Non-Food Personen in die Filialen, die vorher noch keinen Lidl-Laden betreten haben.

Warum lanciert Lidl überhaupt eine Treue-App?
Auch beim Discounter haben Kunden das Bedürfnis, Vorteile für ihre Treue zu erhalten, sagt Brugger von Lidl. Informationen über seine Kundschaft braucht der Discounter auch, um sein Sortiment und den Einkauf von Produkten zu optimieren. «Wir wollen unseren Service verbessern», sagt Brugger.

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