Tschechischer Ministerpräsident gerät unter Druck
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Enthüllungen kurz vor Wahlen:Tschechischer Ministerpräsident gerät unter Druck

Datenleck enthüllt prominente und peinliche Verstrickungen
Was Sie über die Pandora Papers wissen müssen

Hunderte Prominente und Staatsoberhäupte sollen jahrelang Finanzdienstleister genutzt haben, um ihre Vermögen und Wertgegenstände zu verstecken, so das Recherchenetzwerk um die Pandora Papers. Blick klärt auf und sagt, was in der Büchse der Pandora steckt.
Publiziert: 05.10.2021 um 01:17 Uhr
Nicola Imfeld und Ulrich Rotzinger

Bekannt aus der Vergangenheit sind die Panama Papers und auch die Paradise Papers. Nun wurde ein neues Datenleck enthüllt. Der Name: Pandora Papers. In Anlehnung an Pandora in der griechischen Mythologie. Als sie ihre Büchse öffnete, kamen allerlei Übles ans Tageslicht. In den Enthüllungen geht es um Steueroasen, Briefkastenfirmen, Offshore-Geschäfte und verschleierte Geldströme durch Finanzdienstleister von Politikern und Prominenten.

Welches Ausmass haben die Pandora-Enthüllungen?
Es handelt sich um das bislang grösste Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. Die Lecks sollen aus 11,9 Millionen Dokumenten bestehen. Die geheimen Dokumente über prominente und peinliche Verstrickungen reichen bis ins Jahr 2021. Etwa 600 Journalisten haben diese für weltweit 150 Medien ausgewertet. Zum Rechercheverbund gehören etwa die «Süddeutsche Zeitung» (SZ), BBC und «The New York Times».

Welche Persönlichkeiten sind geleakt?
Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste sollen 330 Politiker und Amtsträger gehören, darunter allein 35 derzeitige oder ehemalige Staats- und Regierungschefs. So auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis (67), der sich im aktuellen Wahlkampf als Anti-Korruptionskämpfer darstellt. Er soll über Offshore-Angebote weitgehend anonym ein Landschloss in Südfrankreich für mehr als 15 Millionen Euro erstanden haben. Laut BBC profitierten Ex-Premierminister Tony Blair (68) und seine Ehefrau Cherie (67), wenn auch nicht illegal, beim Immobilien-Erwerb von einem Steuerschlupfloch. Die angebliche Geliebte des russischen Präsidenten Wladimir Putin (68), Swetlana Kriwonogich (46), soll ein ansehnliches Schattenvermögen besitzen – inklusive Luxuswohnungen und einer Yacht, so die «New York Times». Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (43) und Jordaniens König Abdullah II. (59) tauchen in den Recherchen auf. Ebenso das deutsche Model Claudia Schiffer (51), Popstar Shakira (44) und Ex-Beatle Ringo Starr (81). Laut «SZ» haben Schiffer und Shakira erklärt, dass sie sich an sämtliche Gesetze und Vorschriften gehalten hätten. Ringo Starr liess Anfragen unbeantwortet. Manchester-City-Trainer Pep Guardiola (50) nutzte den Recherchen zufolge etwa 2012 eine spanische Steueramnestie, um ein geheimes Bankkonto in Andorra zu legalisieren.

Die angebliche Geliebte des russischen Präsidenten Wladimir Putin (68), Swetlana Kriwonogich, (46), soll ein ansehnliches Schattenvermögen besitzen – inklusive Luxuswohnungen und einer Yacht. Dies haben die Pandora Papers enthüllt gemäss der «New York Times».
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Welche Länder stehen am Pranger?
Die Involvierten stammen aus fast 100 Ländern. Die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA fallen auf. Die Golf-Metropole Dubai, die sich gerade mit der Expo-Weltausstellung als Weltmacht präsentieren will, wird in den Pandora Papers 328'132 Mal erwähnt. In Dubai verstecken demnach mexikanische Drogenkartelle, nigerianische Eliten und belgische Juweliere ihr Geld.

Wie stark ist die Schweiz betroffen?
Rund 90 Schweizer Beratungsunternehmen, Anwaltskanzleien und Notariate sollen in den Korruptions- und Geldwäscherei-Skandal verwickelt sein, der durch Recherchen ans Licht kam. «Wir spielen eine grosse Rolle in den Enthüllungen», schreibt der «Tages-Anzeiger». Nach Angaben der Zeitung, die an der Recherche beteiligt war, haben «Schweizer Anwälte, Treuhänder und Beraterinnen allein bei einer grossen Kanzlei in der Karibik 7000 Offshore-Firmen betreut». Das Recherche-Netzwerk erhebt schwere Vorwürfe: «Schweizer Vermögensberater schützen weltweit Verdächtige.»

Zu was führen nun die Recherchen?
Die Nichtregierungsorganisation Public Eye hat eine Online-Aktion gestartet, in dem sie den Bundesrat auffordert, Gesetzeslücken «unverzüglich» zu schliessen. Vergangenen März hatte das Parlament die vom Bundesrat vorgeschlagene Ausweitung des Geldwäscherei-Gesetzes auf Berater abgelehnt. Das Parlament werde «kippen» und die Geschäftsanwälte dem Geldwäscherei-Gesetz unterstellen, so der emeritierte Strafrechtsprofessor Mark Pieth (68). Die SP hat eine parlamentarische Initiative zur «Korrektur» des Geldwäscherei-Gesetzes lanciert. Daneben hat die Partei eine Reihe von weiteren Vorstössen gegen Geldwäscherei und Steuerhinterziehung im Köcher. Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen hingegen sieht keinen Handlungsbedarf. Die Schweiz erfülle die internationalen Standards.

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