«Den Grossbankern am Paradeplatz hätte etwas mehr Demut gutgetan»
ZKB-Präsident Jörg Müller-Ganz überprüft Vergütungsmodell – und teilt gegen Grossbanken aus

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) gehört zu den Profiteuren des CS-Endes – ihr fliegen die Kundengelder nur so zu. Dennoch will ZKB-Präsident Jörg Müller-Ganz nicht schadenfreudig sein. In die Fussstapfen der Grossbanken wolle die ZKB keinesfalls treten.
Publiziert: 25.04.2023 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2023 um 12:32 Uhr

Die CS-Turbulenzen sind für die ZKB Fluch und Segen zugleich: Sie profitieren von neuer Kundschaft, die ihr Geld von den Grossbanken zur Kantonalbank zügeln. Gleichzeitig schaut die Politik nach dem CS-Debakel auch mit Argus-Augen auf die ZKB, immerhin die viertgrösste Bank der Schweiz und in den Augen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) «too big to fail».

Da kommt auch immer mal wieder Kritik an den Gehältern bei der ZKB auf. Erst letzte Woche diskutierte der Zürcher Kantonsrat einen Lohndeckel für die ZKB-Spitze – schickte diesen am Ende aber bachab. Stein des Anstosses: Der Ex-ZKB-CEO Martin Scholl (62) kassierte letztes Jahr 2,6 Millionen Franken Gehalt. Das ist mehr als doppelt so viel wie SNB-Präsident Thomas Jordan (60) verdient. Und das, obwohl Scholl nur bis August im Amt war!

Im Schnitt gibts 109'000 Franken Fixlohn

ZKB-Präsident Jörg Müller-Ganz (62) verteidigt die ZKB-Löhne nun im Interview mit der «NZZ». «Wir wollen und müssen für unsere Topposten qualifizierte Persönlichkeiten rekrutieren», so Müller-Ganz gegenüber der Zeitung. «Andere Firmen in der Finanzindustrie zahlen zum Teil deutlich höhere Löhne. Wir haben es zu oft erlebt, dass Kandidatinnen oder Kandidaten abspringen, weil unsere Gehälter tiefer sind als die der Konkurrenz.»

Die Zürcher Kantonalbank lässt laut ihrem Präsidenten Jörg Müller-Ganz ihr Gehaltsmodell überprüfen. (Archivbild)
Foto: WALTER BIERI

Er stellt aber Anpassungen am Vergütungsmodell in Aussicht. Der Fixlohn soll im Vergleich zur variablen Vergütung mehr Gewicht erhalten. Zu diesem Zweck läuft derzeit eine externe Überprüfung. Seit mehr als zehn Jahren bezahlt die ZKB ein unverändertes Fixgehalt. Dazu kommt eine Gewinnbeteiligung für alle im Unternehmen, wie Müller-Ganz sagte. Aufgrund steigender Gewinne seien auch die Gewinnbeteiligungen gestiegen. Wenn die Bank etwas ändere, dann nicht nur den Lohn des CEO, sondern das gesamte Vergütungsmodell aller Mitarbeitenden.

Den gesamten Personalaufwand für den teilzeitbereinigten Mitarbeitendenbestand von 5037 Personen wies die ZKB in ihrem Geschäftsbericht 2022 mit 1,12 Milliarden Franken aus. Davon waren 547,3 Millionen Grundsalär, 349,0 Millionen variable Vergütungen, 188,2 Millionen Sozialversicherungsbeiträge und 30,8 Millionen übrige Personalaufwendungen. Aufgeteilt auf die Anzahl Mitarbeitende ergab sich damit im Schnitt ein Grundsalär von knapp 109'00 Franken sowie eine variable Vergütung von gut 69'000 Franken pro Person.

Lokale Verankerung schützt vor Hochmut

Neben dem Lohnsystem äussert sich Müller-Ganz auch zum Ende der Credit Suisse. Es sei bedauerlich, dass man einen Mitbewerber und «geschätzten Business-Partner» verliere, so der ZKB-Präsident, der früher selber einmal für die Credit Suisse arbeitete. «Ich hatte immer Herzblut für die Bank.»

Um dann doch noch gegen die Konkurrenz am Paradeplatz auszuteilen: Die ZKB wolle nicht die neue Credit Suisse werden, so Müller-Ganz. «Wir sind eine höchst stabile, sichere Kantonalbank und wollen das bleiben.» Dazu diene auch die lokale Verankerung der ZKB. «Es hätte in den vergangenen Jahren auch den Grossbankern am Paradeplatz gutgetan, wenn sie frühmorgens mit etwas mehr Demut aufgestanden wären. Den Aktionären in die Augen zu schauen, führt zu einer anderen Risikokultur, als wenn diese rund um den Globus verteilt sind und man ihnen nie begegnet, selbst wenn man deren Geld verspielt hat.» (SDA/sfa)

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