Der neue Hotelleriesuisse-Präsident über den Fachkräftemangel
«Wenn jemand empfindlich ist, ist eine Hotelküche der falsche Ort»

Die Hotellerie kämpft um Nachwuchs und Fachkräfte. Martin von Moos, Präsident von Hotelleriesuisse, fordert flexiblere Arbeitszeiten und höhere Löhne.
Publiziert: 21.01.2024 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 13:59 Uhr

Büroarbeitszeiten, ein guter Lohn, sinnstiftende Arbeit: Das sind Kriterien, die bei der Jobwahl für viele Menschen den Ausschlag geben. In der Hotellerie finden sie dabei oft das Gegenteil. Arbeiten bis am späten Abend und am Wochenende. Dazu tendenziell tiefe Löhne. «Es gibt in der Schweiz höhere Ansprüche an einen Beruf, was Lohn, Arbeitszeiten und Ansehen in der Gesellschaft betrifft. Wir haben deshalb mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen und müssen das dringend ändern», sagt Martin von Moos (60) im Interview mit der Sonntagszeitung

Der neue Präsident des Dachverbands Hotelleriesuisse ist Geschäftsführer der 4-Sterne-Hotels Sedartis in Thalwil ZH und Belvoir in Rüschlikon ZH. Er kennt die Probleme, mit denen die Branche kennt von der Front. 

Sind die Jungen zu «verweichlicht»?

Für von Moos ist klar, dass der Hotellerie-Veband die Berufe in den Schulen besser vermitteln muss. Auch bei den Eltern. Die wenigsten würden wissen, dass eine Karriere in der Hotellerie «gut möglich» sei. Nach dem Einstieg über eine Berufslehre könnten Interessierte beispielsweise ein Masterstudium an der Hotelfachschule in Lausanne machen. 

Martin von Moos, Präsident von Hotelleriesuisse, fordert höhere Löhne.
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Ernst «Aschi» Wyrsch (62) holte im Dezember zum Rundumschlag gegen die Generation Z aus. Der Präsident des Branchenverbandes Hotelleriesuisse Graubünden kritisiert, dass die Jungen verweichlicht seien. Von Moos hält diese Sicht für zu einseitig. «Es gibt solche, die verweichlichter sind», bestätigt er. Die heutige Jugend habe aber einfach grundsätzlich einen anderen Anspruch und Bedürfnisse.

Der Beruf sei aber sicher nicht für alle geeignet, so von Moos. Gerade in der Küche könne es manchmal hitzig zu und hergehen. «Wenn jemand empfindlich ist und damit nicht umgehen kann, ist eine Hotelküche der falsche Ort», sagt er im Interview. 

Kann ein neuer Gesamtarbeitsvertrag helfen?

Aus Sicht des Hotelleriesuisse-Präsidenten braucht es «neue Arbeitszeitmodelle und höhere Löhne». Einige Betriebe hätten beispielsweise die Viertagewoche eingeführt. Das Arbeiten am Abend und am Wochenende liesse sich hingegen kaum umgehen. Man könne das Verhalten der Gäste schliesslich nicht ändern. 

Damit die Branche wieder attraktiver wird, will er den Gesamtarbeitsvertrag neu verhandeln. Flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit sollen mehr Fachkräfte und künftige Fachkräfte anlocken. «Doch wir kommen nicht weiter», sagt von Moos. «Gastro Suisse will momentan nicht in Verhandlungen eintreten.» Das hat Delegiertenversammlung von Gastro Suisse so entschieden. (smt)

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