Detailhändler verteidigen sich
Konsumentenschutz kritisiert Zuckergehalt in Babynahrung

Der Konsumentenschutz kritisiert die Detailhändler scharf. Deren Produkte für Babys und Kleinkinder würden zu viel Zucker beinhalten, so der Vorwurf. Die Detailhändler halten dagegen.
Publiziert: 20.10.2023 um 19:28 Uhr
|
Aktualisiert: 20.10.2023 um 19:34 Uhr
Mitarbeieter_Dez_22_65.JPG
Aline LeutwilerFreie Journalistin Politik und Wirtschaft

Für das eigene Kind gibts nur das Beste: Brei, Kekse oder Frucht-Trinkbeutel. Doch die Stiftung für Konsumentenschutz findet, viele dieser Produkte würden zu viel Zucker beinhalten.

Zu diesem Schluss kommt ein Markttest. «Zahlreiche Produkte, die in den Regalen von Migros, Coop, Aldi und Lidl stehen, widersprechen den Anforderungen», greift der Konsumentenschutz die Detailhändler an.

Kinderbiskuits der Marke Galactina enthalten pro 100 Gramm zum Beispiel 25 Gramm Zucker. Bei einem Früchteriegel Apfel-Banane der Marke Holle liegt der Zuckeranteil pro 100 Gramm gar bei 46 Gramm!

Gemäss Markttest der Stiftung für Konsumentenschutz enthalten zahlreiche Nahrungsmittel für Kleinkinder und Babys zu viel Zucker.
Foto: Stiftung für Konsumentenschutz
1/5

Verpackungen «irreführend»

Die Vorliebe für Zucker könne später zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen, von der heute jedes sechste Kind betroffen sei. Die Stiftung für Konsumentenschutz stört sich deshalb besonders an Verpackungsanschriften wie «ohne Zuckerzusatz», «Süsse nur aus Früchten» oder «100 % Frucht». «Dieser Ausdruck ist aus Sicht des Konsumentenschutzes irreführend», heisst es in einer Mitteilung.

Der Konsumentenschutz fordert deshalb, dass die Nährstoff-Vorgaben für Kleinkinderprodukte erweitert werden. Ausserdem sollen Verpackungen Kinder nur ansprechen dürfen, wenn sie gemäss WHO-Vorgaben ausgewogen sind. Auch gesundheitsbezogene Angaben zu Zucker, Mineralstoffen oder Vitaminen sollen nur dann erlaubt sein, wenn die Produkte ausgewogen sind. 

Coop teilt auf Anfrage von Blick mit, dass es sich bei den kritisierten Artikeln nicht um Eigenmarken, sondern um Markenprodukte handle. Bei Eigenmarken wie Jamadu würden strenge Richtlinien bezüglich Rezeptur bestehen. «Wir prüfen unsere Rezepturen hinsichtlich Zuckergehalt laufend und nehmen gegebenenfalls Anpassungen vor», sagt eine Sprecherin. Bei den Eigenmarken hätte Coop ausserdem strengere Werbe- und Verpackungsvorschriften bei salz-, zucker- oder fetthaltigen Lebensmitteln, die Kinder ansprechen, getroffen.

Migros findet Kritik an eigenen Produkten ungerechtfertigt

Auch die Migros teilt auf Anfrage mit, dass sie in den vergangenen Jahren bei ihren Eigenmarkenprodukten zahlreiche Massnahmen zur Zuckerreduktion umgesetzt habe. Dabei halte sie sich unter anderem an die Informationen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, das festhält, dass im 1. Lebensjahr Produkte mit zugesetztem Zucker gemieden werden sollten.

Auch vier vom Konsumentenschutz kritisierte Produkte der Eigenmarke Mibébé seien gemäss dieser Empfehlungen umgesetzt. «Wir sehen nicht ein, weshalb die Auslobung ‹ohne Zuckerzusatz› bei diesen Produkten problematisch sein soll», schreibt das Unternehmen. Die Zusammensetzung der Produkte sei absolut vergleichbar mit der Zusammensetzung von Fruchtbreien, die selbst zu Hause ohne Zugabe von Zucker hergestellt würden. Dennoch sehe die Migros die Forderungen des Konsumentenschutzes bezüglich stärkerer Vorgaben für die Nährwerte bei Babynahrung grundsätzlich als berechtigt.

Auch im Parlament ist Zucker ein heiss diskutiertes Thema. Eine Zucker-Steuer wurde vom Parlament bislang stets abgelehnt, eine Allianz aus Gesundheitsorganisationen fordert allerdings eine Steuer für Süssgetränke.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.