Diese Verwaltungsräte liessen den Untergang der CS geschehen
«Finma muss sich stärker bei der Auswahl der Verwaltungsräte einbringen»

Der Verwaltungsrat soll die Oberaufsicht über ein Unternehmen ausüben. Bei der Credit Suisse reihten sich jahrelang Fehltritte an Fehltritte. Ohne Konsequenzen. Experten sind auch für die Zukunft des UBS-Verwaltungsrats beunruhigt.
Publiziert: 24.03.2023 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 09:47 Uhr

Auf dem Papier hat die Credit Suisse bei der Auswahl ihres Verwaltungsrats vieles richtig gemacht: Sieben Frauen und fünf Männer sitzen in dem Gremium. Fünf davon stammen aus der Schweiz, die übrigen aus dem Ausland, etwa aus Brasilien, Grossbritannien oder China.

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Der Verwaltungsrat war nur auf dem Papier divers: Unterschiedliche Geschlechter oder Herkunftsländer bringen wenig, solange sämtliche Verwaltungsratsmitglieder die gleichen Einstellungen teilen.
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Je diverser ein Gremium, desto besser seine Arbeit, das ist in der Management-Welt längst unbestritten. Im Falle des Verwaltungsrats der Credit Suisse hat diese Besetzung ganz offensichtlich nicht gefruchtet. Das Gremium ist glorios gescheitert, hat zugeschaut, wie die geschichtsträchtige Schweizer Grossbank Skandal um Skandal lieferte und sich letztlich so viel Vertrauen verspielte, dass sie nicht mehr zu retten war.

Das belegt, dass der Verwaltungsrat eben nur auf dem Papier divers war: Unterschiedliche Geschlechter oder Herkunftsländer bringen wenig, solange sämtliche Verwaltungsratsmitglieder die gleichen Einstellungen teilen – in diesem Falle offensichtlich die Aussicht auf hohe Gewinne auf Kosten des Risikomanagements.

Urs Rohner (63) sass zwölf Jahre im CS-Verwaltungsrat, davon zehn Jahre als Präsident. Er steht wie kein anderer für das Versagen des Führungsgremiums.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Urs Rohner liess keine Gegenrede zu

Dass viele Verwaltungsräte vielleicht personell, aber nicht psychologisch divers aufgestellt sind, ist kein Zufall: Theoretisch haben zwar die Aktionäre das letzte Wort über die Zusammensetzung des VR. Faktisch nicken sie – gerade bei Grossfirmen wie der CS – die vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten in der Regel aber einfach nur ab.

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Der VR erneuert sich de facto selber, füllt Lücken mit Personen, die gleich ticken wie die bestehenden Mitglieder. Und ernennt auch entsprechende CEOs. Bei der CS kommt erschwerend hinzu, dass der langjährige Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (63) das Gremium stark dominierte. «Da war es wohl schwierig, Gegensteuer zu geben», schätzt Compliance-Expertin Monika Roth (71).

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Gute Verwaltungsräte – auf dem Papier

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) muss Wechsel im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung bewilligen. Geprüft werden unter anderem Strafregister- und Betreibungsregisterauszüge. Das reiche bei weitem nicht, kritisiert Werner Raschle (59), Eigentümer und CEO des Personalberaters Consult & Pepper. «Mittelfristig gibt es keine andere Lösung, als dass sich die Finma stärker und mit mehr Kompetenzen bei der Auswahl der Verwaltungsräte einbringt», fordert er. «Sie sollte den Auswahlprozess zumindest begleiten.»

Ob die CS-Verwaltungsräte bei besserer Prüfung tatsächlich abgelehnt worden wären, ist allerdings fraglich. Auf dem Papier sprach schliesslich nichts gegen die einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten.

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Wartete die Finma zu lange zu?

Spätestens mit der Häufung der Skandale in den letzten Jahren – alle unter der Ägide von Urs Rohner – hätte die Finma allerdings aktiv werden müssen, findet Monika Roth: «UBS-Präsident Marcel Ospel ging in der Finanzkrise auch nicht freiwillig. Die Finma hätte wohl auch bei Urs Rohner früher einschreiten müssen.»

Die Finma will sich auf Anfrage nicht zum CS-Verwaltungsrat äussern. Losgelöst vom Einzelfall hält sie fest, dass sie in der Vergangenheit auch schon Kandidierende für einen VR abgelehnt habe. So geschehen etwa 2014, als die Finma verhinderte, dass die SVP einen Bauern in den Bankrat der Zürcher Kantonalbank schickte – er entsprach laut den Aufsehern nicht dem Anforderungsprofil.

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