Energie und Krankenkasse
Jetzt erreicht die Teuerung auch den Mittelstand

Die Kosten für Energie steigen. Preise für Lebensmittel steigen. Nun sollen auch noch die Prämien für die Krankenkassen steigen. Das hat Folgen, und zwar nicht nur für IV- und Sozialhilfebezüger. Blick hat sich bei Experten umgehört.
Publiziert: 12.09.2022 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2022 um 08:28 Uhr
Samuel Walder und Patrik Berger

Für viele am Existenzminimum in der Schweiz ist die Lage heute schon prekär. Nun trifft es aber auch immer mehr Menschen, die in den offiziellen Statistiken nicht als arm gelten: etwa Arbeiterinnen auf Nachtschicht, die auf ein Auto angewiesen sind, oder Fahrer kleinerer Kurierdienste und Alleinerziehende.

Richtig einschenken wird es laut den Experten, mit denen Blick gesprochen hat, allerdings erst Ende Jahr. Nämlich dann, wenn die Krankenkassenprämien fürs nächste Jahr bekannt sind, oder die ersten Rechnungen für die massiv höheren Nebenkosten ins Haus flattern.

«Energiekosten und Krankenkassenprämien, die um bis zu zehn Prozent ansteigen sollen, beschäftigen die Menschen», sagt etwa Pascal Pfister, Geschäftsleiter der Schuldenberatung Schweiz. Und zwar längst nicht mehr nur IV- oder Sozialhilfebezüger.

Die Folgen der Inflation treffen immer mehr auch die Mittelschicht.
Foto: Philippe Rossier
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«Die grossen Themen, die den Menschen nahegehen, sind Wohnen, Krankenkasse, Nahrungsmittel und Benzin», sagt Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik Caritas. «Wenn Luxusgüter teurer werden, betrifft dies Menschen mit kleinem Budget nicht. Wenn aber Brot oder andere Grundnahrungsmittel teurer werden, wird es für diese Menschen sehr hart.»

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«Menschen schnallen den Gürtel enger»

Auch bei der Stiftung Schweizer Tafel ist man mit den Folgen der Inflation konfrontiert. «Die Menschen haben Angst davor, was auf sie zukommt, und schnallen den Gürtel enger. Viele versuchen zu sparen und beschränken sich noch härter auf das Nötigste», sagt Marc Ingold, Geschäftsleiter der Stiftung Schweizer Tafel. Er bereitet sich schon jetzt auf einen happigen Herbst vor. Denn: «Die Folgen der Teuerung werden wir erst mit Verzögerung spüren.»

Und bei der Heilsarmee? «Vor allem die Ärmeren, die sonst schon wenig hatten, haben nun noch weniger», sagt Ursula Käufeler, Betriebsleiterin der Passanten-Hilfe Bern (Heilsarmee). Sie spürt eine grössere Nachfrage nach Überbrückungshilfen wie Kleider und Lebensmittel. «Die Bedürftigen versuchen, mit den verfügbaren finanziellen Mitteln alle Rechnungen zu bezahlen. Danach bleibt nicht mehr viel übrig.»

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