Erste Filialen gehen zu, Migros krempelt Läden um
Mehr Föhne, weniger Fernseher bei Melectronics

Die Fachmärkte der Migros stecken in den roten Zahlen. Am Beispiel von Melectronics zeigt sich, wie die Migros Kosteneinsparungen erzielen will.
Publiziert: 28.03.2023 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2023 um 06:18 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Im Geschäftsjahr 2022 hat zwar keine der zehn Migros-Genossenschaften rote Zahlen geschrieben. Der Bereich Fachmärkte, der auch bei den Genossenschaften verortet ist, erzielte laut dem scheidenden Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (53) jedoch für sich betrachtet rote Zahlen. Auch der Umsatz der Fachmärkte – zu denen Micasa, SportXX, Bike World, Do it + Garden, Melectronics und Obi gehören – sank um satte 6,7 Prozent auf noch 1,612 Milliarden Franken. Das gibt die Migros am Dienstag zusammen mit dem Gewinneinbruch der Gruppe auf 459 Millionen Franken bekannt.

Die Fachmärkte sind klar ein Sorgenkind. «Es gibt viele offene Fragen beim stationären Nonfood-Bereich», sagt Zumbrunnen.

Im Fall von Melectronics wird bereits an einer Lösung gearbeitet. Vordergründig heisst das: Das Sortiment wird angepasst, die Anzahl Standorte reduziert, das Verkaufsformat reduziert – aber die Marke bleibt bestehen. «Wir wollen uns auf bestimmte Produktkategorien fokussieren», sagt Zumbrunnen. Der Fokus liegt auf Haushaltsgeräten, sogenannte «Weisswaren» wie Küchengeräte, Staubsauger oder Waschmaschinen, während «Braunwaren», also Unterhaltungselektronik, wohl komplett in den Onlinehandel – wo die Migros-Tochter Digitec-Galaxus schweizweit führend ist – verschwinden. Föhn statt Fernseher, sozusagen.

Die meisten allein stehenden Melectronics-Filialen dürften in den nächsten zwei Jahren verschwinden.
Foto: PIUS KOLLER
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«Dieses Jahr sind wir auf Wachstumskurs»
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Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen:«Dieses Jahr sind wir auf Wachstumskurs»

Weniger Filialen, weniger Mietkosten

Es gibt aber noch einen weiteren Grund dafür, dass die Migros das Filialkonzept umkrempelt. Das Sortiment des Migros Genossenschafts-Bund (MGB) ist auf eine bestimmte Grösse beschränkt; wenn die Genossenschaften grössere Verkaufsstandorte betreiben, müssen sie diese selber mit anderen «Formaten» füllen. Da sich viele Migros-Supermärkte als zu gross erweisen, löst die Integration von allein stehenden Melectronics-Filialen für die Genossenschaften zwei Probleme: Mietkosten für die einzelnen Filialen werden abgebaut und der Platz in bestehenden Supermärkten wird besser genutzt.

Aktuell gibt es 109 Melectronics-Standorte, davon sind 64 einzelne Filialstandorte. Erste Filialen wurden bereits geschlossen, etwa in Zürich-Oerlikon, Pilotfilialen unter dem neuen Konzept gibt es noch nicht. «Es ist nicht vorgesehen, Stellen abzubauen», sagt dazu Migros-Sprecher Marcel Schlatter. Innerhalb des Migros-Konzerns seien 1700 offene Stellen ausgeschrieben. «Für allenfalls betroffene Mitarbeitende gibt es also sicherlich Anschlusslösungen innerhalb des Konzerns», so Schlatter.

Wie hoch das Kostensparpotenzial bei Melectronics ist, lässt sich noch nicht beziffern. Aktuell entscheiden die Genossenschaften, wie es weitergeht. Das dauert. Der Abschluss des Umwandlungsprojekts bei Melectronics soll erst 2025 abgeschlossen sein. In einer Supermarkt AG, in welcher die Migros-Supermärkte überregional vereinheitlicht würden, ginge es wohl schneller. Aber das ist ein Projekt für sich und erst in der Prüfungsphase.


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