Europas Automobilbranche unter Strom
In Europa erstmals mehr E-Autos als Diesel neu zugelassen

Im Jahresvergleich wurden im Juni deutlich mehr E-Fahrzeuge und Benziner verkauft. Die Dieselautos hingegen haben den Rückwärtsgang eingelegt.
Publiziert: 19.07.2023 um 15:14 Uhr

In Europa sind im Juni erstmals mehr Elektro- als Dieselautos neu zugelassen worden. Der Marktanteil von E-Autos stieg auf 15,1 Prozent, der von Dieselautos sank auf 13,4 Prozent, wie der europäische Herstellerverband Acea am Mittwoch mitteilte. Benziner blieben aber die meistverkauften Wagen, ihr Anteil betrug über 36 Prozent an den Neuzulassungen im Juni. An zweiter Stelle kamen Hybridwagen mit rund 24 Prozent.

Ein Jahr zuvor hatte der E-Auto-Anteil bei den Neuwagen noch bei 10,7 Prozent gelegen. Der Anstieg ging vor allem auf starke Zuwächse in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Belgien zurück. Massgeblich verantwortlich ist auch eine starke Absatzsteigerung von Tesla. Nach Preissenkungen war im ersten Quartal jedes fünfte neu zugelassene E-Auto in Europa ein Wagen des US-Herstellers.

Mehr E-Autos, aber auch mehr Benziner

Im Jahresvergleich wurden im Juni auch deutlich mehr Benziner verkauft. Mit einem Anstieg um elf Prozent fiel das Wachstum dennoch unterdurchschnittlich aus. Bei reinen Elektroautos betrug die Zunahme satte 66 Prozent. Die Gesamtverkäufe von Autos legten im Jahresvergleich um 17,9 Prozent zu. Die Zulassungen von Dieselautos gingen weiter zurück, auch wenn es in Deutschland und Mitteleuropa einen Anstieg gab.

Wachablösung in Europa: Im Juni wurden erstmals mehr E-Autos als Dieselfahrzeuge verkauft.
Foto: imago/Action Pictures
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Im Juni wurden in Europa insgesamt rund eine Million Autos neu zugelassen, in den ersten sechs Monaten des Jahres waren es 5,4 Millionen. Das sind weiterhin rund ein Fünftel weniger als vor der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2019.

Kritik an fehlenden E-Auto-Einsteigermodellen

«Die aktuelle Markterholung ist in erster Linie auf den hohen Auftragsbestand zurückzuführen», erklärte Constantin Gall, Experte der Beratungsfirma EY. «Nach wie vor arbeiten die Autobauer Bestellungen aus dem Vorjahr ab, als der Teilemangel und eingeschränkte Produktionskapazitäten zu erheblichen Einbussen geführt hat.»

Zum Jahresende hin werde sich die Lücke zum Vor-Corona-Niveau zwar nicht schliessen, aber kleiner werden, erklärte Gall weiter. «Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein.» Die aktuelle Bestellsituation deute auf eher schwache Absatzzahlen im Jahr 2024 hin, was auch dem E-Auto-Boom ein Ende bereiten könnte. Gall verwies auch auf in Deutschland auslaufende Förderprogramme.

Der Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jörg Hofmann, kritisierte die Modellpolitik der Auto-Hersteller. «Es gibt kein E-Fahrzeug für jedermann in der Preiskategorie um die 25'000 Euro», sagte er der «Zeit». Auch deswegen wachse die Elektromobilität derzeit langsamer als erhofft. Ausserdem brauche es ein neues staatliches Förderprogramm. (AFP)

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