Europol-Bericht zu Geldwäscherei zeigt
Darum werden 98 Prozent der kriminellen Gelder nicht entdeckt

Mit Geldwäscherei werden illegale Machenschaften versteckt. Und zwar mit Erfolg. Ein neuer Bericht von Europol zeigt, dass nur ein Bruchteil der gewaschenen Gelder je entdeckt werden. Die Schweiz bekommt aber gute Noten.
Publiziert: 12.09.2023 um 15:23 Uhr

Bargeldschmuggel, Zwischenschaltung von Scheinfirmen, fingierter Warenhandel oder Banküberweisung via Konten von Strohleuten. Das sind die gängigsten Methoden, um Geld von Finanz- und Wirtschaftsverbrechen reinzuwaschen. In Europa wird gerade mal ein Bruchteil der gewaschenen Gelder entdeckt. Bei den organisierten Verbrechern handelt es sich um Drogenhändler, Zigarettenschmuggler, Mehrwertsteuerbetrüger, die Wettmafia und Geldfälscher – um nur einen Teil zu nennen.

Ein erster Bericht des Kompetenzzentrums für Finanz- und Wirtschaftsverbrechen der Europol schätzt: Das Polizeiamt beschlagnahmt weniger als zwei Prozent der kriminell erwirtschafteten Profite. Das entspricht einigen Prozent der Gesamtwirtschaft der EU, wie die «NZZ» schreibt.

Dabei ist die Menge beschlagnahmter Gelder deutlich gestiegen. Im Bericht heisst es, dass 2020 und 2021 4,1 Milliarden Euro an kriminell erwirtschafteten Geldern beschlagnahmt wurden. Dafür befragte Europol 24 Länder. Zuvor war man mit 2,4 Milliarden Euro von einem deutlich tieferen Wert ausgegangen. Ein Teil des Anstiegs erklärt Europol mit der verstärkten Verbrecherbekämpfung. Es stellt sich aber auch die Frage, ob die Kriminalität zugenommen hat.

Seit 2020 geht das Kompetenzzentrum für Finanz- und Wirtschaftsverbrechen von Europol gegen Geldwäscherei vor.
Foto: Keystone
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Dabei nutzen knapp 70 Prozent der in der EU aktiven, kriminellen Geldwäscherei-Netzwerke «Basistechniken». Der Rest verwendet professionelle Geldwäschereidienste oder das Untergrund-Bankensystem. Professionelle Geldwäscher reissen sich für ihre Dienste 5 bis 20 Prozent der gewaschenen Gelder unter den Nagel.

Schweiz zeigt sich kooperativ

Fliesst das Geld aus der EU heraus, etwa in die Herkunftsländer der kriminellen Organisationen, ist die Konfiszierung in einem Drittstaat noch schwieriger. Das ist bei einem erheblichen Teil der illegalen Gelder der Fall. 

Die Schweiz gehört dabei zu den kooperativen Drittstaaten. «Auf polizeilicher Ebene ist die Zusammenarbeit mit der Schweiz hervorragend», sagt Burkhard Mühl, der Chef des Europol-Zentrums für Finanz- und Wirtschaftskriminalität, gegenüber der «NZZ». Das Kompetenzzentrum mit 84 Angestellten wurde 2020 von Europol ins Leben gerufen. (kae)

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