EWR 2.0 – die Macher hinter der Kompass-Initiative
Drei Milliardäre kämpfen gegen das EU-Rahmenabkommen

Die drei Partners-Group-Gründer Alfred Gantner, Urs Wietlisbach und Marcel Erni kämpfen gegen das EU-Rahmenabkommen. Die Partner des SMI-Unternehmens stellen sich damit gegen die grossen Wirtschaftsverbände. Was bewegt sie zu diesem Einsatz?
Publiziert: 04.10.2024 um 20:28 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2024 um 20:40 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Gründer der Partners Group kämpfen gegen EU-Rahmenabkommen
  • EU-Regulierung sei «katastrophal» für kleinere Schweizer Firmen
  • Bilanz schätzt Vermögen der drei auf je 2,8 Milliarden Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Die Milliardäre Alfred Gantner (m.), Urs Wietlisbach (l.) und Marcel Erni (r.) stehen hinter dem EU-kritischen Komitee Kompass Europa.
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Drei Milliardäre treten an, um eine engere Anbindung der Schweiz an die EU zu verhindern. Einst gründeten Alfred Gantner (56), Urs Wietlisbach (63) und Marcel Erni (59) den Finanzkonzern Partners Group. Heute wollen sie mit ihrem Komitee «Kompass Europa» die hiesige Bevölkerung gegen das Rahmenabkommen mit der EU mobilisieren.

Was motiviert drei Milliardäre, deren Vermögen von der «Bilanz» auf jeweils 2,8 Milliarden Franken geschätzt wird, ihre Zeit und viel Geld für diesen Kampf in die Hand zu nehmen? 

Um die Partners Group gehe es dabei nicht, betonen die Unternehmer. Während das Rahmenabkommen keine Auswirkungen auf die Partners Group hätte, sei es «katastrophal» für viele kleinere Firmen in der Schweiz.

EU-Regulierung schadet der Wirtschaft

Das Grundargument ist klar: Die EU habe grosse wirtschaftliche Probleme – allen voran Frankreich und Deutschland, sagte Erni an einem Vortrag, über den die «Handelszeitung» berichtete. Der Hauptgrund sei, dass Brüssel «fast alles» reguliere und seine Regeln nun der Schweiz überstülpen wolle.

Diese dauernde Neuregulierung käme die Firmen sehr viel teurer zu stehen als die Vorteile des Binnenmarkts, argumentiert Erni. Deshalb brauche es die Initiative.

Kaum Lohnwachstum dank Bilateralen

«Keiner der fünf bestehenden EU-Verträge bringt den Schweizer KMU irgendeinen Vorteil», sagte Gantner kürzlich in einem Interview mit der «Handelszeitung». Das zusätzliche Lohnwachstum der heutigen bilateralen Verträge pro Kopf betrage lediglich 0,04 Prozent pro Jahr.

Das Engagement von Gantner, Wietlisbach und Erni erinnert damit an Christoph Blochers (83) Kampf gegen den EWR-Beitritt im Jahr 1992. Auch damals war ein schwerreicher Unternehmer gegen die Wirtschaftsverbände angetreten, die den Beitritt befürworteten. Heute setzt sich unter anderem die Verbände Economiesuisse und Swissmem für das Rahmenabkommen mit der EU ein.

Anders als SVP-Politiker Blocher sind die Gründer der Partners Group aber keine Parteipolitiker. Auch wenn viele Mitstreiter rechts stehen, sagte Erni, dass auch «Linke in der Organisation sehr willkommen» seien und lobte Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard (56) als Visionär.

Weiterhin im VR der Partners Group

Dass sich Grossaktionäre politisch so exponieren wie Gantner, Wietlisbach und Erni ist selten. Immerhin hält jeder der drei Männer bis heute 5 Prozent an der Partners Group. Die drei sitzen auch weiterhin im Verwaltungsrat des Finanzkonzerns, der sie bereits in jungen Jahren reich gemacht hat.

Bei der Partners Group gilt Erni als der Investment-Guru unter den dreien, Gantner als der Organisator und General, Wietlisbach als der Verkäufer. Ob dieses Teamplay auch in der Politik funktioniert, wird die Kampagne für die erste Initiative des Komitees zeigen.

Kommt die Initiative zu spät?

Gemeinsam mit prominenten Unterstützern wie Kult-Moderator Kurt Aeschbacher (75), Ski-Legende Bernhard Russi (76) und Musiker-Genie Dieter Meier (79) und weiteren Unternehmern sammeln sie Unterschriften für ihre Kompass-Initiative. Diese verlangt, dass neue Staatsverträge, die eine fortlaufende Rechtsanpassung vorsehen, zwingend von Volk und Ständen angenommen werden müssen.

Verträge wie das EU-Rahmenabkommen wären damit schwieriger durchzusetzen, weil viele kleine Kantone in der Vergangenheit gegen eine Anbindung der Schweiz an internationale Organisationen stimmten. Allerdings könnte die Initiative laut Experten zu spät kommen, um das neue Rahmenabkommen auf diese Weise noch zu verhindern.

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