Expertin warnt vor finanziellen Fallstricken
«Auswanderer informieren sich oft nicht genug im Voraus»

Wer auswandert, nimmt beträchtliche finanzielle Risiken auf sich. Mit guter Planung und etwas Know-how lassen sich diese aber minimieren. Swisscommunity-Direktorin Ariane Rustichelli verrät, wo Fallstricke lauern.
Publiziert: 24.07.2023 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2023 um 21:28 Uhr
Levin Stamm
Levin StammWirtschafts-Redaktor

Bei unzureichender Vorbereitung endet der Traum vom Auswandern unter Umständen böse. Immer wieder bekommt das Swisscommunity-Direktorin Ariane Rustichelli (49) aus nächster Nähe mit. Sie vertritt mit ihrer Auslandschweizer-Organisation die Interessen von Ausgewanderten – und ist dort mit Geschichten des Scheiterns von Rückkehrern konfrontiert.

Finanzielle Probleme sind einer der Gründe, der Auslandschweizer oft zurück in den heimischen Hafen spült. Die wären eigentlich einfach zu vermeiden: «Auswanderer informieren sich oft nicht genug im Voraus», sagt Rustichelli. So würden Auswanderer die Stiftung meist erst kontaktieren, wenn das Problem bereits da sei. Dabei stellt Swisscommunity einen kostenfreien Rechtsdienst, sowie umfangreiches Infomaterial zur Verfügung. «Für eine saubere Vorbereitung genügt dies aber noch nicht», stellt die Direktorin klar.

Sparen am falschen Ort

Eine solche dauere oft Jahre und sei mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden. Darum unerlässlich: Ein Budget aufstellen, wenn nötig mithilfe einer Finanzexpertin. Laut Rustichelli lohnt sich die Konsultation von Fachpersonen in den meisten Fällen. «Wer aus Kostengründen auf Beratung verzichtet, spart am falschen Ort», sagt sie. Das gelte auch für Beratungen zu Steuern und Versicherungen.

Swisscommunity-Direktorin Ariane Rustichelli vertritt die Interessen der Auslandschweizer.
Foto: zVg
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Vor allem bei den Sozialversicherungen droht sonst ein böses Erwachen. «In jungen Jahren denkt man vielleicht nicht daran. Das kann sich später rächen», so Rustichelli. Eine Lücke in der AHV vermeiden kann man mithilfe der freiwilligen AHV/IV.

Aber Achtung: Möglich ist das nur fürs Auswandern in nicht-EU- und nicht-EFTA-Staaten. Zudem muss man unmittelbar vor dem Austritt aus der obligatorischen AHV/IV mindestens die letzten fünf Jahre sozialversichert gewesen sein. Wer in einen EU- oder EFTA-Staat auswandert, untersteht automatisch dessen Sozialversicherung. Von Lücken verschont wird zudem, wer im Ausland für eine Schweizer Firma tätig ist. «Das ist aber die Luxusvariante», gibt Rustichelli zu.

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Selbstständigkeit besonders riskant

Auch internationale Grossunternehmen unterstützten ihre Angestellten oft bei den nötigen Vorbereitungen. Darum ihr Tipp: «Früh genug an alle Aspekte denken. Wandern Sie erst aus, wenn Sie Ihren Job, Ihre Wohnung und Ihre Versicherungen geregelt haben.»

Den Gang zur Selbständigkeit im Ausland beurteilt sie indes kritisch: «Den meisten fehlt am neuen Ort ein Netzwerk, auf das sie zurückgreifen können», sagt Rustichelli. Darum warne sie beim Auswandern auch von einer Auszahlung des Pensionskassenguthabens.

Unter Umständen ein weiterer erheblicher finanzieller Posten: Gesundheitskosten. Wandert ein Paar mit nur einer arbeitstätigen Person in ein EU-Land aus, ist nur sie automatisch versichert. Für den Partner braucht es eine private Versicherung. Das geht ins Geld.

Für Notfälle empfiehlt Rustichelli, die Türe für eine Rückkehr in die Schweiz offenzuhalten. «Zum Beispiel, indem Sie eine Immobilie behalten oder ein Bankkonto in der Schweiz lassen.» Einige Banken – etwa die Zürcher Kantonalbank oder die Banque Cantonale de Genève – offerierten Auswanderern besonders gute Konditionen, so die Swisscommunity-Direktorin.

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