Flugzeug wartet nach zwei Abstürzen auf Wiederzulassung
Wann fliegt die Boeing 737 Max wieder?

Wann der Unglücksflieger wieder abheben wird, ist je länger je unklarer. Sicher ist nur: Jeder Tag, an dem die Flugzeuge auf dem Boden bleiben, geht für Boeing und die Flugzeugindustrie mächtig ins Geld.
Publiziert: 17.09.2019 um 12:21 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2019 um 11:09 Uhr
Wohin mit all den Flugzeugen? Inzwischen werden fertig produzierte 737 Max schon auf dem Mitarbeiterparkplatz gelagert.
Foto: AFP
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Der Chef der US-Flugaufsicht FAA, Stephen Dickson, hat am Montag in einem «CNBC»-Interview erklärt, es gebe noch keinen Zeitplan für die Wiederzulassung des stillgelegten Flugzeugtyps 737 Max.

Die Flugzeugreihe war nach zwei Abstürzen aus dem Verkehr gezogen worden und harrt seither der Wiederzulassung. Bei den beiden Flugzeugkatastrophen im März 2019 und im Oktober 2018 starben insgesamt 346 Menschen.

Die neue Steuer-Software für den Flugzeugtyp werde derzeit in einem Simulator geprüft, führte er weiter aus. Wie es danach weitergeht, liess Dickson offen.

Kritik an Flugaufsicht 

Zudem gerät die Flugaufsicht selber immer mehr in die Kritik: Der Ausschuss internationaler Luftsicherheitsexperten kritisiert in seinem Abschlussbericht den Genehmigungsprozess des Unglücksflugzeugs 737 Max. Dass die US-Luftfahrtaufsicht FAA die Sicherheitsüberprüfung bestimmter Funktionen an Boeing selbst delegiert habe, sei nicht nachvollziehbar.

Das geht aus einer Meldung des «Wall Street Journal» vom Montag hervor. Die Experten würden einen besseren Datenaustausch zwischen den Ländern und ein frühzeitiges Miteinbeziehen der Aufsichtsbehörden empfehlen.

Warten auf Wiederzulassung kostet Geld 

Die beiden Abstürze des bestverkauften Flugzeugmodells 737 Max haben den Luftfahrtgiganten Boeing vom erfolgsverwöhnten Weltmarktführer zum Krisenfall gemacht. Denn je länger sich die Wiederzulassung hinzieht, desto prekärer und teurer wird es. Das gilt für Boeing, aber auch für Airlines und Zulieferer – kurz: die gesamte Luftfahrtindustrie.

Vor dem Boeing-Werk in Renton nahe der US-Westküstenmetropole Seattle im Bundesstaat Washington ist das Debakel inzwischen nicht mehr zu übersehen. Selbst auf dem Mitarbeiterparkplatz stehen nagelneue 737-Max-Jets, die nicht an Kunden ausgeliefert werden können. Boeing hat die 737-Produktion im Zuge der Flugverbote zwar um 20 Prozent gedrosselt, trotzdem werden in der Hoffnung auf eine rasche Wiederzulassung weiter rund 42 Maschinen pro Monat gefertigt. Die müssen nun in Renton und andernorts zwischengelagert werden.

Allein im zweiten Quartal brockte das Flugzeugdebakel dem Airbus-Rivalen einen Rekordverlust von 2,9 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz fiel um 35 Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar. Boeings gesamte Schadensbilanz seit dem im März verhängten Flugverbot belief sich laut dem Finanzdienst «Bloomberg» bereits Ende Juni auf 8,3 Milliarden Dollar.

Boeing-Krise belastet alle

Entlastung gab es seitdem nicht, im Gegenteil, kamen doch weitere Klagen, Konflikte und Probleme hinzu, die eine Wiederzulassung der 737 Max noch weiter verzögern dürften.

Die Luftfahrtbranche macht sich für eine längere Zwangspause bereit. Die US-Fluggesellschaften United und American Airlines haben die 737 Max vorsorglich bis in den Dezember hinein aus den Flugplänen gestrichen, Southwest Airlines bis Anfang Januar. Auch wenn sich die Unternehmen um Ersatz bemühen, fallen zahlreiche Flüge aus.

Mittlerweile ächzt die gesamte Luftfahrtindustrie unter der Boeing-Krise und belastet damit zunehmend die US-Wirtschaft. Auch Zulieferer wie Spirit Aero Systems und General Electric bekommen die Misere zu spüren. Die Folgen der Startverbote haben die jährliche US-Wachstumsrate nach Berechnung des Analysehauses Capital Economics im zweiten Quartal bereits um 0,25 Prozentpunkte verringert. (SDA/koh) 

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