Frauen und Arme in Sorge
Corona zerstört Vertrauen in die Altersvorsorge

Mehr als die Hälfte der Schweizer glaubt, dass der Lebensstandard für die kommenden Generationen sinken wird. Und auch für die eigene Zukunft sehen viele schwarz. Die Angst vor Altersarmut wächst. Schuld ist auch die Corona-Pandemie.
Publiziert: 24.08.2021 um 11:05 Uhr
|
Aktualisiert: 26.08.2021 um 09:28 Uhr

Die seit über eineinhalb Jahren anhaltende Covid-19-Pandemie untergräbt das Vertrauen der Bevölkerung in die Altersvorsorge. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Versicherung Groupe Mutuel in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen MIS Trend und der Westschweizer Zeitung «Le Temps». 37 Prozent der Befragten befürchten einen geringeren Lebensstandard im Alter.

Und über die eigene Pensionierung hinaus werden die Aussichten gar noch pessimistischer: 57 Prozent der Befragten rechnen damit, dass es kommenden Generationen schlechter gehen wird.

«Wir müssen überall sparen»
2:53
Zwei Frauen erzählen von Armut:«Wir müssen überall sparen»

Frauen bangen um Altersvorsorge

Vor allem bei Frauen, Selbständigen und ärmeren Haushalten sind die Sorgen um die Altersvorsorge omnipräsent. Auf die Frage, ob sie ihren Lebensstandard im Alter werden einschränken müssen, antworteten 38 Prozent der Frauen mit Ja. Bei den Männern waren es mit 34 Prozent leicht weniger. Eine aktuelle Studie von Axa Investment Managers, dem Investitionsarms des gleichnamigen Versicherungskonzerns, kommt zu einem ähnlichen Resultat.

Die Pandemie hat das Vertrauen in die Altersvorsorge erodiert, das zeigen aktuelle Studien.
Foto: imago images/Future Image
1/8

Neben dem Geschlecht ist vor allem das Einkommensniveau entscheidend: Bei den hohen Einkommen teilen gemäss der Studie von Groupe Mutuel nur 20 Prozent der Befragten die Sorge um Altersarmut. Bei den Haushalten mit weniger Geld hingegen sind es 38 Prozent.

Selbständige sind verunsichert

Am stärksten von den Sorgen um die Altersvorsorge betroffen sind Selbständige: 65 Prozent geben an, sie seien im Alter nicht gut abgesichert. Das sind deutlich mehr als bei der Umfrage vom letzten Jahr. Damals machten sich noch 60 Prozent Sorgen um die Pension. Das zeigt: Die Pandemie hat das Vertrauen in die Altersvorsorge bröckeln lassen.

Die Realität gibt den Befragten aber nur bedingt recht: Der Deckungsgrad bei den Pensionskassen etwa hat sich in der Pandemie nicht verschlechtert. Die Befragten machen sich denn auch grössere Sorgen um den Zustand der AHV als um denjenigen der Pensionskassen.

Rentenklau in der zweiten Säule

Doch auch wenn sie die Altersvorsorge in Schieflage sehen: eine Senkung des Umwandlungssatzes in der Pensionskasse kommt für die grosse Mehrheit nicht in Frage. 65 Prozent der Befragten geben an, das käme einem Rentenklau gleich. In der Westschweiz ist diese Einstellung mit 73 Prozent weit stärker verbreitet als in der Deutschschweiz (61 Prozent).

Wie also soll das Vorsorgesystem reformiert werden? Gemäss der Axa-Studie sind 70 Prozent der Ansicht, eine Reform der Altersvorsorge sei notwendig. Nur gerade 31 Prozent können sich allerdings für ein höheres Rentenalter erwärmen. Auch eine Kürzung der Renten ist chancenlos. Höchstens eine Erhöhung der Beiträge für Berufstätige scheint in Frage zu kommen: 50 Prozent könnten sich eine entsprechende Reform vorstellen.

Pensionierung gerne vor 60

Die Axa-Studie hat die Leute auch dazu befragt, wann sie gerne in Pension gehen würden. Die Antwort: mit 61. Die Jungen wünschen sich eine besonders frühe Pensionierung, noch vor 60. In der Realität liegt das durchschnittliche Pensionsalter heute aber bei über 65 Jahren.

Die Studie zeigt auch auf, was die Leute nach ihrer Pensionierung mit der gewonnen Zeit anstellen wollen. 60 Prozent freuen sich auf das Hüten von Enkelkindern. Viel genannt wurde auch, mehr Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen und Hobbys nachzugehen. 35 Prozent möchten sich in einem Verein oder in der Politik engagieren.

Trotz Sorgen um die Altersvorsorge wird deutlich: Viele Befragte hoffen, sich im Alter etwas gönnen zu gönnen. 70 Prozent geben an, Geld für Reisen ausgeben zu wollen. Daneben werden Wohneigentum (46 Prozent) und Luxusgüter (15 Prozent) genannt. (SDA/sfa)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.