Vontobel ordnet ein
Generation der doppelten Rentendeppen

Bei den Pensionskassen sinken die Umwandlungsätze massiv. Im Gegenzug braucht es einen garantierten Teuerungsausgleich, sagt Blick-Wirtschaftsexperte und aktiver Rentner Werner Vontobel.
Publiziert: 14.08.2021 um 16:31 Uhr
|
Aktualisiert: 15.08.2021 um 06:41 Uhr
Werner Vontobel

Als die Pensionskassen laufen lernten, waren Teuerungsraten von 3 Prozent an der Tagesordnung. Und weil die Sparer einen Realzins verlangen konnten, lag der Zins für risikolose Anlagen bei 4 Prozent oder mehr.

Auf dieser Grundlage, so rechneten die damaligen Versicherungsmathematiker aus, konnten die Pensionskassen pro 100'000 Franken Kapital eine Jahresrente von 7200 Franken auszahlen. Dieser Umwandlungssatz von 7,2 Prozent wurde im Gesetz festgelegt.

Glückliche Rentnergeneration

Das war schon damals nicht sehr sozial und sicher, denn es bedeutete, dass die Pensionskassen eine derart hohe Rente nur auszahlen konnten, weil sie davon ausgingen, dass diese sich laufend entwertet und nach 24 Jahren real nur noch halb so viel wert sein würde.

Die Rentner haben Glück gehabt, sagt ...
Foto: imago images / photothek
1/5

Doch meine Rentnergeneration hat Glück gehabt. Seit 2008 steht die Teuerung still. Wir haben den Fünfer und das Weggli: Eine hohe Rente und den Teuerungsausgleich.

Doch weil mit der Inflation auch die Zinsen gegen Null gesunken sind, kommen die Pensionskassen jetzt gar nicht darum herum, die Umwandlungssätze massiv zu senken. Bei der SBB etwa auf 4,54 Prozent.

Pech für die doppelten Deppen

Die meisten Versicherungen zahlen ab 2023 nur noch um die 4,5 Prozent. Angesicht von erwarteten Renditen von 1 bis 1,5 Prozent ist dies versicherungsmathematisch genauso korrekt wie damals der Umwandlungssatz von 7,2 Prozent.

Dumm ist bloss, dass man aus den Fehlern von damals nichts gelernt hat. Denn wenn die Teuerung demnächst wieder auf den einst normalen Pegel steigen sollte, folgt auf meine Generation der glücklichen Gewinner die der doppelten Deppen: Die mit den tiefen Renten, die sich erst noch real stark entwertet. Und wenn die Pensionskassen dann ihr Deckungskapital neu berechnen, sitzen sie plötzlich auf riesigen Überschüssen. Über deren Verwendung entscheidet der Stiftungsrat – in dem die doppelten Deppen nicht vertreten sind.

Teuerungsausgleich verschafft Linderung

Die Lösung ist die, die Karl Reichmuth (82), damals als Generaldirektor der Luzerner Kantonalbank, heute Ehrenpräsident seiner Bank Reichmuth, schon in den 1980er-Jahren vorgeschlagen hatte: Man berechne die Renten aufgrund eines Realzinses von ca. 1 Prozent. Konkret heisst das: Ein tiefer Umwandlungssatz, eine entsprechend tiefere Anfangsrente, dafür aber ein garantierter (weil finanzierbarer) Teuerungsausgleich. Reichmuth fand damals kaum Unterstützung. Kein Wunder. Welcher Politiker will seinen Wählern schon eine tiefere (Anfangs-)Rente zumuten.

Heute sieht die politische Arithmetik für Reichmuths Realrente viel besser aus: Die Anfangsrente ist schon tief und der garantierte Teuerungsausgleich wäre dafür der gerechte Ausgleich. Oder will wirklich jemand am Ende als doppelter Depp dastehen?

«Wir müssen das Problem lösen!»
0:43
Jungfreisinnige mit Initiative:«Wir müssen das Problem lösen!»


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.