Gesundheitsökonom Stefan Felder
Der Professor, der als Pharma-Mann deklariert werden soll

Der Ordinarius der Universität Basel hat Roche, Novartis & Co. viel Geld zu verdanken. Wenn er sich in den Medien zum Gesundheitswesen äussert, wird das aber kaum je erwähnt – zum Missfallen der SRG-Ombudsstelle.
Publiziert: 26.05.2024 um 15:29 Uhr
Stefan Felder in einem Beitrag von «10 vor 10» am 26. September 2023.
Foto: Screenshot SRF
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Stefan Felder (64) ist ein gefragter Mann: Im Vorfeld der Abstimmungen über die Kostenbremse- und Prämienentlastungs-Initiative erklärt der Gesundheitsökonom in zahlreichen Medien seine Sicht der Dinge.

Allein in den vergangenen Wochen kam Felder bei SRF, «NZZ», «Basler Zeitung», «Finanz und Wirtschaft» zu Wort – und auch bei Blick. Mal kritisierte er Anreize für Überbehandlungen. Mal machte er sich stark für Spitalschliessungen. Mal forderte er, den Leistungskatalog der Grundversicherung einzugrenzen.

Auch mit seiner Meinung zu den Vorlagen vom 9. Juni hält sich der Professor der Universität Basel nicht zurück. Der Kostenbremse-Initiative attestiert er «kaum Substanz», die Prämienentlastungs-Initiative widerspricht seiner Meinung nach dem Schweizer Steuersystem.

300'000 Franken in die Pensionskasse – bezahlt von Big Pharma

Felders Einschätzungen haben Gewicht. Insbesondere in der Gesundheitspolitik, wo in Bern Lobbyisten den Takt angeben, ist das Bedürfnis nach unabhängigen Stimmen aus der Wissenschaft gross. Im Falle Felders stellt sich jedoch die Frage: Ist er tatsächlich so neutral, wie die Bezeichnung «Gesundheitsökonom» vermuten lässt?

Felders Lehrstuhl «Health Economics» wird vom Verband Interpharma gesponsert. Als eine Art Antrittsgeschenk zahlte die Lobby-Organisation 300'000 Franken in die Pensionskasse des Professors, wie die «Rundschau» 2016 publik machte.

In den meisten Medienbeiträgen bleibt diese Verbindung unerwähnt. Ein Versäumnis, wie die Ombudsstelle der SRG meint. Bei der Beurteilung eines «10 vor 10»-Beitrags kam sie im November 2023 zum Schluss, dass die Finanzierung des Lehrstuhls hätte offengelegt werden müssen. Ansonsten werde beim Publikum der Gesamteindruck des Beitrags «verfälscht».

Im entsprechenden Beitrag hatte Felder Bilanz gezogen über die Amtszeit von Alain Berset (52). Dabei kritisierte er den ehemaligen Gesundheitsminister dafür, dass er den neuen Ärztetarif Tardoc nicht eingeführt und den Leistungskatalog der obligatorischen Krankenkasse nicht eingeschränkt habe. Die hohen Medikamentenpreise, die ebenfalls zum Kostenwachstum beitragen, blieben dagegen unerwähnt – was die SP Schweiz dazu veranlasste, bei der SRG-Ombudsstelle vorstellig zu werden.

Felder betont Unabhängigkeit

Dass die Beanstandung gutgeheissen wurde, kann Felder nicht nachvollziehen: «Ich bin kein Interessenvertreter der Pharmaindustrie.» Zwischen ihm und Interpharma existiere kein Vertrag.

Die Pensionskassen-Zahlung erklärt Felder mit dem Wechsel von einer deutschen auf eine Schweizer Universität: «Dadurch verlor ich meine Rentenansprüche in Deutschland, und Interpharma war damals bereit, die Universität Basel zu unterstützen, sodass ich dem Ruf nach Basel folgen konnte.» Diese Geldzahlung von Interpharma an die Hochschule berühre seine Unabhängigkeit nicht.

Als Beleg weist Felder darauf hin, dass er am diesjährigen Swiss Health Care Day, an dem viele Pharmavertreter teilnahmen, einer «Operationalisierung» der drei Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit das Wort geredet habe, um den gesetzlichen Leistungskatalog begrenzen zu können. «Davon wären Arzneimittel und deren Hersteller ganz wesentlich betroffen.»

Bezüglich der Abstimmung vom 9. Juni bestehen zwischen Felder und der Pharmaindustrie keine Differenzen: Beide lehnen die zwei Vorlagen ab.

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