Das ärgert Konsumenten im Corona-Jahr
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Konsumentenschützerin Stalder:«Das Reisen hat grosse Sorgen bereitet»

Handy-Reparateure und Reiseverkäufer
Das ärgert Konsumenten im Corona-Jahr

Corona-Ärger und -Sorgen durchziehen die diesjährige Beschwerdeliste der Organisationen der Konsumentenschützer. BLICK hat exklusiv erfahren, was die Bevölkerung am meisten beschäftigte.
Publiziert: 08.12.2020 um 01:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 12:21 Uhr
Ulrich Rotzinger

Keine Frage, Corona ist eine Belastung für uns alle. Ein Herd für Krisen und negative Begleiterscheinungen im Alltag – auch für Konsumentinnen und Konsumenten. Ausgefallenen Konzerte, Theatervorführungen und Reisen bis hin zu windigen Versprechen vermeintlicher Wundermittel gegen das Coronavirus: «Es erstaunt nicht, dass die Pandemie-Situation seit dem Frühjahr zu unzähligen Beratungsanfragen geführt hat.» Das sagt Sara Stalder (54), die die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) leitet.

Zusammen mit den Partner-Organisationen ACSI im Tessin und FRC in der Romandie erstellt Stalders Team die jährliche Ärgerliste – eine Statistik über Beschwerden, Anfragen und Meldungen aus der Bevölkerung. Aus der Statistik, die BLICK exklusiv vorliegt, geht hervor: 16'060 Beschwerden gingen total ein. Das sind 1551 weniger gegenüber der Erhebung des Vorjahres und habe mit dem wochenlangen Corona-Lockdown im Frühjahr zu tun, sagt Stalder. Sie weiss: «Diese Beschwerdezahl ist nur die Spitze des Eisberges.» Der Grossteil in der Bevölkerung mache die Faust im Sack.

Beschwerden konzentrieren sich auf drei Hauptgruppen

Hauptärger Nummer 1: Am meisten brachten die Leute Firmen auf die Palme, die ihnen die Garantie verweigerten. Das können Reparaturkosten eines Handys sein, die ein Händler trotz Versprechen nicht übernehmen will, sagt Stalder.

«Es erstaunt nicht, dass die Pandemie-Situation seit dem Frühjahr zu unzähligen Beratungsanfragen geführt hat.» Das sagt Sara Stalder (54), die die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) leitet.
Foto: Keystone
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Viel häufiger als sonst ginge es in diesem Jahr um den Rücktritt von gebuchten Reisen, die aufgrund plötzlicher Einreisebeschränkungen oder Quarantäneregeln abgeblasen wurden. «Wenn über ein Reisebüro gebucht wurde, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Reise unter das Pauschalreisegesetz fällt», erklärt Stalder. Damit sei das Reisebüro verpflichtet, Alternativen anzubieten. «Wenn der Kunde die Ersatzreise nicht annehmen will, besteht Anspruch auf Rückerstattung.» Dasselbe könne für Sprachreisen gelten.

Hauptärger Nummer 2: Dauerbrenner auch im Corona-Jahr sind aggressive Verkaufsmethoden, zum Beispiel von Krankenkassen-Maklern oder Werbeanrufe, die nicht erwünscht sind. Dazu gehören auch Internetfallen, «scheinbare Gratisangebote entpuppen sich als teure Vertragsfallen», so Stalder. Speziell am Anfang der Coronakrise ärgerten Wucherpreise bei Schutzmasken und Desinfektionsmitteln die Bevölkerung.

Mittlerweile gab es aber einen Preisrutsch beim Mundschutz. «Weil jetzt genügend Masken da sind, regelt sich der Preis von selbst. Damit werden automatisch auch lusche Internetanbieter uninteressant, welche im Frühjahr Masken zu exorbitant hohen Preisen verkaufen konnten», so die Konsumentenschützerin.

Hauptärger Nummer 3: Der öffentliche Verkehr. Normal sind Beschwerden wegen Verspätungen oder Problemen mit den ÖV-Apps. «Aussergewöhnlich viele zusätzliche Anfragen» gingen in den letzten Monaten gemäss den Konsumentenschutzorganisationen zu nicht benutzten Verbund-, Strecken- oder Generalabonnements ein.

Stalder versteht den Ärger: «Es regt natürlich auf, wenn für den Arbeitsweg oder den Weg in die Schule oder Uni ein ÖV-Abo gelöst wurde, dies aber wegen Homeoffice und Fernunterricht nicht benötigt wird.» Wie bereits der Preisüberwacher fordert Stalder flexible Angebote und zeitgemässe Tarifmodelle, wie zum Beispiel ein Halbtax-Abonnement mit beschränkter GA-Funktion, etwa mit fünf oder zehn Tagen freier Fahrt pro Jahr.


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