Harter Schlag für Lonza am Standort im Wallis
Moderna stellt Produktion des Covid-Impfstoffs in Visp ein

Schon wieder schlechte Nachrichten für Lonza: Nach Bekanntwerden des Abgangs von Chef Pierre-Alain Ruffieux kündigt nun Partner Moderna an, die Produktion des Wirkstoffs für den Covid-Impfstoff in Visp VS einzustellen. Das schon bis Ende September 2023.
Publiziert: 19.09.2023 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 18:07 Uhr
Lonza beschäftigt in Visp VS rund 5000 Mitarbeitende und ist damit ein sehr wichtiger Arbeitgeber im Oberwallis.
Foto: STEFAN BOHRER
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Hiobsbotschaft für Lonza in Visp VS: Partner Moderna stellt die Produktion des mRNA-Wirkstoffs für den Covid-19-Impfstoff ein. Und das bereits Ende September 2023. Die Ankündigung, die das US-Unternehmen am Dienstag auf seiner Website publik machte, trifft Lonza hart, die per Ende September ebenfalls ohne CEO dasteht.

Der Impfstoffhersteller begründet seinen Entscheid damit, dass die Nachfrage nach Impfstoffen durch den Übergang von einem Pandemie- zu einem endemischen Markt zurückgehe. «Moderna geht davon aus, dass sie die Nachfrage, die derzeit von Lonza gedeckt wird, in den Jahren 2024 bis 2025 an ihrem internen Produktionsstandort in Norwood, MA, befriedigen kann», heisst es in der Mitteilung. Des Weiteren will Moderna zusätzliche Produktionskapazitäten in ihren eigenen neuen mRNA-Produktionsanlagen in Grossbritannien, Kanada und Australien schaffen, sobald diese fertiggestellt sind. Der Standort im Wallis ist folglich nicht mehr nötig.

Lonza prüft Mitarbeiter-Verlagerungen

«Die Aktivitäten von Lonza in Visp waren entscheidend dafür, dass Moderna ihren Impfstoff weltweit, auch in der Schweiz, anbieten kann», schiebt der Impfstoffhersteller nach. Und was hält man davon in Visp? Lonza sei dankbar für die bisherige Zusammenarbeit mit Moderna. Man habe so einen Beitrag zur Kontrolle der Pandemie leisten können. «Die Gespräche über die Einzelheiten der Beendigung der Zusammenarbeit sind noch im Gange», sagt Sprecherin Lara Marzo zu Blick.

Am Standort Visp im Wallis arbeiten gegen 5000 Angestellte. Hinzu kommen über 1000 Temporärkräfte.

Wie viele Mitarbeitende konkret vom Produktionsstopp und dem Aus der Zusammenarbeit mit Moderna betroffen sind, kann die Sprecherin zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen. Noch Anfang 2022 hatten Moderna und Lonza in Visp die Produktionskapazitäten auf bis zu 600 Millionen Impfdosen pro Jahr verdoppelt. Zu Spitzenzeiten haben in der Visper Impfstoffproduktion 400 Angestellte gearbeitet, inzwischen dürfte sich die Zahl bereits deutlich reduziert haben.

«Lonza prüft nun Möglichkeiten, Mitarbeiter in andere Kundenprogramme und Wachstumsprojekte zu verlagern. Langfristig ist Lonza weiterhin vom hohen therapeutischen und kommerziellen Potenzial der mRNA-Plattform überzeugt», sagt Marzo.

Gibt es Entlassungen?

Gibt es Entlassungen? Welchen Umsatzanteil brauchte die Zusammenarbeit mit Moderna dem Lonza-Konzern? Werden die Investitionen in den weiteren Ausbau des Lonza-Standortes nun gestoppt? Projekte sogar heruntergefahren? All diese Fragen wollte Sprecherin Marzo am Dienstag nicht beantworten.

Die Partnerschaft mit Moderna war ein Booster für den Standort Lonzas im Wallis. Und auch für die Gemeinde Visp. Im November 2020 hat Lonza die Produktion des Moderna-Impfwirkstoffes gestartet. Lonza hat in Visp in den letzten Jahren Milliarden investiert und in Spitzenmonaten teilweise 150 neue Mitarbeiter begrüsst. Dieses hohe Tempo dürfte nun der Vergangenheit angehören.

Blick sprach mit Mitarbeitenden, die ihre Namen aber nicht in der Zeitung lesen wollen. Beim Pharmazulieferer gelte in mehreren Betrieben ein Einstellungsstopp. Das Personal in der Impfstoffproduktion dürfte in andere Bereiche umverteilt werden, heisst es. Über den gesamten Standort werden aber weiterhin Leute gesucht. Der Bereich Bioconjugates boomt laut den Insidern nach wie vor.

CEO-Abgang führte zum Kurs-Taucher

Für Lonza ist die Schliessung der Impfstoffproduktion in Visp die nächste Hiobsbotschaft. Für einen Taucher der Lonza-Aktie sorgte das Unternehmen zu Wochenbeginn: CEO Pierre-Alain Ruffieux (53) tritt per Ende September 2023 ab. Einen Grund nannte der Pharmazulieferer nicht. Ausschlaggebend für die Trennung könnte die zuletzt enttäuschende operative Leistung Lonzas gewesen sein. So war der erfolgsverwöhnte Moderna-Partner nach dem Corona-Boom in schwieriges Fahrwasser geraten. Mitte Juli hatte das Unternehmen zu seinen Halbjahreszahlen etwa die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt.

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Bis ein Nachfolger für Ruffieux bestimmt ist, wird Verwaltungsratspräsident Albert Baehny (70) die CEO-Aufgaben interimistisch übernehmen. Mit dem Produktions-Aus in Visp hat Baehny nun eine zusätzliche Baustelle im Haus.


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