Hochpreisinsel schlägt zu
Nur Schweizer bezahlen mehr für Dafalgan

In der Schweiz hat sich der Preis für Dafalgan jüngst verdoppelt. Das habe mit Versorgungssicherheit zu tun. Doch im nahen Ausland sind die Preise nicht gestiegen.
Publiziert: 06.02.2024 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2024 um 17:32 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

«Von Preiserhöhungen wissen wir nichts – die 16er-Packung Dafalgan 500 kostet wie eh und je 2.99 Euro». Das sagt ein Mitarbeiter einer zur Pharmabest-Kette gehörenden Apotheke in Etrembières (F), unweit von Genf, auf Anfrage von Blick. 

Das überrascht. Denn erst kürzlich berichtete Blick über eine Verdopplung der Preise für das Fiebersenkungs-Medikament Dafalgan in der Schweiz. Offizielle Begründung des Herstellers UPSA: Die Verlagerung der Produktion des Hauptwirkstoffs Paracetamol von ausländischen Standorten – hauptsächlich Indien, aber auch USA und China – an einen neuen Produktionsstandort in Roussillon (F). Betreiberin ist dort die Firma Seqens. Am Standort beteiligt sind die Pharmakonzerne UPSA und Sanofi.

Was bedeuten müsste, dass die Preise für Dafalgan auch in Frankreich und Belgien angehoben werden: Das Medikament wird in der Schweiz sowie in diesen beiden Ländern vertrieben. Eine Probe aufs Exempel in Belgien, in der Brüsseler Apotheke Dansaert, zeigt jedoch: Dort gab es jüngst keine Preiserhöhung. Die 16er Dafalgan-Packung kostet dort 3.55 Euro, wie eine Mitarbeiterin am Telefon berichtet.

Dafalgan wird teurer – weil das dafür verwendete Paracetamol neu aus Frankreich statt Indien oder China kommt, so die Begründung des Herstellers.
Foto: IMAGO/Andreas Haas
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Der Preis für die sichere Versorgung

Auf Nachfrage von Blick erklärt Patrick Leimgruber (39), Chef von UPSA Schweiz, die Märkte seien unterschiedlich reguliert: «In Belgien gab es schon in den letzten Jahren mehrere Preiserhöhungen, um die Verfügbarkeit sicherzustellen.»

Leimgruber räumt zwar ein, dass UPSA bisher nicht von den in der Industrie vorherrschenden Lieferengpässen betroffen war. Trotzdem wolle das Unternehmen die Versorgungssicherheit mit dem stark nachgefragten Medikament sicherstellen. UPSA begrüsse grundsätzlich die Tiefpreispolitik des Bundesamts für Gesundheit (BAG), mit der die steigenden Gesundheitskosten in der Schweiz eingedämmt werden. «Sie hat jedoch zur Folge, dass die Industrie aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zunehmend ausserhalb Europas produziert oder Produkte gänzlich vom Schweizer Markt nimmt», so Leimgruber. Das berge jedoch Risiken.

UPSA gehe deshalb nun den umgekehrten Weg: Wie Unternehmen aus anderen Branchen zieht der Konzern die Produktion aus günstigeren Ländern ab. Und das habe eben seinen Preis. «So haben wir uns entschieden, die 16er-Packung in den freien Handel zu geben und den Vertriebspreis zu erhöhen», schliesst Leimgruber.

Nur die 16er-Packung ist teurer geworden

UPSA hat dafür einen Vertriebspreis von «generell unter 5 Franken» festgelegt, wobei der konkrete Preis je nach Handelspartner variieren kann. «Den Endpreis, den die Kundinnen und Kunden in der Apotheke bezahlen, bestimmt die Apotheke», so Leimgruber.

Er legt Wert auf die Feststellung, dass sich bei den anderen Packungsgrössen von Dafalgan preislich nichts geändert hat: Bei Medikamenten auf der Spezialitätenliste legt das BAG den Verkaufspreis fest. Dazu gehören auch die verschreibungspflichtigen 30er- und 100er-Packungen von Dafalgan 500.

Massiver Preisunterschied

Bei der Kundschaft in der Schweiz dürften diese Erklärungen wenig Gehör finden: Sie zahlen für die 16er-Packung neu 5.30 bis 5.90 Franken. In Frankreich und Belgien sind es zwischen 3 und 4 Euro – umgerechnet 2.80 bis 3.75 Franken. Damit kostet die Packung in der Schweiz je nach Anbieter-Vergleich rund das Doppelte. In Deutschland, wo Dafalgan als Marke nicht vertrieben wird, gibt es bei der Online-Apotheke Doc Morris Paracetamol-haltige Alternativprodukte für unter 1 Euro.

Hier beruft sich Leimgruber auf «die verschiedenartige Regulierung der Märkte, die unterschiedliche Margenstruktur der Apotheken, Importkosten in die Schweiz sowie höhere Betriebskosten in der Schweiz».

Ob Dafalgan bald auch in Frankreich teurer wird, könne er nicht beurteilen. Vorerst schlagen sich die höheren Produktionskosten also vor allem in der Schweiz nieder.

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