Innovativer Weg gegen den Fachkräftemangel
Park Hotel testet in der Küche die 4-Tage-Woche bei 100 Prozent

Neue Arbeitsmodelle sind gefragt, ganz besonders seit der Corona-Pandemie, die viele Branchen zur Umorientierung zwingt. Darunter auch die Gastronomie. Das Park Hotel in Winterthur testet ab Dezember während zwei Monaten die 4-Tage-Woche.
Publiziert: 09.11.2021 um 13:51 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2021 um 14:12 Uhr

Das Park Hotel in Winterthur geht neue Wege. Ab Dezember testet Direktor Philipp Albrecht mit seinem Küchenteam zwei Monate lang die 4-Tage-Woche. Seine sieben Mitarbeitenden werden dabei täglich 10,5 Stunden arbeiten, mit einer Stunde Pause. Dafür haben sie einen zusätzlichen freien Tag. Das berichtet die «Hotelrevue».

Albrecht ist nicht der Einzige in der Branche, der über neue Arbeitszeitmodelle nachdenkt. Der Fachkräftemangel wurde im Bereich Hotellerie und Gastgewerbe durch die Pandemie noch verstärkt. Restaurants und Hotels mussten schliessen oder liefen auf Minimalbestand, so dass sich viele Gastro-Profis neu orientierten und in andere Wirtschaftszweige abwanderten.

Einmal im neuen Job angekommen, führen die regelmässigen Arbeitszeiten dazu, dass viele ehemalige Gastro-Fachleute nicht unbedingt zurück in die Hotellerie oder die Gastronomie wollen. Im Kanton Wallis fehlen nach heutigem Stand 700 Personen im Gastgewerbe – eine grosse Herausforderung so kurz vor der Wintersaison.

Das Park Hotel in Winterthur versucht es mit einem neuen Arbeitszeitmodell.
Foto: zvg
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Gesetzlich zulässig

In Hamburg testet die Kette 25hours Hotel, die auch in der Stadt Zürich zwei Filialen führt, die 4-Tage-Woche bei lediglich 36 Stunden Wochenarbeitszeit. Die restlichen 4 Stunden sind sogenannte Pufferzeit, die für Überstunden eingesetzt werden können, ohne zusätzlichen Lohn. «Diese sind im Lohn enthalten, ungenutzte Überstunden sind dafür für die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden gut», sagt die Hotelkette 25hours. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, plant 25hours, die 4-Tage-Woche ab 2022 in allen Hotels einzuführen.

Von einer generellen 36-Stunden-Woche in der Gastro-Branche ist die Schweiz natürlich weit entfernt. Hier gilt nach wie vor die 42-Stunden-Woche, die Arbeitszeit könnte aber auf 4 statt auf 5 Tage verteilt werden. Ein Arbeitstag hätte dann durchschnittlich zehn bis elf Stunden.

«Gesetzlich ist das möglich», bestätigt Anette Rupp, Fachspezialistin Rechtsdienst bei Hotelleriesuisse, gegenüber der «Hotelrevue». Die Höchstarbeitszeit im Gastgewerbe beträgt 14 Stunden pro Tag, bei Nachtarbeit 9 Stunden. Wird mehr als 9 Stunden gearbeitet, braucht es eine Pause von einer Stunde und eine Nachtruhezeit von 11 Stunden.

Mehr Zeit für Familie und Freunde

Philipp Albrecht und sein Küchenteam vom Park Hotel wollen es nun probieren. Die 4-Tage-Woche ist durchaus ein Trumpf bei der Anstellung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch wenn man innert vier Tagen gleich viele Stunden arbeitet wie bei der 5-Tage-Woche, kann man sich in drei freien Tagen dennoch besser erholen. Der dazugewonnene freie Abend bedeutet auch mehr Zeit für Familie und Freunde.

Wie Albrecht der «Hotelrevue» weiter erklärt, waren die Rückmeldungen aus dem Küchenteam für die 4-Tage-Woche durchaus positiv. «Der Küchenchef war anfangs etwas skeptisch, doch jetzt ist er Feuer und Flamme für die Idee», sagt Albrecht dem Branchenportal. (cny)

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