Interims-Präsi Gantenbein und CEO Gisel
Da haben sich bei Raiffeisen zwei gefunden

VR-Präsi ad interim Pascal Gantenbein hat am Wochenende bekannt gegeben, dass er sich im November zur Wahl stellt, um fix Präsident zu werden. Schafft er diese, wäre das eine hervorragende Nachricht für CEO Patrik Gisel.
Publiziert: 18.06.2018 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:09 Uhr
Der Raiffeisen-Verwaltungsrat vermied es an der Delegiertenversammlung in Lugano TI, über seine Entlastung, die sogenannte Décharge, abstimmen zu lassen.
Foto: Siggi Bucher siggibucher.com
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Sven Zaugg, Konrad Staehelin

Seit diesem sonnigen Wochenende in Lugano TI ist klar, wie der Neuanfang bei Raiffeisen aussieht: Interimspräsident Pascal Gantenbein (48) glaubt von sich, der richtige Mann zu sein, um die Genossenschaftsbank in eine neue Ära zu führen. Er wird sich im November zur Wahl als Verwaltungsratspräsident stellen.

Patrik Gisel (56), der ehemalige Ziehsohn von Pierin Vincenz (62), bleibt Chef der drittgrössten Bank der Schweiz. Wird Gantenbein gewählt, sind Gisels Chancen gross, dies auch künftig zu bleiben. Es gebe keinen Grund, an Gisel zu zweifeln, sagte Gantenbein an der Delegiertenversammlung vom Samstag in Lugano.

Das sagen die Raiffeisen-Verantwortlichen
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BLICK-Interview nach der Delegiertenversammlung:Das sagen die Raiffeisen-Verantwortlichen

Doppelrücktritt am Samstag

Gleichzeitig brodelt es an der Basis. Das zeigt zum einen der frühzeitige Rücktritt der Verwaltungsräte Rita Fuhrer (64) und Angelo Jelmini (63). Sie räumten auf Druck der 164 Delegierten, die nach Lugano gereist waren, ihre Sessel per sofort.

Ebenfalls für heftige Diskussionen sorgt die Lohnerhöhung der Raiffeisen-Verwaltungsräte um rund 44 Prozent im Jahr 2017, wie Kurt Sidler (63), Vertreter der Regionalverbände, gegenüber BLICK bestätigte. Und auch die fürstlichen Saläre der Geschäftsleitung waren Gegenstand hitziger Debatten.

1. November 2017: Die Finma ermittelt gegen Pierin Vincenz.
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY / GAETAN BALLY
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Die Genossenschafter forderten, dass künftig ein «vernünftiger Rahmen» für die Kadersaläre gefunden werden soll. Die Abstimmung über die Erteilung der Décharge wurde auf die ausserordentliche Delegiertenversammlung vom November verschoben.

«Damit geben wir den Delegierten die Gelegenheit, sich ein vollständiges Bild über die Resultate des Verfahrens und der unabhängigen Untersuchung zur Ära Vincenz zu machen», sagte Interimspräsident Pascal Gantenbein zu BLICK.

«Unglaubliche Arroganz»

Allerdings sorgte der vergangene Woche veröffentlichte Bericht der Finanzmarktaufsicht (Finma) zu den Vincenz-Deals bei den Genossenschaftern bereits für rote Köpfe. Die Finma fällte ein vernichtendes Urteil über den Raiffeisen-Verwaltungsrat. Das Gremium habe seine Aufsichtspflicht verletzt, von schwerwiegenden Mängeln ist die Rede. 

Klar ist: Wiedergutmachung ist dringend nötig. Das zeigt ein Schreiben der Raiffeisenbank Horw an 12'000 Adressaten im Wirtschaftsraum Luzern, das BLICK im Vorfeld der Delegiertenversammlung publik machte. Verwaltungsratspräsident Marc Kaeslin (65) forderte darin grundlegend Reformen.

Die Raiffeisenbanken würden von der Zentrale in St. Gallen beherrscht, der Verwaltungsrat sei «nicht mehr glaubwürdig», die Geschäftsleitung «abgehoben». Kaeslin schreibt von einer «himmeltraurigen Entwicklung und «unglaublichen Arroganz».

Nun haben Gantenbein und Gisel bis zur ausserordentlichen Delegiertenversammlung im November Zeit, zumindest ein wenig Vertrauen wiederherzustellen. Sonst wird es eng für das Gespann. 

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