Kritik an Päckliflut
Der Mythos um die China-Billigtarife der Post

Anscheinend profitiert China von günstigen Posttarifen – und somit auch Onlineriesen wie Temu oder Shein. Blick erklärt, wieso das nicht der Grund für die Päckli-Flut ist.
Publiziert: 27.08.2024 um 17:36 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 18:32 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Orange und weisse Plastikpäckli aus China fluten die Schweiz: Bis zu 500'000 Kleinwarensendungen sollen täglich in der Schweiz ankommen. Immer wieder liest man, dass die chinesischen Onlineshops von tiefen Posttarifen profitierten und ihre Waren deshalb so günstig in die Schweiz liefern könnten. China würde nämlich nach wie vor als postalisches Entwicklungsland gelten – und deshalb von günstigeren Gebühren profitieren. Auch bei der Blick-Community kommt die Frage auf

«Dabei handelt es sich um ein Missverständnis», sagt eine Sprecherin des Weltpostvereins gegenüber Blick. Das bestätigt auch die Schweizerische Post auf Anfrage. «China zahlt heute die gleichen Posttarife wie andere Industrieländer in der gleichen Länderklasse – unter anderem Kanada, Japan oder Australien», erklärt ein Post-Sprecher.

Bereits 2016 wurde entschieden, dass China nicht mehr als Entwicklungsland eingestuft wird. Danach folgte eine Transitionsphase. Gemäss Webseite des Weltpostvereins profitieren dagegen Länder wie Sierra Leone, Afghanistan oder der Sudan von tieferen Tarifen. Insgesamt sind 192 Staaten im Weltpostverein.

Onlineriese Temu profitiert nicht von tieferen Posttarifen.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Kleinwarensendungen nochmals teurer

2019 wurde sogar eine Erhöhung für Kleinwarensendungen beschlossen. Genau für diese plastikverpackten Päckli, die Temu und Shein zu Tausenden in die Schweiz schicken. Die Schweizerische Post darf nun die Gebühren für Kleinwarensendungen, die sie der chinesischen Post verrechnet, schrittweise bis 2025 erhöhen: «Wir haben bisher den Spielraum ausgenutzt und die Endvergütungen jeweils maximal erhöht», so der Post-Sprecher weiter. 

Genaue Gebühren legt die Post jedoch nicht offen. Sie erhält für internationale Sendungen eine Entschädigung von den ausländischen Postgesellschaften. Damit kann sie die Kosten für die Sortierung und die Zulieferung in der Schweiz decken. Der Weltpostverein legt diese Tarife fest und berücksichtigt unter anderem Sendungsart und Gewicht. 

Trotzdem verlangen chinesische Onlineshops praktisch keine Versandkosten. Das liegt unter anderem daran, dass sie bewusst mit Kleinwarensendungen die Mehrwertsteuer umgehen. Das heisst, wer bei Temu bestellt, bezahlt zwar einen Preis inklusive Mehrwertsteuer. Doch der Onlineriese muss diese nicht an den Schweizer Staat abführen – und finanziert so seine Versandkosten. Temu wird zudem durch die Muttergesellschaft PDD querfinanziert. 

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