Lebensmittelverschwendung auch in der Schweiz ein Problem
Verwirrung bei Etikett sorgt für mehr Foodwaste

Eine Studie zeigt, dass wir bei Lebensmitteletiketten oft nur auf das Datum schauen. Deshalb landen grosse Mengen von noch gutem Essen im Abfall.
Publiziert: 29.05.2024 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2024 um 14:06 Uhr

Ein Griff in den Kühlschrank, ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum: Zwei Schritte, die darüber entscheiden, was mit einem Lebensmittel passiert. Das Problem dabei: Viele Konsumenten achten sich nämlich nur auf die Zahlenangabe, wie eine Untersuchung der Ohio State University zeigt.

Mit Hilfe der Eye-Tracking-Technologie verfolgten die Forschenden das Verhalten von 68 Konsumenten, wenn sie eine angefangene Milch aus dem Kühlschrank nahmen. Dabei achtete mehr als die Hälfte nur auf das Datum und nicht auf den Begleittext. Der Text bezog sich aber auf das Verpackungs- oder Verkaufsdatum. So übersahen die meisten das tatsächliche Haltbarkeitsdatum und schütteten die Milch weg. Das Branchenmagazin Konsider berichtete zuerst darüber.

Foodwaste ist auch in der Schweiz ein Problem

Diese Erkenntnis passt zur seit Jahren anhaltenden Debatte, ob oder in welcher Weise Verkaufs- und Verbrauchsdaten auf Lebensmitteln sinnvoll sind. Darüber wird auch hierzulande diskutiert. Denn: Die Schweiz belegt im Wegwerfen von eigentlich noch guten Lebensmitteln – sprich Foodwaste – einen Spitzenplatz. Konkret landen laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) jährlich 2,6 Millionen Tonnen an frischen Produkten im Müllcontainer.

Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel geht verloren.
Foto: Keystone
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Der WWF hat den Foodwaste nach Lebensmitteln aufgeschlüsselt. Schweizer werfen jedes Jahr 250'000 Tonnen Frischgemüse weg – umgerechnet in Rosenkohl liesse sich der ganze Sempachersee damit abdecken! Zudem wandern hierzulande über 170'000 Tonnen Brot und 14'772 Tonnen Rindfleisch jährlich in die Tonne.

Ein grosser Anteil der vermeidbaren Lebensmittelverluste geschieht dabei zu Hause. Konkret sind die Haushalte für 778'000 Tonnen Foodwaste verantwortlich, das sind rund 30 Prozent des gesamten Foodwaste in der Schweiz.

Auf den einzelnen Bürger heruntergerechnet ergeben das 90 Kilogramm. Das belastet auch das Haushaltsbudget: Rund 620 Franken kostet die Verschwendung pro Person – für eine vierköpfige Familie sind das fast 2500 Franken im Jahr.

Tipps gegen Foodwaste

Um dies anzugehen, verweist das Bafu bei den Ergebnissen auch auf die bereits 2019 lancierte Kampagne «Save Food, Fight Waste». Darin enthalten sind Tipps gegen Lebensmittelverschwendung: So soll man seine Einkäufe gut planen, Lebensmittel korrekt lagern und Reste möglichst einpacken. Einer der Tipps bezieht sich zudem auf die Haltbarkeit der Lebensmittel – das Haltbarkeitsdatum wird dabei aber aussen vor gelassen.

Bei vermeintlich abgelaufenem Essen sollte man sich auf seine Sinne verlassen: In welchem Zustand ist der Behälter? Wie riecht das Essen? Wie sieht es aus? So vermeidet man auch den Fehler, sich am falschen Datum zu orientieren und das Essen zu früh wegzuwerfen.

Mit diesen zehn Tipps machen Sie Foodwaste den Garaus

1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.

2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.

3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.

4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.

5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.

6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.

7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.

8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.

9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.

10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)

1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.

2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.

3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.

4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.

5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.

6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.

7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.

8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.

9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.

10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)

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