Migros, Nestlé & Co. bewegen sich auf schmalem Grat
So gehen Firmen mit umstrittenen Kinderfotos im Netz um

Für die einen ein Klick-Boost, für andere ein No-Go. Kinderbilder auf Social Media polarisieren, die Eltern erhalten als Familien-Influencer viel Aufmerksamkeit. Auch für Unternehmen und ihr Marketing ist es eine Wanderung auf dem schmalen Grat.
Publiziert: 08.08.2023 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2023 um 11:22 Uhr
Robin Wegmüller und Milena Kälin

Ganz gleich ob ein Familienausflug am Vierwaldstättersee, Babyöl, Bastelanleitungen oder kinderfreundliche Rezepte: Mittlerweile haben sich Familien-Influencer auf den Sozialen Medien breit gemacht. Sie posten Videos und Bilder aus ihrem Alltag. Sowohl Organisationen wie Schweiz Tourismus als auch Unternehmen wie Migros, Weleda und Nestlé greifen darauf zurück.

Der Grund, wieso viele Firmen mit Kindern Werbung machen, ist einfach. «Babyposts kommen immer am besten an und generieren am meisten Klicks», erklärt Daniel Koss (27), Geschäftsführer der Influencer Marketing Agentur Yxterix. Dabei würden manche Eltern ihr Kind aber schon fast als Instrument verwenden, um auf Social Media mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Dabei ist der Umgang mit Kinderbildern im Netz umstritten. Denn auch harmlose Bilder können im Darknet landen. Trotzdem arbeiten immer mehr Schweizer Firmen mit Familien-Influencern zusammen.

Schweiz Tourismus bleibt vorsichtig

So auch Schweiz Tourismus: Dort hat die Arbeit mit Influencern einen hohen Stellenwert im Marketing. «Sie können Botschaften auf authentische Weise an ihre treue Anhängerschaft mit ähnlichen Lebensrealitäten vermitteln», sagt eine Sprecherin. Dabei machen Content Creators, die sich auf Familien spezialisiert haben, aber nur einen kleinen Teil aus.

Der Umgang mit Kinderbildern im Netz ist umstritten. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
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Eine Medienwelt ohne Kinder sei gemäss Schweiz Tourismus zudem illusorisch. «Es ist wichtig, dass auch Kinder präsent sind, um beispielsweise als Vorbilder fungieren zu können», sagt die Sprecherin. Das Kindeswohl stehe natürlicher immer an erster Stellen. «Bei den von uns gewählten Content Creators, sind wir uns sicher, dass die geposteten Videos und Fotos mit aller Seriösität beurteilt werden.»

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Auch die Migros arbeitet mit Influencern im Familienbereich zusammen. Für den Detailhändler braucht es dabei aber kein lachendes Kindergesicht im Bild. «Uns geht es nicht um Baby- oder Kinderbilder für mehr Klicks, sondern um das Produkt oder die Inspiration», sagt Christian Keller (36), Projektleiter Media und zuständig für Influencer-Kampagnen. Die Inhalte sollen den Konsumenten – in diesem Fall Familien – ansprechen.

Schlussendlich liege der Entscheid bei der Influencerin oder dem Influencer. Die Migros gibt lediglich Empfehlungen ab. «Wir empfehlen, auf eine Beteiligung von Kindern zu verzichten», sagt Keller. Die Migros sorgt aber auch vor: Bevor sie einen Influencer anfragt, wird dessen Content genau analysiert. «Gewisse Influencer kommen so gar nicht in die engere Auswahl», erklärt Keller.

Diese Agentur verzichtet auf Kinderfotos

Drastischer sieht es Marketing-Agentur Onlinekarma: «Wir raten klar davon ab, Kinderbilder auf Social Media zu publizieren», sagt Geschäftsführer Raphael Guldimann (37) zu Blick. Seine Agentur arbeitet deshalb nicht mit klassischen Familien-Influencern zusammen.

Guldimann: «Personen in unserem Umfeld und Influencer sowie Influencerinnen empfehlen wir auf Kinderbilder komplett zu verzichten. Dies sowohl auf den klassischen Sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook als auch bei den WhatsApp Stories und Profilbildern.»

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