«Einen Pädophilen reicht das Gesicht».
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Bachelorette 2017 Eli Simic:«Einem Pädophilen reicht das Gesicht»

Influencer verdienen bis zu 2500 Franken pro Post
Das heikle Geschäft mit den Insta-Babys

Influencerinnen und Influencern, die ihren Nachwuchs auf Social Media präsentieren, winken nicht selten attraktive Gagen durch bessere Reichweiten. Es lauern aber auch grosse Gefahren hinter der schönen Instagram-Familienwelt.
Publiziert: 07.08.2023 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2023 um 19:56 Uhr
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

Führt man mit Influencerin und Ex-Bachelorette Eli Simic (35) ein Videointerview, dann ist eines klar: Tochter Mia (5) hat nichts im Bild zu suchen. Die Kindergärtlerin weiss ganz genau: Wenn Mami ihren Job macht, muss sie sich von der Kamera fernhalten, und daran hält sich Mia vorbildlich. «Ich habe während der Schwangerschaft mit Mia nicht einmal das Ultraschallbild öffentlich gemacht. Ich wollte nicht, dass das erste Nacktbild meiner Tochter überall zu sehen ist», sagt Simic im Interview mit Blick.

«Influencer zeigen ihre Kinder oft nur noch von hinten»
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Expertin zu Sharenting:«Influencer zeigen ihre Kinder oft nur noch von hinten»

Was im ersten Moment lustig klingt, hat für die Thurgauerin einen ernsten Hintergrund: «Ich zeige Mia nirgendwo, sei es in den Medien oder auf meinen Social-Media-Plattformen, weil ich sie schützen will.» Die Angst, dass Bilder ihrer Tochter in falsche Hände geraten könnten, ist bei Eli Simic gross. So gross, dass die Influencerin, mit 15'000 Followern, sogar auf Einkommen verzichtet. «Natürlich gab es Kooperationsanfragen für Social Media, auf denen ich mein Kind hätte erkennbar zeigen sollen, aber das sage ich alles ab. Für kein Geld der Welt würde ich meinen Standpunkt ändern. Mia bleibt auf Social Media unerkannt.»

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Bis zu 2500 Franken pro Post

Dass Eli Simic mit ihrer Tochter ihre Influencerinnen-Kasse aufbessern könnte, bestätigt Tanja Herrmann (35), Geschäftsführerin der Social-Media-Agentur Webstages. «Influencer und Influencerinnen mit Kindern und grossen Communitys sind bei der Werbekundschaft sehr gefragt. Sie können mit gut produzierten Posts bis zu 2500 Franken pro Beitrag verdienen.» Die Beliebtheit von Kinder-Content sei hoch, da Firmen für Familienausflüge, -unternehmungen und -produkte die Möglichkeiten der Mami- und Papi-Influencer für sich entdeckten, so Herrmann weiter.

Unternehmerin und Influencerin Sara Leutenegger zeigt ihre Söhne Lio und Pablo (nicht im Bild) auf Social Media und bindet sie auch in Kooperationen mit Werbepartnern ein.
Foto: Instagram
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«Man darf nicht die Augen davor verschliessen, dass die Generation meiner Kinder mit Social Media aufwächst.»
Sara Leutenegger (28), Influencerin
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«Ich will meine Kinder auf die Internet-Realität vorbereiten»
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Influencerin Sara Leutenegger:«Ich will meine Kinder auf die Internet-Realität vorbereiten»

Model und Unternehmerin Sara Leutenegger (28) ist mit 125'000 Followern, eine der erfolgreichsten Influencerinnen in der Schweiz. Sie hat diese Erfahrung nach der Geburt ihres ersten Sohns Lio (2) gemacht: «Dadurch, dass ich Mutter geworden bin und die Jungs gezeigt habe auf Social Media, sind auch mehr Brands auf mich zugekommen, die Kinderprodukte bewerben wollten.» Ihre beiden Jungs – Söhnchen Pablo kam vor sieben Monaten zur Welt – sollen von dem Erfolg ihrer Mama auch profitieren, erklärt Leutenegger. «Ich habe für Lio und Pablo je ein Konto angelegt, auf das ich bei jedem Post, auf dem sie zu sehen sind, einen Batzen einzahle. Das Geld bekommen sie dann mit 18 Jahren ausgezahlt.»

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Das Influencer-Paar Frieda Hodel (41, 49'800 Follower) und Fabio Zerzuben (40, 25'800 Follower) integriert seine Töchter Zuria (5) und Kaia (2) ebenfalls in ihre Social-Media-Kooperationen: «Bei uns war das kein bewusster Entscheid, und wir forcieren das auch nicht. Wenn die Kinder in Werbeposts passen, dann sagen wir zu, wenn nicht, dann nicht», sagt die Ex-Bachelorette, und ihr Mann ergänzt: «Frieda war schon eine Person des öffentlichen Lebens, bevor unsere Töchter zu Welt kamen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags, den wir authentisch zeigen möchten.»

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«Man verliert so schnell die Kontrolle darüber, wer mit Kinderbildern welche Absichten hat.»
Eli Simic (35), Influencerin
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Für Eli Simic ist das kein Argument: «Natürlich ist auch meine Tochter Teil meines Lebens, und ich möchte auf Instagram authentisch sein. Darum findet Mia zwar auf meinen Kanälen statt, aber man kann sie nicht erkennen. Wir schützen die Kinder vor allem, bringen ihnen bei, dass sie zu keinem Fremden ins Auto steigen sollen. Aber Bilder von ihnen, die posten wir freimütig im Internet, wo jeder sie herunterladen und verteilen kann. Dann verliert man so schnell die Kontrolle darüber, wer mit diesen Kinderbildern welche Absichten hat.»

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Vorsicht bei Kinder-Content ist stark gestiegen

Social-Media-Expertin Tanja Herrmann kennt diese Sorgen auch seitens ihrer Kundinnen und Kunden: «Das Bewusstsein für dieses Thema ist in den vergangenen Jahren auf allen Seiten stark gestiegen. Die Family-Influencerinnen und -Influencer lassen heute viel mehr Vorsicht walten, wie sie ihre Kinder auf Social Media zeigen, als noch vor ein paar Jahren.»

Sara Leutenegger schlägt in dieselbe Kerbe: «Wir schauen die Bilder immer mit Lio an und erklären ihm, warum die einen Fotos gepostet werden können und andere auf keinen Fall. Man darf nicht die Augen davor verschliessen, dass die Generation meiner Kinder mit Social Media aufwächst. Darum müssen sie wissen, wie sie sich verhalten und schützen können.»

Auch das Ehepaar Hodel-Zerzuben hat eine ganz klare Strategie, wie ihre Töchter auf den Posts zu sehen sind: «Zuria und Kaia sind immer bedeckt gekleidet oder, wenn wir im Wasser sind, wir positionieren uns so, dass man nicht zu viel Haut sieht. Ausserdem ist immer mindestens einer von uns beiden mit auf den Bildern. Doch wenn sie in der Badi oder im Kindergarten sind, kann auch einer mit der Kamera rumlaufen und die Kinder fotografieren. Man ist leider nirgendwo richtig geschützt.»

Eli Simic nimmt diesen Schutz lieber in die eigenen Hände: Ihre Mia sei noch weit weg davon, sich mit Social Media auseinanderzusetzen. «Wenn sie dann ihr eigenes Handy hat und selbst Instagram benutzen will, werde ich auf jeden Fall ein strenges Auge darauf haben», sagt die Ex-Bachelorette. «Vielleicht bin ich da etwas zu altmodisch, aber mein Kind gehört nicht erkennbar ins Internet.»

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